#94 - Alter?!

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Ich lief, ohne die blöde Schnepfe eines Blickes zu würdigen, zu Caro rüber und nahm sie, ohne dass ich was sagte, in den Arm. Sie vergrub ihren Kopf in meinen Haaren und schlang sofort ihre kalten Arme um meinen Hals und ich ließ sie weinen, während ich alle anderen, die hier standen, mit meinen Blicken erdolchte.

„Caro, was ist los?", murmelte ich in ihr Ohr, aber sie war nicht in der Lage, mir zu antworten. Ihr ganzer Körper zitterte und bebte, als sie sich aufrichtete und mich mit mascaraverschmiertem Gesicht ansah.

„Ich ... Kim ...  Carlos ... hat ...", war alles, was sie unter herzzerreißenden Schluchzern herausbrachte, aber mehr musste es nicht einmal sein, ich konnte mir den Rest auch zusammenreimen.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und funkelte Kim jetzt wieder an. Aber die interessierte die Tatsache, dass Caro so weinte und am Boden zerstört war, einen feuchten Kehricht, im Gegenteil, sie fand das alles wohl ziemlich witzig und unterhaltsam.

„Willst du wissen, was ich gemacht habe, Samanthaaaa?", fragte sie mit ihrer quäkenden, nasalen Stimme und sah mich aus ihren hässlichen, schlammfarbenen Augen an. Okay, sie schielte leicht, also war sie wohl auch nicht mehr die Nüchternste. Na super.

Ich zog nur verächtlich die Augenbrauen hoch und sagte nichts. Instinktiv wusste mein Unterbewusstsein, was jetzt kommen würde, und ich wollte es nicht sehen.

Ich wollte nicht, dass Caro es (nochmals) sah.

Und ich wollte es einfach nicht sehen.

Kim kam erst einen Schritt auf mich zu und schielte mich gehässig an, dann warf sie ihre platinblond gefärbte, unechte Mähne über die Schulter ging auf Carlos zu.

Oh nein.

Nein nein nein nein nein.

Es kam wirklich das, was ich erwartet und befürchtet hatte.

Sie griff mit der Hand in seine Haare und zog sein Gesicht zu sich runter. Ihre Lippen trafen hart auf seine und sie öffneten (beide!) den Mund so weit, dass man ihren Zungen genau zuschauen konnte, was sie im Mund des anderen so trieben.

Ugh.

Es war einfach nur ätzend.

DISGUSTING. – Das englische Wort klang irgendwie noch passender.

Caro in meinen Armen schüttelte es vor lauter Tränen und es brach mir das Herz. Es war so schlimm, wenn man jemanden liebte, der a) nicht gut für einen war, b) die Gefühle nicht erwiderte oder c) in den man eigentlich gar nicht verliebt sein wollte.

In ihrem Fall trafen a, b und c zu...

„Okay, Kimberly, ich hab's gesehen, wie du Carlos deine ekelhafte Zunge in den Hals gesteckt hast!", fuhr ich sie zischend an und verengte meine Augen zu Schlitzen, während Caro sich immer noch an mich klammerte und ich ihr beruhigend mit der Hand über den Rücken fuhr.

Jessie lachte nur laut und johlte (wie gesagt, eine dümmer als die andere), als sich Kim langsam von Carlos' Mund löste und sich aber mit ihrem gesamten Körper an seinen drückte und auf und ab rieb.

Gleich muss ich wirklich kotzen.

„Ich bin noch nicht fertig", kicherte sie und stieß Carlos einfach achtlos von sich. Sie war einfach nur das Allerletzte.

„Ich hab noch was gemaaacht", sang sie und ging jetzt auf Nico los.

Ich verdrehte die Augen. Die Kleine erinnerte mich ganz schön an Josephine. Wird das jetzt etwa zum Ritual, dass jedes Mal irgendeine dumme Blondine mit Carlos und Nico rumschmiert, wenn sie Caro und mir begegneten?!

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt