#9 - Typisch Nico

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"Ach, du bist so schön", sagte Caro abermals.

"Danke, zum tausendsten Mal", erwiderte ich lachend.

Ich sah noch ein letztes Mal in den Spiegel. Ja, mein Outfit war in Ordnung. Caro hatte sich nach langem Hin und Her für ein dunkelrotes, schulterfreies, sehr anliegendes Kleid entschieden. Meine Haare fielen in wilden Locken hinunter zu meiner Taille.

Ich schlüpfte in meine megahohen schwarzen High Heels und zog die Tür hinter mir zu und wir liefen auf mein Auto zu. Weder Leo noch Mom waren bisher nach Hause gekommen. Wunderte mich aber eigentlich nicht sonderlich.

Ich betrachtete Caro von hinten, während sie mit beschwingtem Schritt auf mein Auto zuging. Ihre schulterlangen blonden Haare hatte ich zu einer eleganten Hochsteckfrisur zusammengedreht und ihr dünner Körper steckte in einem schwarzen Pailletten-Top und einer weißen hautengen Jeans mit passenden dunkelroten Keilabsatz-Sandalen. Sie sah wirklich super aus.

"Starr mich nicht an, davon werde ich auch nicht schöner!", hörte ich sie sagen. Sie hatte sich nicht einmal umgedreht, aber wusste, dass ich sie ansah und mir dachte, wie super sie aussah.

Ich verdrehte die Augen und seufzte. Es war sehr schwierig für mich, dass sie mich so wunderschön fand - während ich mich einfach total hässlich und kaputt fühlte.

Wir stiegen in mein Auto und ich fuhr los.

Ja, ich fahre immer. Zu sämtlichen Partys. Ich trinke nämlich kein Alkohol. Also ich bin kein Alkoholfeind, manchmal trinke ich schon einmal ein Glas Sekt, einen Hugo oder einen Cocktail, aber das kam ungefähr so oft vor wie Weihnachten, pflegte Caro zu sagen.

Ich zuckte dann jedes Mal nur mit den Schultern. Ich wollte eben einfach nichts trinken, fertig. Ich wollte alle meine Gehirnzellen behalten und außerdem fand ich es einfach nur mehr als peinlich, wie sich die Leute benahmen, wenn sie betrunken waren. Man war dann einfach nicht mehr man selber. Total jämmerlich.

Eigentlich akzeptierte das auch immer jeder, dass ich nichts trank. Und wenn mir mal jemand blöd kam, dann ließ ich denjenigen einfach stehen. Solche Leute sind es nicht wert.

"Ab in die Höhle des Löwen", murmelte ich, als ich den Blinker setzte und in Nicos Straße einbog.

Doch sonderlich weit kamen wir nicht.

Alles war voller ........... Polizeiautos!?!?? Oha, was war denn hier los??

Ich fuhr langsam an dem Haus von Nicos Familie vorbei. Es waren massenweise Leute zu sehen - sowohl Partygäste als auch Polizisten. Eigentlich mehr Polizisten als Gäste!

"Krass, was hat dieser Vollidiot denn diesmal schon wieder angestellt", meinte Caro und verdrehte genervt die Augen. Es war wirklich nicht das erste Mal, dass die Polizei bei Nico zu Hause während einer Party aufkreuzte. Er wohnte in einem sehr schicken Stadtteil. Dort waren die Nachbarn keinen rebellischen Jugendlichen gewohnt, der gerne wilde Partys mit gut über hundert Leuten schmiss. Also riefen sie eben alle Naselang die Polizei. Normalerweise kamen die dann an, befahlen, die Musik leiser zu drehen, und zogen wieder ab. Ihnen ging diese ständige Anruferei genauso auf den Senkel wie Nico und seinen Partygästen.

Doch heute sah es nicht nach der üblichen Routine aus.

Ich parkte das Auto um die Ecke und wir gingen vorsichtig auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf Nicos Elternhaus zu.

"Hey, weiß jemand, was hier los ist?", fragte Caro ein paar Herumstehende, doch keiner war anscheinend mehr in der Lage zu antworten. Sie verdrehte abermals die Augen und wir gingen weiter.

Plötzlich hörte ich meinen Namen.

"Huuuhuuuuu, Saaaaaaam!! Caaarooooo!! Haaaalloohoooo!"

"Oh nein, nicht die...!", stöhnten Caro und ich wie aus einem Mund.

HeartbeatWhere stories live. Discover now