#92 - Donnerstag 2.0 - na geil.

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„Caro, jetzt halt einfach die Schnauze!!!", fuhr ich sie aufgebracht an.

Sie tobte seit einer halben Stunde, weil ich partout nicht mitgehen wollte, und ich sah ihr dabei zu, wie sie von einer Seite unseres Wohnzimmers zur anderen fegte und sich dabei lautstark aufregte.

Leo hatte sich nach ganzen zwölf Sekunden aus dem Staub gemacht. Caro war uns beiden in diesem Zustand eigentlich nicht geheuer, aber ich konnte leider nicht einfach so wie er die Biege machen, dann würde sie so richtig austicken.

„Du bist so blöd, Sam! Jetzt komm bitte! BITTE!", rief sie, warf die Hände in die Luft und funkelte mich böse und gleichzeitig auch verzweifelt an.

„Nein, Carolina."

„Bitte, Samantha!!"

„NEIN! Was verstehst du an Nein nicht!? Ich will nicht! Kannst du das nicht bitte akzeptieren?", antwortete ich leise und fuhr mir mit der Hand über die Stirn. Ich hatte keinen Nerv dazu, mit ihr zu streiten, aber sie wollte es einfach nicht einsehen, dass ich nicht wollte. Wenn sie mal nicht weggehen wollte, musste jeder das verstehen und keiner durfte nach dem Grund fragen. Aber bei anderen verstand sie das nie. War immer das Gleiche.

„Pf, na gut", gab sie eingeschnappt nach und hielt den Zeigefinger in die Höhe, mit dem sie im nächsten Moment auf mich deutete, „naaa gut. Aber dafür holst du mich heute Nacht ab."

Ich zog nur die Augenbrauen hoch.

„Du wirst mich fahren", sagte sie noch einmal, „wenn du schon nicht mitkommst und mich alleine und im Stich lässt, dann kannst du das wenigstens für mich machen."

„Als hättest du nicht genug andere Freunde, die du da alle treffen wirst", nahm ich ihr den Wind aus den Segeln, aber sie zuckte mit den Schultern.

„Na und? Ich hab aber nur eine beste Freundin, eine Seelenverwandte, eine Sammy!" Sie sah mich mit ihrem herzzerreißendsten Hundeblick an, aber ich war immun gegen den, deswegen verdrehte ich nur die Augen – und kapitulierte letztendlich.

„Okay, du kleiner Teufel, ich fahre dich."

„Ich liebe dich!! Danke!!!", quiekte sie und fiel mir um den Hals. „Schöner wäre aber, wenn du mitkommen würdest..."

„Tuuuu iiich aaaber niiiiicht!"

„Jaaaha, ich hab's kapiert!"

„Wow, auch mal endlich", antwortete ich muffig und sie streckte mir die Zunge raus.

~~~

Im Laufe des Nachmittags und Abends bekam ich ungefähr noch fünfhundert Nachrichten von Caro, die sich mit ihrem Inhalt abwechselten: Entweder schrieb sie, wie sehr sie mich hasste, weil ich nicht mitkam, oder sie schrieb, dass sie mich liebte, weil ich sie heute Nacht abholen und jetzt dann hinfahren würde.

„Mom, ich fahre kurz", sagte ich, als ich den Kopf durch die Küchentür steckte.

„Wohin?", fragte sie und drehte sich lächelnd zu mir, als sie am Kühlschrank stand.

„Caro geht feiern, und da ich kein Bock habe mitzukommen, ist sie sauer und als Entschädigung spiele ich Chauffeur für sie."

„Ihr zwei seid wie ein altes Ehepaar", lachte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Fahr vorsichtig, ja?"

„Ja klar", antwortete ich und ignorierte die erste Hälfe ihrer Antwort, winkte ihr kurz zu und verschwand dann im Gang.

Ich zog mir meine Lederjacke an und schlüpfte gerade in meine Supras, als die Haustür aufging und Leo hereinkam.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt