#25 - 18.29 Uhr

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Ich parkte fast in der gleichen Parklücke, in der ich letzten Freitag schon stand.

Ich sah auf meine Uhr. Es war 18:19 Uhr. Perfekt.

Ich stieg aus, schloss mein Auto ab – und blieb erst einmal wie angewurzelt stehen.

Ach. Du. Scheiße.

Ich griff mir mit einer Hand an den Kopf und riss die Augen auf. Meine Hand wanderte zu meinen Haaren und ich fuhr mir geschockt durch meine Mähne.

Shit.

Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo diese Tiefgarage war.

Ich drehte mich langsam einmal um die eigene Achse. Als ich wieder bei meiner Ausgangsposition angekommen war, jaulte ich auf. Wie konnte ich so blöd sein?!

Okay, und jetzt?

Denk nach, Samantha.

Ich starrte gerade aus und versuchte, meine Gehirnzellen anzukurbeln. Am besten ... gehe ich jetzt einfach zu dem Eingang, bei dem Jana und ich standen. Schließlich war ich von dort aus zu dieser Tiefgarage gekommen.

Ich redete immer von Tiefgarage, doch eigentlich wusste ich nicht einmal, was da unter überhaupt war, schließlich hatten Harry und ich ja nur am Anfang dieser Rampe gestanden. Wahrscheinlich war es keine Tiefgarage, sondern die inoffizielle Einfahrt für die Künstler, die in der Halle auftreten sollten.

Gut, dann los.

Ich lief über das Gelände. Es war wie ausgestorben. Ganz schön gruselig.

An einer Weggabelung blieb ich stehen.

Mist, waren wir links herum oder rechts herum gegangen?

Ich entschied mich für links. Ich lief weiter und war erleichtert, als ich den Dönerstand sah, an dem Jana und ich damals auch vorbeigekommen waren.

Zumindest redete ich mir das ein, dass es der Stand war, ich wusste ja nicht, ob es an jedem Weg so einen Kerl gab, der Döner verkaufte. Wenn ja, würde ich sie alle verklagen, weil sie mich in die Irre geführt hatten und ich meinen Weg nicht fand.

Mein Herz fing an, schneller zu schlagen.

Ich lief weiter und sah mich verstohlen um. Es war wirklich alles ausgestorben. Es fing auch schon an, zu dämmern. Na ganz super.

Endlich sah ich den Eingang vor mir und atmete erleichtert aus. Ich ging ein wenig schneller und blieb dann davor stehen. Ich drehte mich um und sah in die Richtung, in die ich damals gelaufen war.

Es sah hier so anders aus ohne hunderte von kreischenden Fans. Verwirrt ließ ich meinen Blick hin- und herschweifen.

Okay, und wo bin ich entlang gegangen?

Ich runzelte die Stirn. Warum musste ich auch damals auf mein Handy schauen, während ich lief?

Ich musste an den bekannten Spruch denken:

„Irgendwann läuft dein Traumprinz an dir vorbei, aber du starrst auf dein Handy und wirst ihn nicht sehen."

Nur musste man den Satz in meinem Fall ein wenig ändern:

„Du dumme Pute hast auf dein Handy gestarrt, während du deinem Traumprinzen in die Arme gelaufen bist, sodass du dich nicht mehr an den Weg erinnerst, der dich jetzt zu ihm führen würde."

Am liebsten würde ich mich jetzt selber ohrfeigen.

Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und sah drauf.

18.29 Uhr.

Panisch starrte ich die Uhr an. Nein nein nein nein, das konnte nicht wahr sein!

Ich sah wieder auf, steckte mein Handy wieder weg und lief einfach los. Ich rannte schon regelrecht.

Ich war so blöd, ich rannte einfach Hals über Kopf drauf los.

Die Angst kroch langsam durch meinen Körper und nahm jede Zelle ein.

Was, wenn ich diese Tiefgarage nicht finden würde?? Was machte ich dann?

Ich atmete keuchend und lief ein wenig langsamer.

Ich sah mich hektisch um.

Nirgends konnte man einen Eingang von einer Tiefgarage oder etwas ähnlichem sehen.

Meine Knie drohten einzuknicken. Ich stützte mich an einem Laternenpfosten ab, der sich neben mir befand.

Meine Gedanken überschlugen sich.

Ich sah wieder auf meine Handyuhr.

18.36 Uhr.

Ich bekam kaum noch Luft. Ich hatte die Angewohnheit, dass ich, wenn ich Angst hatte oder hyperventilierte, ohnmächtig wurde.

Komm schon, Sam, reiß dich zusammen, du wirst jetzt nicht wegkippen!, sagte ich zu mir selber und biss die Zähne aufeinander.

Ich lief weiter.

18.39 Uhr.

Was mache ich denn jetzt nur? Ich war vollkommen verzweifelt.

Es gab auch niemanden, der mir helfen konnte.

Ich lief wieder zurück zu der Laterne, die ironischerweise für eine Minute der Anker für mich gewesen ist.

18.41 Uhr.

Bevor ich weiterlief, versuchte ich mir diesen Ort einzuprägen. Zu ihm würde ich jetzt immer zurückkommen und dann in eine andere Richtung laufen. Ein besserer Plan fiel mir nicht ein.

18.42 Uhr.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt