#107 - Grinsen, Lächeln, Strahlen

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„Nein?", gab ich vorsichtig zurück, weil ich keine Ahnung hatte, womit ich jetzt rechnen musste.

Das nächste „Haaarryyy!!!" ertönte und diesmal war es noch näher als zuvor.

„Ich werde dich nicht gehen lassen", sagte er mit sanfter Stimme und legte die Arme um meine Taille und hob mich hoch. Automatisch schlang ich sowohl Beine als auch Arme um ihn und im nächsten Moment spürte ich seinen Mund wieder auf meinem.

Ich schloss die Augen und konnte hinter meinen geschlossenen Lidern erkennen, dass er mich in die Dunkelheit der paar Bäume hier am Wegrand trug, damit derjenige, der so emsig nach Harry suchte, uns nicht fand.

Ich stieß leicht mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und Harry vertiefte den Kuss.

Und wieder durchfuhren mich die Blitze und ... das klang jetzt komisch, aber ich hatte das Gefühl, als würde die Liebe in einem flüssigen Zustand durch meine Adern jagen und jede Zelle meines Körpers einnehmen.

Ich war hier richtig.

Ich war hier zu Hause.

Hier gehörte ich hin.

Zu Harry.

An Harrys Seite.

Ich lächelte in den Kuss hinein und spürte, wie Harry ein paar Sekunden später ebenfalls lächelte. Ich löste mich langsam von ihm und umarmte ihn jetzt ganz fest.

„Wann fliegt ihr nach Hause oder wohin auch immer ihr als nächstes fliegt?", flüsterte ich in sein Ohr, das sich genau neben meinem Mund befand. Ich gab ihm einen kleinen Kuss auf sein Ohrläppchen und lächelte, als ich die Gänsehaut sah, die sich jetzt an seinem Hals und Nacken bildete.

Es beruhigte mich und machte mich gleichzeitig total hibbelig, dass ich dieselbe Wirkung auf ihn hatte wie er auf mich.

„Morgen Vormittag", kam die Antwort zurück und mein Herz sank mir in die Hose. Nein, eigentlich fiel es mal wieder auf den Boden.

Ich hatte wohl hörbar nach Luft geschnappt, denn Harry strich mir über den Hinterkopf und flocht seine Finger in meine Haare, während er murmelte: „Schhh, Baby, es wird alles gut..."

Als er den Kosenamen benutzte, machte mein Magen einen Hüpfer und mein Herz setzte einen Schlag aus.

Nico hatte mich immer nur Babe genannt, und ich hatte es gehasst. Babe klang für mich so ... oberflächlich.

Aus Harrys Mund klang Baby allerdings wie das schönste Wort auf Erden... wie Musik...

„Nein, das ist nicht gut", murmelte ich und konnte nur mühevoll ein Schluchzen unterdrücken.

„HAAARRYYY!"

Und wieder war da die Stimme.

Wir kamen nicht drum herum, wir konnten nicht ewig hier in der Dunkelheit stehen. Die Realität wartete auf uns, sie lauerte unter den Laternen um uns herum und wir konnten ihr nicht entfliehen. Nicht mehr länger als diese paar Minuten, die wir hier in unserer eigenen Welt verbracht hatten.

„Du musst gehen, Harry, es nützt alles nichts", sagte ich möglichst gefasst und versuchte, meine Beine von ihm zu lösen, da er mich ja immer noch trug. Aber er verstärkte seinen Griff um meine Taille nur noch mehr.

Ich seufzte auf.

„Harry, bitte..."

Er gab mit einem traurigen Blick nach und ließ mich runter. Er vergrößerte den Abstand zwischen uns aber um keinen Millimeter, was mir natürlich mehr als recht war.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt