#35 - Ups.

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Waynes Kollegin Nina stellte sich als eine bildhübsche Frau Mitte zwanzig mit goldblonden Locken heraus. Sie wartete lächelnd auf uns, während sie lässig am Tresen lehnte, auf dem am Samstag die vollbeladenen Teller auf uns warten würden.

„Krass, ist die hübsch!", entfuhr es Joy. Ich nickte zustimmend und starrte Nina an.

„Sag mal, erinnert sie dich auch an...", fing ich an und Joy unterbrach mich und sagte: „Jessica Alba? Ja, voll! Aber sie ist echt schöner als Jessica Alba."

Die Jungs schienen sie wohl ebenso heiß zu finden. Ich beobachtete grinsend, wie einer nach dem anderen sie von oben bis unten abcheckte und sie als MEGAHEISS einstufte. Ich sah zu Joy und wollte sie auf die Jungs aufmerksam machen, aber sie grinste wissend zurück und ich musste ein Lachen unterdrücken.

In dem Moment fing Nina mit einem breiten Lächeln an zu sprechen: „Hallo alle zusammen, ich bin Nina, die Assistentin der Gastronomieleitung für die EMAs, also Waynes Assistentin, oder auch seine rechte Hand und Gehirnhälfte."

Wir lachten.

Die nächste halbe Stunde ging Nina noch einmal die Grundlagen des Kellnerns durch – wie man das Tablett hält, wie man Bestellungen aufnimmt, wo das Essen warten würde. Alles ganz easy, das kannten wir ja alle schon.

Dann präsentierte sie uns die Speisekarte.

„Holla, ich will nicht wissen, wie viel man in einem normalen Restaurant dafür bezahlen würde", raunte ich Joy zu, als wir lasen, was wir servieren würden. Von Rehrücken über Lachs und goldgebratenen Kartoffeln bis hin zu Kaviar und Hasenfilet.

Und das war bisher nur die Hauptspeise.

Es gab nämlich fünf Gänge.

„Uff, da haben wir ganz schön was zu schleppen", lachte Joy.

„Ey für das Geld tu ich alles", antwortete ich ihr. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich so viel für diesen Abend kriegen würde! Vielleicht konnte Mom mir ja in Zukunft öfter solche Jobs zuschustern, dachte ich grinsend.

„So, die Jungs dürfen jetzt gehen, mit den Mädels muss ich noch kurz was besprechen", sagte Nina, woraufhin alle männlichen Gastronomiemitarbeiter – wie wir offiziell hießen, Kellner war wohl zu normal – in Richtung Tür tigerten und das Gebäude verließen.

Nina lächelte uns an und meinte: „Es tut mir Leid, dass ich euch länger hierbehalten muss, aber ich muss euch noch einiges zur richtigen Kleidung für Samstag erklären. Ich weiß, dass Wayne vorhin schon kurz davon gesprochen hat, aber ich werde das nun genauer ausführen." Sie blickte eine nach der anderen offen an und fuhr fort: „Die Kleidung ist bei einem Kellner bei so einer Veranstaltung das A und O. Hier kann niemand im Chiller-Look daherkommen."

Und nun wurden wir in die Welt der Gastronomiemitarbeiter-Klamotten-Welt eingeführt. Nina nannte uns Geschäfte hier in der Nähe, in der wir uns die schwarzen Blusen kaufen konnten, sie erklärte, welche Schuhe erlaubt waren und sagte gleich noch dazu, dass wir mehrere Paare mitbringen sollten und so weiter und so weiter.

Eigentlich sagte sie das, was mir eh schon klar geworden ist, als Wayne das Thema kurz angerissen hatte.

Als sie fertig war, entließ sie uns mit einem Lächeln. „Wir sehen uns am Samstag, meine Süßen!"

Joy und ich liefen gemeinsam zur U-Bahn-Station. Sie musste genauso weit mit der U-Bahn fahren wie ich, da sie auch nur mit der S-Bahn nach Hause kam. Allerdings wohnte sie im Norden von München und ich ja westlich von München.

Als wir uns verabschiedet hatten und ich in die S-Bahn stieg, zog ich mein Handy aus meiner Jeansjacke. Ich hatte gesehen, dass Whatsapp mehrere Nachrichten angezeigt hatte, aber ich war zu beschäftigt mit den EMAs gewesen, dass ich sie noch gar nicht beachtet hatte.

Ich tippte auf die App und mir wurden zahlreiche neue Nachrichten in mehreren Chats angezeigt.

Jana hatte mir 12 Nachrichten geschrieben. Ich verdrehte die Augen und grinste.

Von Caro waren drei da.

Mom hatte auch was geschrieben – und eine Nachricht hatte ich von Ilona bekommen.

Oh, heiliger! Ich riss die Augen auf und beinahe fiel mir mein Handy aus der Hand. Wir hatten ja heute Training, das hatte ich fast vergessen!

Hektisch sah ich auf meine Handyuhr. Es war 16.37 Uhr. Um halb sechs musste ich im Tanzstudio sein. Oh oh, da musste ich mich jetzt aber sputen.

Als die S-Bahn an meiner Haltestelle war, hastete ich aus der S-Bahn. Während ich lief, rief ich Ilona an. Sie war mit mir gemeinsam die Leitung unserer Tanz-Crew. Sie war ein lustiges, hübsches Mädchen mit wasserstoffblonden langen Haaren, meistens zu schwarz geschminkten Augen (was ihr aber trotzdem echt stand) und einer megagroßen Klappe, die ständig irgendwelche Sprüche riss, über die man sich kugelig lachen konnte.

„Hey yooooo, Saaaaaam!", tönte ihre Stimme aus meinem Handy und ich musste sofort breit grinsen.

„Hey Lonie, alles klar?"

„Na sichiiii! Ich freu mich schon auf dich, wenn du deinen süßen Hintern heute zum Training bewegst! Wir haben uns schon eeeeewig nicht mehr gesehen!"

„ja, schon ganze zwei Wochen nicht mehr", gab ich lachend zurück.

Inzwischen war ich vor der Haustür angekommen. „Du, ich muss dich jetzt leider abwimmeln, ich muss mich beeilen, damit ich es bis um halb sechs schaffe. Bis später!"

„Na gut, dann halte ich dich nicht auf, ciaoii, Schnucki!"

Ich schloss die Tür schnell auf und verstaute währenddessen mein Handy in der Hosentasche.

„Hallohoo!", rief ich, als ich den Flur trat. Mom antwortete von irgendwo, aber ich kam nicht dazu, sie zu suchen, weil mein Handy sofort wieder klingelte.

„Ja?", ging ich ran, ohne zu schauen, wer anrief.

„So hab ich's gerne: online gehen, aber nicht mal meine Nachrichten lesen geschweige denn antworten können, du Pappnase!"

Ups.

„Sorry, Caro, ich bin grad total im Stress. Ich bin vor zehn Sekunden zur Tür reingekommen, ich muss jetzt ganz schnell was essen, mich umziehen und dann zum Training fahren!", antwortete ich, während ich in die Küche hastete und dabei überlegte, was ich mir jetzt zum Essen machen konnte. Ich stellte kurzer Hand einen Topf Nudelwasser auf den Herd.

„Ja, da wird deine beste Freundin natürlich überbewertet", gab sie schnippisch zurück. Ich verdrehte die Augen. Mann, da war sie wirklich immer so empfindlich.

„Sorry, ich mach's wieder gut, okay?", schlug ich vor.

„Gut", kam zurück, „ich weiß auch schon wie."

Oh Gott.

„Ach ja?", gab ich ein wenig skeptisch und alarmiert zurück.

„Du kommst heute Abend mit. Keine Widerrede."

Ich riss die Augen auf, hielt mitten in der Bewegung inne und verzog das Gesicht. Ich hatte irgendwie...kein gutes Gefühl.

Nur hatte ich keinen blassen Schimmer, wovon sie redete.

„Wohin muss ich mitkommen??"

[Rechts könnt ihr ein Bild von Nina (bzw Jessica Alba) sehen! ;)
Dankedankedanke dass ihr meine Geschichte lest!:) Ich freue mich immer über Kommentare und Votes! :* ]

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