#123 - »Großer Apfel«

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~wieder Sams Sicht~

 

Krass, ich hatte es wirklich gemacht.

Ich schüttelte über mich selber den Kopf und drehte mich langsam einmal um die eigene Achse.

Ich ging unter in dem Tumult, der hier herrschte, aber genau das liebte ich so sehr.

Aber trotzdem.... manchmal war ich zu blöd für diese Welt.

Ich hatte es wirklich gemacht.

Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht?!

...ach ja.    Richtig.    –  Gar nichts.

„Oh Gott, Sam", knurrte ich und warf den Kopf in den Nacken. Ich schloss die Augen und lauschte dem Großstadtlärm.

Dem Millionenstadtlärm.

Dem New Yorker Lärm.

..... jap, ich war kurzerhand nach New York geflogen.

Zu Papa.

Naja, noch nicht zu Papa, denn momentan stand ich noch am Flughafen, bewaffnet mit nur einer Sporttasche, in der sich ein paar Klamotten und andere Dinge befanden, die ich in Windeseile in diese Tasche geworfen hatte.

Ich hatte es wirklich getan. Ich war wirklich Hals über Kopf zum Flughafen gefahren und hatte mir ein (echt billiges!) Last-Minute-Ticket nach New York gekauft. Von meinem EMAs-Geld, das vor ein paar Tagen auf meinem Konto gelandet war.

Und jetzt stand ich hier. Mitten im Gedrängel und doch nicht hier.

Ein kleines Grinsen schlich sich das erste Mal seit einer Ewigkeit in mein Gesicht und das erste Mal seit fast einer Woche klarte sich mein Blick.

Ich atmete einmal tief durch und entspannte meine verkrampften Schultern ein wenig. Ich war wieder hier. In meiner Lieblingsstadt. Ich liebte New York über alles.

Okay, jetzt musste ich aber erst einmal zu Papas Penthouse-Wohnung kommen.

Ich zog den Riemen meiner Tasche ein wenig höher und setzte mich in Bewegung Richtung U-Bahn.

Als ich endlich bei Papa vor der Tür stand, kramte ich in meiner Tasche und fand den Schlüssel, den ich zu Hause noch schnell auf den letzten Drücker eingesteckt hatte. Das war der Zweitschlüssel – oder Dritt- oder Viertschlüssel, weiß was ich – der immer bei uns in Deutschland war und mit noch einem zweiten, identischen Schlüssel in unserem Schlüsselkasten hing. Für alle Fälle.

Ich schloss die große Eingangstür im Erdgeschoss auf und steuerte auf den Aufzug zu.

Meine Gedanken drehten sich nur um die Tatsache, dass ich jetzt wirklich in New York war. Ich dachte an nichts anderes.

Weder an Harry, noch an Mom und die anderen, die zu Hause wahrscheinlich gerade vor Sorge um mich starben.

... OH MEIN GOTT!!!!!! Das hatte ich ja vollkommen vergessen!!!

Ich riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Genau in dem Moment, als der Aufzug vor mir aufging, rutschte mir meine Tasche von der Schulter, als mich die Erkenntnis wie ein Blitz traf.

Ich hatte Mom keinen Zettel oder eine sonstige Nachricht hinterlassen, dass ich wegfliegen würde! Oh Shit, Shit, Shit!!!

Hastig betrat ich den Aufzug und drückte auf die Sieben, die sofort anfing zu leuchten.

Oh Gott, ich war jetzt seit Ewigkeiten unterwegs und hatte mein Handy immer noch auf Flugmodus und... oh Gott oh Gott!

Als sich die Aufzugtüren schlossen, überrumpelte mich aber erst einmal mein Unterbewusstsein und erwischte mich eiskalt, indem es mich in den Strudel meiner übersprudelnden Erinnerungen zog...

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt