#93 - Donnerstagnacht...Freitagfrüh...wie auch immer.

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„Ich hab keinen Bock auf den, ey. Macht's dir was aus, wenn ich die drei überfahre?"

„Hm nö, nicht wirklich. ... Oder najaaa, also bei Nico macht es mir nichts aus, René ist allerdings zu nett, um überfahren zu werden, und Carlos..." Sie biss sich auf die Lippe und zuckte dann gequält mit den Schultern. „Hm ja, den kannst du auch überfahren. Ist mir piepegal. Soll er doch dann in der Hölle schmoren."

Ich dachte, ich hatte mich verhört. Ein wenig misstrauisch betrachtete ich ihr Profil von der Seite, während sie konzentriert durch die Windschutzscheibe gerade aus nach draußen sah.

„Im Ernst?"

„Ja", Caro runzelte die Stirn und ließ ihren Blick ein wenig finster durch die Gegend schweifen und hielt ihn aber von den drei Idioten extra weit entfernt, „er ist und bleibt ein Arschloch, da hast du schon Recht. Jetzt muss ich halt nur schauen, dass ich über ihn hinwegkomme..."

„Nimm das jetzt bitte nicht falsch auf, aber ich freue mich gerade echt total, dass du das endlich einsiehst", sagte ich sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um meine harten Worte ein wenig abzudämpfen.

„Ich weiß, Sam, ich weiß", seufzte sie und sah mich aus ihren blauen Augen niedergeschlagen an. „Aber für Gefühle kann man ja nichts, das kannst du ja am besten beurteilen..."

Ja, da hatte sie mal wieder Recht.

„Mit wem triffst du dich jetzt eigentlich?", fragte ich, um von diesem schwierigen und schmerzhaften Thema abzulenken. Mit einem Blick durch das Seitenfenster sah ich, dass Nico bei irgendjemandem hängen geblieben ist und sich jetzt unterhielt, aber ich wusste, dass ihn das nicht davon abhalten würde, herzukommen und mich zu nerven.

„Mit Kim und Jessie", antwortete Caro und ich konnte nur knapp ein würgendes Geräusch zurückhalten.

Ugh.

Na, da war es ja gut, dass ich nicht mitkam.

Die zwei waren die einzigen Freunde, die Caro und ich nicht teilten. Ich konnte die beiden nicht ausstehen. Jessie ging ja noch einigermaßen, mehr oder weniger (naja, zugegebenermaßen eher weniger), aber Kim. Boah ne. – Wenn ich es mir recht überlegte, nahmen sich die beiden eigentlich nicht viel. Jessie war genau die gleiche hochnäsige, blasierte, oberflächliche Schnepfe wie Kim. Zu viel Make-Up im Gesicht, affektierte Art, selbstverliebt, hinterfotzig, eingebildet.

Genau mein Lieblingstyp von Mensch also.

Caro kannte die beiden durch ihre Mutter, weil die mit den Müttern von Kim und Jessie seit Ewigkeiten befreundet ist. Caro fand die beiden genauso oberflächlich wie ich, aber die Mütter der drei waren der Meinung, dass ihre Töchter sich ja soooo gut verstehen würden und deswegen ganz oft etwas zusammen unternehmen mussten. Caro kam schon einigermaßen klar mit den beiden, aber ich wusste, dass es ihr lieber wäre, wenn sie die beiden zum Mond schießen könnte. Nur ging das nicht, und das tat mir dann doch ziemlich leid, schließlich konnte sie ja nichts dafür, dass ihre Mutter sie schon regelrecht zwang, sich ab und zu mit den beiden Schnepfen zu treffen.

Verstohlen sah ich mich um, aber ich entdeckte die beiden nirgends. Gott sei Dank. Hoffentlich warteten sie irgendwo vorne in der Menschenmenge auf Caro und ich musste ihre hässlichen Gesichtsruinen, mit denen sie in ihren Schminktopf gefallen sind, nicht sehen. Sorry, aber die beiden habe ich echt gefressen. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit, deswegen juckte es mich herzlich wenig.

„Aha", war alles, was ich dazu sagte. Caro wusste natürlich, wie abgrundtief wir uns gegenseitig verabscheuten, deswegen sah sie mich nur ein wenig gespielt hochnäsig an und meinte: „Du kommst ja nicht mit, also musste ich mir Ersatz suchen."

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt