#39 - Yey, Party. Pure Begeisterung.

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Ich beeilte mich wirklich Caro zuliebe.

Ich hatte meine Haare immer noch zu einem ziemlich unordentlichen Dutt weit oben auf meinem Kopf zusammengewurschelt, den ich jetzt im Flur im Spiegel kurz betrachtete. Ich musste ein wenig lachen, weil er irgendwie ZU überdimensional war. Aber er hatte trotzallem wirklich Style, das musste man zugeben.

Grrrr. Er hatte Style.

Styles.

Überall steckt dieser Kerl, das ist doch echt wie verhext!

Ich lief zurück in mein Zimmer und baute mich vor meinem Schrank auf. Ich hatte immer noch keinen Bock auf diese blöde Party. Ich hatte ein ziemlich übles Gefühl in der Magengegend, und dieses Gefühl log nie. Es schrie mir regelrecht zu, dass heute etwas passieren würde.

Ja klar, ich werde meinen verdammtes Exfreund treffen, maan, dachte ich fauchend und widmete mich meinem Kleiderschrank und seinem Inhalt.

Ich entschied mich für eine ärmellose schwarze Seidenbluse zu einer verwaschenen beige-farbenen Röhrenjeans. Dazu noch schwarze Biker-Boots und mein Outfit war fertig. Ich schminkte mich noch schnell und fertig. Ohrringe rein, lange Kette drüber, großer Ring über dem Mittelfinger.

Dann rauschte ich ins Badezimmer und machte mich in einer rekordverdächtigen Zeit weggehfertig.

Ich polterte die Treppe runter, stopfte mir währenddessen Handy, Führerschein und Geld in die Hosentasche.

„Fertig", sagte ich und blieb in der Wohnzimmertür stehen. Caro und Leo hatten Gott sei Dank gerade ein Spiel beendet, also konnten wir jetzt los. Sie hatte ihn wie immer abgezockt. Ich musste mich so konzentrieren, dass nicht anfing zu lachen.

Als ich mich von Mom und ihm verabschiedete (Mom saß natürlich in ihrem Büro, sie hatte viel zu viel wegen übermorgen zu tun), sagte er eindringlich: „Wenn was ist, wenn der Spacko irgendetwas macht, dann ruf mich an, Sam, okay!"

„Ja, klar", antwortete ich brav und küsste ihn auf die Wange. Ich würde eh nicht anrufen, das wusste er und das wusste ich. Ich regelte immer alles alleine. Ich war vielleicht klein und zierlich, aber trotzdem war mit mir nicht zu spaßen.

„Macht sie eh nicht", sagte Caro natürlich gleich und grinste frech. „Wir brauchen keinen Bodyguard, Leolein. Wir haben unseren Bodyguard dabei", sagte sie und deutete auf mich. Ich verdrehte die Augen und zog sie am Ärmel in Richtung Haustür. Caro ließ ihr Auto bei mir stehen und wir fuhren mit meinem Auto los.

„Ähm, Caro, wo ist die Party eigentlich?!", fragte ich und musste lachen. Oh man, ich wusste nicht einmal, wo es hingehen sollte.

„Storm", sagte sie schlicht und ich stöhnte auf und hätte beinahe eine Vollbremsung hingelegt.

Das war der Club bei uns hier in der Umgebung. In diesem Schuppen wurde schon so einiges an Geschichte geschrieben – sämtliche Leute kamen zusammen, trennten sich, betrogen sich – auch Nico und ich hatten uns dort das erste Mal geküsst, aber das war eher ein Unfall, konnte man schon fast sagen. Ich war damals total sauer im Nachhinein, weil er mich erst eigentlich nur benutzt hatte, um irgendeine andere Tussi abzuwimmeln, die ihm den ganzen Abend am Hemdzipfel gehangen hatte. Als er mich dann aber geküsst hat, hat er wohl gemerkt, uuuups, irgendwie bin ich in diesen schwarzhaarigen Wirbelwind verliebt. Dann hat er sich echt ins Zeug gelegt und sich Mühe gegeben. Das war wirklich süß, wie er einen guten Eindruck bei mir hinterlassen wollte und wie er mir gezeigt hat, dass er es ernst meinte.

Ich seufzte und Caro sah mich fragend an.

„Hab grad an die Osterparty damals gedacht...", erklärte ich.

„Oh", war alles, was ihr dazu einfiel. Sie sah mich ein bisschen zerknirscht an. Es tat ihr leid, dass der Geburtstag in diesem Club war, aber da konnte sie ja nichts dafür.

Als wir auf dem Parkplatz ankamen, war schon richtig viel los.

„Oh nein, ich hab keinen Bock anzustehen", jammerte Caro und sah mich leidend an. Ich hob die Hände und meinte nur: „Du wolltest hierher, nicht ich, also reiß dich zusammen, Carolina."

Mit diesen Worten stieg ich aus und ging mit festen Schritten auf den Eingang los.

Shit, ich hatte wirklich wahnsinnige Angst. Umso näher wir hierhergekommen waren, umso mulmiger war mir zumute. Verdammt.

Ich war mit einem Talent gesegnet, dass ich ein Ass im Unauffällig-Vordrängeln war. Ich schob mich immer sachte zwischen die Leute und zog Caro dabei an der Hand hinter mir her, sodass wir nach nur zehn Minuten schon drinnen waren, obwohl wir ohne Drängeln wahrscheinlich über eine halbe Stunde gebraucht hätten.

Als wir drinnen waren, Eintritt gezahlt hatten und die Treppe zur Tanzfläche hinuntergingen, legte Caro ihren Arm um meine Schulter (sie hatte hohe Schuhe an, weswegen sie ein Stück größer war als ich) und meinte nur schelmisch: „Ach Sam, du weißt gar nicht, wie wertvoll du bist. Ohne dich würde ich mir da draußen immer noch den Allerwertesten abfrieren."

Ich lachte und schlang meinen Arm um ihre Taille. „Ich lieb' dich auch, Caro!"

Mit diesen Worten zog ich sie auf die Tanzfläche. (Dorthin wurde ich wie immer magisch angezogen, brauch ich ja wohl nicht erwähnen.)

Ich kannte den DJ der heute spielte, er war im ganzen Münchner Raum bekannt und er war richtig gut und legte immer nur bei Partys auf, wenn klar war, dass viele Leute kommen würden.

„Hiiiiiii Saaaaam!!!!!", ertönte eine schrille Stimme neben mir und ich stöhnte innerlich auf. Es war Josephine, die blöde Kuh aus unserem Jahrgang. –  Kleine Gedankenhilfe: Sie saß letzte Woche bei Nicos Willkommensparty auf der Motorhaube des Polizeiautos und hat vergeblich versucht, mit den Polizisten zu flirten.

„Hey", gab ich nur zurück, lächelte kurz und drehte mich dann wieder zu Caro.

Josephine hatte mich eigentlich immer abgrundtief gehasst, weil ich mit Nico zusammen war. Sie stand schon seit Jahren auf ihn, aber er interessierte sich nicht für kleine Püppchen. Caro und ich hatten jahrelang amüsiert zugeschaut, wie sie sich an ihm die Zähne ausgebissen hatte, es war wirklich zum Schreien komisch gewesen. Irgendwann hatte er mir dann den Kopf verdreht und ja, dann waren wir zusammen und sie hasste mich. Das hatte mich aber herzlich wenig interessiert.

Ich kannte sie aber gut genug, dass ich wusste, dass sie mich immer noch nicht ausstehen konnte.

Mal sehen, was sie für eine Aktion heute bringen würde.

Ich sah nach links zur Seite und mein Blick wanderte direkt zur Bar.

Dort entdeckte ich den blonden Haarschopf, den ich eigentlich nicht sehen wollte.

Und Nico starrte mich direkt an.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt