#98 - Aufregung

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Mir musste etwas Besseres einfallen... irgendetwas...

Aber es gab einfach nichts. Ich wusste wieder nicht, in welchem Hotel sie untergebracht waren, und ich würde nicht noch einmal so eine halsbrecherische ‚Sam-Aktion' starten und in irgendein Luxus-Hotel mit den besten Securities einbrechen.

Und aufs Konzert morgen Abend gingen Jana und ich ja auch nicht, weil wir damals keine Karten gekriegt hatten, weil wir im Urlaub gewesen sind, als der Kartenvorverkauf losging...

Mein Handy meldete sich zu Wort und riss mich so aus meinen finsteren, grüblerischen und deprimierenden Gedanken.

‚Kommst du wieder nach Hause, Schwesterherzchen? Ich möchte nicht, dass du jetzt alleine durch den Wald läufst' (Er kannte mich einfach viel zu gut, schoss mir durch den Kopf. Wahnsinn. Ich hatte nicht gesagt, wo ich hingehen würde, aber er kannte mich einfach perfekt.) ‚Bitte komm wieder, Jana treibt mich hier noch in den Wahnsinn!!!...'

Ich seufzte und stopfte mein Handy zurück in die Tasche meiner Fleecejacke. Gut, dann gehe ich jetzt eben wieder zurück und stelle mich den Ausbrüchen meiner Cousine. Immerhin hatte ich Leo, der mir beistehen würde. (Außer er würde sich wieder aus dem Staub machen wie letztens, als Caro in unserem Wohnzimmer so ausgetickt ist...)

Ich stampfte also zurück nach Hause und wurde sofort von den beiden an der Haustür begrüßt, als würde ich von einem Auslandsjahr zurückkommen.

Misstrauisch sah ich die beiden an, schob mir meine Kopfhörer runter in den Nacken und runzelte die Stirn.

„Jana muss dir etwas erzählen", sagte Leo und fuhr sich mit der Hand durch seine schwarzen Haare, während er in der Küchentür lehnte und mich ansah.

Aha, daher wehte also der Wind, wieso sie mich beide so belagerten wie zwei Hyänen ein sterbendes Tier.

(Netter Vergleich, Sam, du Charme-Bolzen.)

„Okay?", gab ich fragend zurück und ging an ihm vorbei in die Küche, um mich auf einen der Barhocker setzen zu können. Stehend würde ich das, was als nächstes kam, wahrscheinlich eh nicht aushalten. Meine Nerven waren jetzt schon schwach genug.

„Also?", hakte ich nach, als Jana ebenfalls in die Küche kam und von einem Bein auf das andere tänzelte.

„Naja... also ich hab bei einem Gewinnspiel mitgemacht", fing sie an und ihre Wangen glühten vor Aufregung.

Oh. Gott.

Ohneinohnein.

Bitte nicht.

Ich stöhnte auf und vergrub das Gesicht in den Händen.

„Red jetzt nicht weiter!", sagte ich niedergeschlagen und gedämpft durch meine Hände. „Ich weiß, was du sagen willst. Du hast bei einem Gewinnspiel für zwei Karten für das Konzert morgen mitgemacht und später ist die Verlosung."

„Ähm...ja, genau...", sagte Jana zaghaft und ich konnte ihre Verwirrung in dem kurzen, gestotterten Satz hören.

Ich richtete mich mit einem Ruck wieder auf, sodass meine Locken wild nach hinten flogen, und sah sie mit einem ziemlich verzweifelten Blick an. „Dir ist schon klar, dass du die Karten niemals gewinnen wirst?? Und genau das ist ja der Scheiß!! Ich mache mir jetzt voll die Hoffnungen, dass du diese verdammten Karten gewinnst – aber du wirst sie nicht gewinnen, schließlich ist das Leben kein Hollywood-Film, und dann werde ich wieder einmal total am Boden zerstört sein!"

Frustriert stützte ich meinen Ellbogen auf dem Tisch auf und ließ die Stirn in meine Hand sinken.

Ich schloss die Augen und wäre am liebsten schon wieder gestorben.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt