#115 - Sleepyhead

74.7K 3.4K 332
                                    

Die Arme, die mich umschlungen, als hätten sie Angst, dass mich ihnen jemand im nächsten Moment entreißen würde. Aber mich würde hier nichts und niemand wegkriegen.

„Puuhh, mir ist echt warm", riss Harry mich aus meinen Gedanken und stöhnte leise auf. Er ließ mich los, sodass ich ein Stück zur Seite rutschte, und setzte sich auf.

„Stört's dich, wenn ich mein Shirt ausziehe?", fragte er und drehte sich zu mir um.

„Ne ne, mach nur", sagte ich mit einer wenig hohler Stimme und versuchte, mich weiterhin auf den Fernseher zu konzentrieren, in dem eh nur irgendein amerikanischer Schmarrn lief.

AtmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenatmenATMEEEEEN!!!

Sam. Atmen.

Atmennnn.

Im Augenwinkel sah ich, wie Harry in einer Bewegung sowohl sein Sweatshirt als auch sein weißes T-Shirt, das er darunter trug, auszog und mir seinen tätowierten Wahnsinnsoberkörper präsentierte. Ich starrte ihn zwei Sekunden an und wandte dann schnell meinen Blick ab, um nicht ertappt zu werden.

Klar kannte ich Harry ‚oben ohne', aber eben nur von Fotos. Der Schmetterling auf seinem Bauch strahlte mir zusammen mit all seinen anderen Tattoos entgegen. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Tattoos – aber Harrys mochte ich einfach nicht. Genauso wie die von Zayn und Louis. Einfach nur sinnlos.

Aber ich musste zugeben... trotz alledem sahen sie an Harry gut aus. Der konnte eh tragen, was er wollte, er würde immer verboten gut aussehen.

Noch während er Pulli und T-Shirt fallen ließ, sank er zurück auf das Kissen und zog mich schon wieder zu sich her. Er zog die Decke wieder über uns, bei mir bis zu den Schultern und bei ihm bis zur Brust. Ich ließ meinen Kopf wieder an seine Schulter sinken und rutschte noch näher zu ihm. Sofort verstärkte sich der Griff seines Arms um meinen Körper.

Wir passten perfekt zusammen.

Unsere Körper, die so nahe beieinander lagen, dass kein Luftmolekül mehr zwischen uns gepasst hätte, ergänzten sich perfekt. Wir waren wie zwei Puzzleteile, die endlich zueinander gefunden hatten.

Vorsichtig ließ ich meinen Arm unter der Decke zu ihm rüberwandern und ließ meine Hand auf seinen Bauch sinken und strich sanft mit den Fingerspitzen über seine weiche Haut.

Im nächsten Moment spürte ich, wie eine Gänsehaut seine Haut überzog, seine Lippen über meine Schläfe strich und er mit der Hand über meine Schulter fuhr.

Ich lächelte und schloss die Augen.

„Wann genau fliegt ihr morgen früh?", fragte ich ihn mit leiser Stimme nach ein paar Minuten, in denen nur das kaum hörbare Geplapper des Fernsehmoderators zu hören gewesen war.

Keine Antwort.

Ich wartete noch einen Augenblick, aber es kam immer noch nichts.

„Harry?"

Immer noch nicht.

Vorsichtig drehte ich den Kopf nach oben und musste im nächsten Moment lächeln, als ich sah, dass er eingeschlafen war.

Ganz langsam, um ihn nicht zu wecken, richtete ich mich ein wenig auf und stützte mich auf meinem Ellbogen ab, um ihn besser betrachten zu können.

Wie, bitte schön, war es möglich, dass er beim Schlafen noch schöner aussah, als er es sowieso schon tat?

Ich schob meine Hand unter der Decke hervor und ließ sie zu seinem Gesicht nach oben wandern. Sanft fuhr ich ihm über die Wange und strich die paar Haarsträhnen, die ihm in die Stirn gefallen waren, nach hinten.

Er sah so perfekt aus.

Diese Lippen, diese Nase, diese Augenlider, diese Wangenknochen.

Sein Gesicht hatte einen unbeschwerten, glücklichen Ausdruck, als könnte nichts und niemand sein Gemüt betrüben. Ich wusste irgendwie unwillkürlich, dass dies ein besonderer, kostbarer Moment war. Nur während man schlief, vergaß man all seine Lasten und Probleme.

Und davon hatten die fünf beliebtesten Jungs dieser Welt mehr als genug.

Es war unvorstellbar, was eigentlich für ein Druck und was für Lasten auf ihren Schultern ruhten. Niemand nahm das irgendwie richtig wahr.

Ich fuhr ihm nochmal vorsichtig durch seine (kaum noch vorhandenen) Locken und seine Augenlider flatterten ein wenig.

„Ich fahre jetzt nach Hause", hauchte ich, nicht sicher, ob er wach war und mich hörte, oder ob er nur im Schlaf auf meine Berührung reagiert hatte.

„Nein", murmelte er, drehte sich auf die Seite, sodass er direkt mit dem Gesicht zu mir lag, und ließ seine Arme träge zu meiner Taille wandern. Er schlang sie, obwohl er ja eigentlich schlief, erstaunlich fest um mich, sodass ich mich keinen Millimeter mehr bewegen konnte.

„Du bleibst hier", murmelte er und vergrub sein Gesicht in meinen schwarzen Locken.

Mein Bauch fing an zu kribbeln und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, ohne dass ich es merkte. Sein warmer Atem fuhr an meinem Hals entlang und ich senkte den Kopf ein wenig, sodass meine Stirn an seiner Schläfe ruhte.

„Ich will aber nicht in der Jeans schlafen", argumentierte ich schwach und fuhr wieder mit den Fingern durch seine Haare.

„Dann zieh sie halt aus. Kannst mein T-Shirt anziehen", kam die dumpfe, kaum hörbare Antwort.

Noch mehr Herzklopfen.

„Dann musst du mich aber loslassen, sonst kann ich nicht aufstehen", flüsterte ich schmunzelnd und wartete, bis er seine Arme von mir löste.

Er grummelte ein wenig, zog mich erst noch enger an sich und strich mit den Lippen über mein Schlüsselbein, bevor er mich freigab und sich wieder auf den Rücken drehte, ohne die Augen zu öffnen.

Lächelnd schälte ich mich aus der Decke und stand aus dem Bett auf.

Als erstes schaltete ich schnell den Fernseher aus, der nervte mich eh tierisch.

Ah, endlich Stille.

Harry drehte sich seufzend auf die andere Seite, sodass er mir den Rücken zudrehte.

Ich klaubte seinen Pulli und sein T-Shirt vom Boden auf, zog schnell meine Jeans und meine Strickjacke aus und schlüpfte in sein T-Shirt. Als ich meine langen Haare unter dem Saum herausholte, stieg mir der wunderbare, einzigartige Geruch von Harrys Shirt in die Nase und mein Bauch kribbelte noch mehr, als er es eh schon die ganze Zeit tat, und meine Knie drohten, unter mir nachzugeben.

Ich strich mit den Händen über den Stoff des Pullis und lächelte vor mich hin.

Ich konnte es nicht glauben. Immer noch nicht.

Wir hatten uns wirklich endlich gefunden.

‚Tja, aber trotzdem küsst er dich nicht...', flüsterte mein Unterbewusstsein irgendwo in den Tiefen meines (etwas benebelten) Hirns, und mein Hochgefühl bekam einen kräftigen Dämpfer.

Ich schüttelte leicht den Kopf, um diese Stimme zu verscheuchen. Ich ließ den Pulli sinken und fischte mein iPhone aus meiner Tasche, die achtlos neben dem Bett auf dem Boden lag. Ohne draufzuschauen, schaltete ich es auf stumm und legte es auf den Nachtisch auf meiner Seite des Bettes.

Dann krabbelte ich zurück unter die Decke zu Harry, der mir immer noch den Rücken zudrehte und inzwischen bestimmt schon tief und fest schlief.

Ich schmiegte mich an seinen Rücken und drückte ihm einen Kuss zwischen die Schulterblätter.

Seine Hand suchte unter der Decke nach meiner und zog sie dann zu sich nach vorne an seinen Bauch, wo er unsere Finger miteinander verschränkte.

Ich glaube, ich bin noch nie mit so einem wunderbaren Lächeln im Gesicht eingeschlafen wie in diesem Hotelzimmer.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt