#103 - Ähm, ja... Ein Wort: Boooom.

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Auf einen Schlag fing die gesamte Halle an zu kreischen. Nur ich zuckte natürlich zusammen, weswegen ich über mich selber lachen musste.

Wir hatten, wie Jana ja vorhin schon gleich gesagt hatte, Karten in der dritten Reihe, sodass wir total nah an der Bühne waren.

Glaubt mir, ich musste mich so sehr zusammenreißen, dass ich nicht nach vorne sprinten, auf die Bühne klettern und nach hinten zu Harry rennen würde.

Aber jetzt kam erst einmal die grottige Vorband.

Jana hatte mir vorhin im Auto schon von ihnen erzählt und den gesamten BRAVO-Artikel über diese deutsche Band aus Berlin auswendig runtergerattert. Tja, allerdings war davon nichts hängen geblieben, nicht einmal ihr Name, muss ich verschämt zugeben.

Sie klangen scheiße, das blieb eindeutig bei mir hängen, während ich mit gerunzelter Stirn den Sänger ansah, dessen Augen von seinen blau-schwarz gefärbten Strähnen verdeckt wurden, und der ein wenig gestört über die Bühne hüpfte, als würde ihn jemand mit irgendetwas Spitzem jagen.

Hm ja, ich würde mich auch hinter meinen strähnigen Haaren verstecken, wenn ich in der Olympiahalle vor knapp 20.000 kreischenden Mädels spielen würde.

Sorry, mein Sarkasmus übertraf sich gerade selber, aber ich war einfach zu angespannt und aufgeregt.

Jana neben mir sprang anfangs noch mit wie alle anderen, aber nach und nach ließ ihr Adrenalinspiegel ein kleines Bisschen nach, sodass sie erst jetzt wohl richtig realisierte, wie schlecht die Jungs da vorne waren.

Ich schaute mich um und stellte fest, dass wohl nur ich sie so grauenhaft fand. Naja, Punk-Rock mit eingebauten geschrienen Strophen war eben einfach nicht mein Fall. Da war mir sogar Louis lieber, der auch immer nur rumschrie – allerdings Gott sei Dank nicht beim Singen und bei ihm war es ja auch einfach nur witzig.

Himmel nochmal, konnte jemand diesem Kerl da vorne mal den Saft abdrehen bitte?!?

Ich fand Vorbands eh total sinnlos. Keiner interessierte sich die Bohne für sie, denn jeder wartete nur auf den Star (oder die Stars), für den man die Karte gekauft hatte.

Naja, da mussten wir jetzt durch.

~~~

„Mein Gott, endlich...", seufzte ich und rieb mir über mein linkes Ohr, nachdem der Sänger ungefähr fünfmal geschrien hatte: „Ey yooo Olli-Hallööö, ihr seid so der Megahammeeer ey, boah kranker Scheeeiß eyy!"

„Joa, lern erstmal richtig Deutsch, dann können wir weiterreden", war mein einziger Kommentar dazu gewesen.

„Wie hießen die gleich nochmal?", fragte ich Jana und rieb mir nun über mein rechtes Ohr. Ich freute mich jetzt noch mehr auf die One-Direction-Songs, sie mussten meine Ohren wieder heilen und mich daran erinnern, wie es klang, wenn man richtig singen konnte.

Dark Streets Don't Cry", antwortete Jana und tippte wie wild auf ihrem Handy herum. (Bestimmt um irgendwelchen Freundinnen zu schreiben, wie geil es hier doch war, damit sie ja schön eifersüchtig wurden.)

„Was für ein beknackter Name", stellte ich trocken fest und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, „Straßen können überhaupt nicht weinen, egal ob sie dunkeln sind oder hell oder rot oder lilablassblaukariert! Oh Gott, wie stumpfsinnig... Es wird Zeit, dass unsere fünf Jungs mal ihren Hintern auf die Bühne bewegen."

„Da hast du Recht!", bestätigte Jana und sah sofort von ihrem Handy auf, das sie mit einer schnellen Handbewegung in ihre innere Jackentasche gleiten ließ.

„Was meinst du, wann sie kommen?"

„Das dauert garantiert ewig...", ich sah auf die Uhr, es war viertel nach sieben –   „ich tippe auf acht."

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