#41 - Immer noch Party 2.0

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Ich drückte mich an schwitzenden, tanzenden Körpern vorbei, bis ich es endlich in die Mitte ganz nach vorne schaffte. Ich umarmte Ilona von hinten, sodass sie aufquiekte.

„Wer bin iiiiich?", brummte ich ihr laut mit verstellter Stimme ins Ohr.

Panisch schlug sie mit den Armen um sich und ich musste so sehr lachen, dass ich sie losließ. Sie drehte sich wie der Blitz um und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Als sie realisierte, wer sie da erschreckt hatte, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen und sie rief: „Mann, Sammy, du blöde Kuh, ich wär fast vom Podest gefallen vor Schreck!"

Sie schlug mich gegen den Oberarm und ich antwortete frech: „Stimmt nicht, ich hab dich ja festgehalten!"

Sie lachte und begann wieder zu tanzen, genauso wie ich.

„Lonie, wir wurden als Geburtstagswunsch geäußert", schrie ich ihr ins Ohr.

Sie sah mich verwirrt an. Ich erklärte ihr die Sachlage und sie war natürlich sofort Feuer und Flamme. Sie hüpfte auf und ab wie ein Flummi und krallte sich in meinen Arm.

Langsam ging ihre Begeisterung auf mich über. Es gab nichts Geileres auf der Welt, als mitten in einem Club auf der Tanzfläche zu performen. Wir hatten es erst einmal getan und es war ein Wahnsinnsgefühl.

„Ich glaub, ich hab vorhin noch so vier bis fünf Leute von uns gesehen, ich geh sie suchen!", sagte Ilona und blickte sich schon suchend um.

„Okay, du suchst die Tanzfläche ab und den unteren Bereich und ich schau oben", antwortete ich und deutete nach oben. Der Club bestand aus drei Etagen – der Keller, wo wir uns gerade auf der Tanzfläche befanden; dem Erdgeschoss, wo der Eingang war, und der erste Stock. Alles war wie eine riesige Galerie aufgebaut, man konnte also vom ersten Stock nach unten auf die Tanzfläche gucken. Die Innenarchitektur war wirklich gelungen, das dachte ich mir jedes Mal aufs Neue, wenn ich hier drinnen war.

„Alles klar! Dann treffen wir uns in spätestens in zehn Minuten vorne beim Eingang!"

Kaum hatte sie diese Worte gesagt, war sie auch schon verschwunden. Ich kämpfte mich ebenfalls wieder durch die tanzende Menge und steuerte auf die Treppe zu.

Ich war so in Gedanken vertieft und sah suchend um mich, dass ich erst im letzten Moment merkte, dass mir jemand in den Weg trat. Ich blieb abrupt stehen und blickte der Person ins Gesicht.

Und am liebsten hätte ich dieser Person ins Gesicht gespuckt.

„Hey, Babe", sagte Nico lallend und ließ beinahe sein Bier fallen.

Okay, Sam, ganz ruhig, bloß nicht ausflippen.

„Was willst du?", gab ich schlicht zurück.

Er grunzte und sagte: „Dich natürlich" und kam mir dabei näher. Ich wich ihm seitlich aus und ging an ihm vorbei. Ich hatte einen großen Vorteil, dass ich nüchtern war und er sternhagelvoll, weswegen er nicht mehr die beste Reaktionszeit hatte.

„Sam, bleib stehen! Bitte!", fing er plötzlich an zu jammern.

Oha, das waren ja ganz andere Töne?! – Egal, das gefiel mir genauso wenig wie seine aggressive schimpfende Seite.

„Vergiss es, Nico!", sagte ich über die Schulter. Er hielt mich am Handgelenk fest und zog mich überraschend fest zu sich her. Ich war überrumpelt im ersten Moment und er drückte mich mit der Hand auf meinem Rücken gegen seine Brust. Geistesgegenwärtig drückte ich mit beiden Händen gegen seine Brust und konnte mich so von ihm befreien.

„Komm schon, Babe, du weißt genau, dass du mich liebst."

Ich lachte laut auf. Ja sicher, ich liebte ihn ja noch sooo sehr.

Er ließ sich nicht beirren – wahrscheinlich bekam er nicht mal mehr mit, dass ich ihn auslachte – und sagte unbeirrt: „Und du weißt auch, dass ich dich noch immer liebe."

Ich verdrehte die Augen. „Ja, sicher, Nico. Und tschüss."

Ich drehte mich um und beeilte mich, von ihm wegzukommen. Ich tauchte in der Menge ab und suchte systematisch die Treppen, das Erdgeschoss und den ersten Stock ab. Gleichzeitig zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche, ging in Whatsapp auf unseren Tanz-Crew-Chat und schrieb, dass sich alle, die gerade im Storm waren, bitte zum Eingang begeben sollen, weil wir einen Auftritt haben werden.

Ich gabelte in den nächsten fünf Minuten vier Leute auf und wir liefen auf den Eingang zu. Dort wartete Ilona schon mit weiteren sechs Leuten.

Zwölf Leute.

Ja, das konnte sich sehen lassen.

Ich grinste in die Runde und erklärte ihnen Renés Geburtstagswunsch. Alle waren natürlich total begeistert und standen wie unter Strom.

„Okay, und auf was habt ihr Lust? Was tanzen wir??", fragte ich.

Wir einigten uns auf Man Down von Rihanna, Out Of Town Girl von Justin Bieber, Begging von Madcon und Radioactive von Imagine Dragons (das war meine absolute Lieblings-Choreo).

Wir gingen alle nocheinmal kurz raus aus dem Club auf den Parkplatz und jeder wärmte sich kurz auf, während ich auf meinem Handy The Other Side von Jason Derulo abspielte. Ilona hatte zwar die Augen verdreht, als ich das Warm Up angeordnet hatte, aber ich hatte keine Lust, dass sich jemand was zerrte oder sogar riss.

Mit beschwingten Schritten liefen wir wieder auf den Club zu, Ilona und ich vorneweg.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt