#102 - Tatort: Olympiahalle

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„Das ist gut so, genau so war es geplant", sagte Mom zwinkernd und stupste mich leicht an.

„Krass... okay,... ich muss jetzt erst einmal unter die Dusche", verkündete ich ein wenig neben der Spur und tapste mit einem Tunnelblick ins Badezimmer.


~~~


„Oh Gott, ich steeeerbe vor Aufregung!!!"

Nein, falsch geraten, dieser Satz kam nicht von mir.

Sondern von meiner kleinen Cousine.

Sie saß – hibbelig wie eh und je – am anderen Ende meines Bettes und wartete darauf, dass wir endlich losfahren würden.

Was noch ein paar Stunden dauern wird, da es erst halb zwei nachmittags war und das Konzert um halb sieben losging.

Ich hörte Jana aber eigentlich eh gar nicht zu.

Ich lag bäuchlings mit dem Rücken zu ihr auf meinem Bett und starrte auf mein Handy, das vor mir auf meinem Kopfkissen lag. Ich hatte das Bild von Harry und mir geöffnet, während in mir gerade ein erbitterter Kampf stattfand, der mich schier noch mehr auseinanderriss.

Er liebt mich nicht, er ist ein Superstar!

Aber er hat das Bild von uns auf Instagram gepostet!

Na und, er hätte bei Mom anrufen können, um wieder Kontakt zu mir aufzunehmen! Hat er das gemacht? Nein!

Er ist noch nicht einmal seit 24 Stunden wieder in München! Außerdem hatte er bestimmt viel zu viel zu tun!!

Das ist gelogen, er hat es auch geschafft, zur Tiefgarage zu fahren und das H und S zu fotografieren!

Das ändert nichts an der Tatsache, dass er das Gleiche fühlt wie ich!

Und WAS bitteschön bestätigt dir das?! Er hat nur so ein paar blöde Sachen in ein paar sozialen Netzwerken gepostet und schon denkst du, du bist seine große Liebe! Wahrscheinlich macht er das in jeder Stadt! Das ist wahrscheinlich ein Nervenkitzel, ein kleiner Kick für ihn!

Das ist nicht wahr! Jeder konnte das zwischen uns spüren! Das war etwas Besonderes!

Sei nicht so naiv!

Ich bin nicht naiv, sei du nicht so stur und verschlossen!

Ich denke logisch und vorsichtig, davon kannst du nur träumen!

Ja schön, ich will etwas riskieren, na und! Wenn ich es nicht tue, dann werde ich mir mein Leben lang Vorwürfe machen, ob es vielleicht nicht doch zwischen uns geklappt hätte!

Es wird niemals klappen! Herrgott nochmal, sieh es endlich ein! Er ist ein Weltstar, er ist 360 Tage im Jahr unterwegs! Er wird keine Zeit für dich haben! Du bist ein Niemand in seinen Augen!

...

Das Schlimme war.... ich wusste nicht, auf welcher Seite ich stand. Beide Stimmen hatten irgendwie Recht.

Jede einzelne Silbe, die in diesem lautstarken Kampf in mir geschrien wurde, schlitzte mich noch mehr von innen auf und ich drohte langsam zu verbluten.

Ich sah immer noch auf Harrys Gesicht hinunter.

Es war wahr, wieso hatte er nicht bei Mom angerufen oder war dort aufgetaucht? Wieso hatte er sonst nicht versucht, mich zu finden?

Frustriert und verwirrt schloss ich die Augen. Ich wurde einfach nicht schlau aus der Sache. Ich konnte langsam nicht mehr.

„Sammy?", erklang Janas leise Stimme neben meinem Ohr und ich spürte, wie sich die Matratze neben mir ein wenig senkte, als sie sich ebenfalls auf den Bauch direkt neben mich plumpsen ließ.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt