#19 - Heute. Halb sieben. Selber Ort.

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Ich dachte darüber nach, dass Mom die Nummer von dem 1D-Manager hatte.

Ich meine, klar ist das cool und ich könnte Harry so erreichen, aber war das nicht ein bisschen peinlich, das über den Manager zu machen? Als wäre das irgendeine geschäftliche Angelegenheit und nicht ... das, was das hier auch immer war, zwischen Harry und mir.

Ich seufzte auf und legte meine Stirn auf die Schreibtischplatte mitten auf die ganzen Papiere. In ein paar Minuten würde Mom rauskommen und wir würden etwas essen gehen.

Ich hatte Mom die letzten Tage wirklich sehr vermisst. Sie kam selten nach Hause, und wenn dann nur zum Essen und verzog sich dann entweder in ihr Büro im Keller oder in ihr Bett. Sie sagte nichts, aber ich glaubte, dass sie gerade eine sehr schwere Zeit durchmachte. Sie hatte jeden Augenblick ihres Tages durchgeplant, und wenn sie dann erschöpft nach Hause kam, wartete nicht einmal ihr Ehemann auf sie, der sie dann liebevoll in die Arme schloss oder ihre verspannten Schultern massierte.

Uns machte es allen zu schaffen, dass Papa jetzt seit schon vier Monaten in New York lebte. Wir sahen ihn viel zu selten. Ich muss ihn heute unbedingt anrufen und fragen, ob er am Wochenende nach Hause kommt, dachte ich gerade, als Moms Bürotür aufging und sie lächelnd herauskam.

„Ich habe jetzt wirklich Hunger! Wie wär's mit Vapiano?", schlug sie vor und strahlte mich an.

„Ja, gerne", gab ich grinsend zurück und sie hakte sich bei mir ein, als wir in Richtung Fahrstuhl gingen.

~~~

„Da muss ich Caro wirklich zustimmen – wie ein Kinofilm!", seufzte Mom schwärmerisch.

„Mom", sagte ich ein wenig reserviert und holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück, „wenn das ein Kinofilm wäre, dann würde er jetzt hier auftauchen, mir seine Liebe gestehen und dann käme der Abspann."

Ich zog schlürfend an meinem Strohhalm und sah sie an.

Sie wuschelte mir durch meine Haare, die ich inzwischen aus ihrem Dutt befreit hatte, und sagte grinsend: „Tja, das Leben ist aber nicht Hollywood. Also musst du deinem Schicksal eben in den Arsch treten –  entschuldige den Ausdruck – und das selber in die Hand nehmen!"

Ich stöhnte auf und begrub mein Gesicht in meinen Händen. „Mom, was meinst du denn, wie gerne ich das machen würde! Nur schon mal drangedacht, dass wir von Harry Megastar Styles sprechen?! Da kann ich leider nicht hingehen und Sturm klingeln." Ich spielte auf die Geschichte mit Nico damals an, aber darüber wollte ich jetzt lieber nicht nachdenken.

„Ja, da hast du wohl recht", stimmte Mom mir geknickt zu. „Und du willst es wirklich nicht über den Manager versuchen?"

Ich hatte ihr meine Sichtweise erklärt und sie konnte mich eigentlich auch verstehen, wieso ich den Manager nicht anrufen wollte.

Ich schüttelte bestimmt den Kopf. „Nein. Wenn das zwischen Harry und mir weitergehen soll, wird sich das Schicksal eh schon wieder was möglichst Fieses ausgedacht haben", verdrehte ich die Augen.

Mom lachte. „Da muss ich dir wohl wieder zustimmen."

Sie widmete sich wieder ihren Nudeln. Ich stocherte lustlos in meinem Salat herum. Ich hörte, wie mein Handy eine Nachricht ankündigte, und holte es aus meiner Tasche.

Ich hatte Caro vorhin schnell in der U-Bahn geschrieben, was im Büro vorgefallen war. Sie arbeitete momentan in einer Bäckerei, weswegen ich sie nicht anrufen konnte. Jetzt hatte sie gerade auch Pause, aber ich wusste aus Erfahrung, dass sie in ihrem Kabuff im Keller der Bäckerei kein Netz zum Telefonieren hatte und es nur zum Nachrichten Verschicken reichte.

Ich überflog kurz ihre Antwort. Ich würde sie später anrufen, mir war nicht nach tippen.

Mein Finger strich über meinen Bildschirm und ich switchte zwischen den verschiedenen App-Seiten hin und her. Aus Langeweile tippte ich auf die Twitter-App.

Ich scrollte die Nachrichten hoch. So gut wie alle Nachrichten drehten sich hauptsächlich um die EMAs am Wochenende. Sämtliche Stars freuten sich schon drauf. Wow, da würde echt was geboten sein. Wie gern würde ich hingehen.

Ich scrollte weiter und blieb bei einem Tweet von @real_liam_payne hängen.

Wunderbarer Morgen mit den Jungs und ein paar netten Leuten. Besser kann man die Woche gar nicht starten :)'

Ich musste grinsen. Och, wie süß, damit waren dann wohl wir gemeint.

Lächelnd scrollte ich weiter.

Nächster Tweet.

@NiallOfficial
Heute Horan-Hug an das schönste Mädchen der Welt vergeben (: x'

War damit etwa ich gemeint?! Oha, okaaaay... Schnell scrollte ich weiter.

Ich überflog noch ein paar Sachen von Selena Gomez, Rihanna usw., als mir ein weiterer Tweet ins Auge sprang.

Den Namen hätte ich überall entdeckt.

Der Tweet enthielt nicht viel, aber das, was er enthielt, ließ mein Herz so laut pochen, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen hörte.

Ich keuchte auf.

Mom sah von ihren Nudeln zu mir auf.

„Was ist los?", fragte sie neugierig und alarmiert zugleich.

Ich starrte sie nur an.

Sie nahm mir mein Handy aus der Hand und murmelte:

„ Harry Styles. Heute, halb sieben, selber Ort."

Sie sah mich an. „Meint er damit etwa....?" Sie war fast genauso sprachlos wie ich.

Ich nickte stumm. Langsam breitete sich ein breites Lächeln auf Moms Gesicht aus. Sie konnte vor Freude kaum noch sitzen.

„Oh, Sammy, dein Schicksal will sich wohl bei dir entschuldigen!", quiekte sie schon fast.

Ich erwachte schwerfällig aus meiner Starre. Ich konnte es nicht glauben.

„Okay, du hast jetzt Feierabend. Du musst heimfahren und dich fertig machen. Du fährst mit dem Auto zur Olympiahalle, okay, ich zahl dir auch den Sprit, aber ich möchte nicht, dass du alleine so weit abends mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährst", sagte sie und zog mich in eine Umarmung.

„Oh Gott, Mom", flüsterte ich nur. Ich freute mich so sehr, ich konnte es gar nicht in Worte fassen.

Benommen fuhr ich mit der S-Bahn nach Hause.

Als ich selig lächelnd das Gartentor öffnete und zur Haustür lief, sah ich dort eine Gestalt auf der Stufe sitzen und traute meinen Augen nicht.

„Nico?!?"

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt