Wahrheit oder Pflicht? 3- Drarry

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Harry PoV

Schweigend, erschöpft und nackt lag ich auf dem Tisch, Draco zog sich bereits wieder an.
Das war also mein erstes Mal gewesen. Und es war gut.
Draco hatte gewusst, was er tat und darüber war ich froh.
Aber nun war es vorbei und ich wusste nicht annähernd, wie ich einfach so weiter machen sollte.
Ohne ihn.
Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass es mit uns in irgendeiner Art weitergehen würde.
Das hatte er klar gemacht.

"Hat es dir gefallen?", murmelte ich, den Blick nach wie vor an die hohe Holzdecke gerichtet.
Als er nicht sofort antwortete hob ich den Kopf um ihn abwartend anzusehen, er war gerade dabei sein Hemd zuzuknöpfen, verharrte in der Bewegung und sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht definieren konnte.
"Ja. Es hat mir sehr gefallen", antwortete er genauso leise und ein lächeln huschte über die schmalen Lippen.
Er sah beinahe verlegen aus.

Ich erinnerte mich dunkel daran, dass wir beide noch unter dem Einfluss des Veritaserums standen und war mir sicher, dass keiner von uns sonst etwas derartiges gesagt oder getan hätte.
"Mir auch", versuchte ich ihn aufzumuntern, da sein Ausdruck sich wieder verdunkelt hatte und er sich fertig anzog.

"Gehst du wieder rein?"
Ich hielt das Schweigen nicht aus, stand ebenfalls auf und zog mir erst die Hose, dann den Rest wieder an, versuchte dabei, ihn nicht zu auffällig anzustarren, während er seine giftgrüne Krawatte band.
Einen Moment sah es so aus, als würde er im Inneren mit sich ringen, als wir schließlich angezogen voreinander standen hatte sich sein Blick verhärtet.
"Ja natürlich. Unsere Aufgabe ist erledigt, das müssen wir denen schließlich zeigen."
Verstehend nickte ich. Ich hatte nichts anderes erwartet. Erhofft, vielleicht.
Aber erwartet nicht.

Ohne ein weiteres Wort liefen wir also zurück zum Raum der Wünsche, wo die Blicke nur auf uns gerichtet waren. Ich hielt genügend Abstand zu ihm, um darzustellen, dass wir nichts weiter getan hatten, als die Pflicht zu erfüllen.
Wobei mir sowieso niemand glauben würde, so wie er mich nun wieder ansah. Mit dem Blick, den ich kannte. Der Blick, der für einige Minuten verschwunden war.
Den er wieder aufsetzen musste.

Draco begann mit den anderen zu scherzen und sich über mich und meine vermeintliche Schwäche während des Knutschflecks lustig zu machen, mit keinem Wort erwähnte er, wie sehnsüchtig er mich umfasst hatte, während er mich gevögelt hatte.
Das nahm ich ihm nicht übel.
Trotzdem verletzten mich seine Worte, wo er es doch gewesen war, der mich angebettelt hatte.

Ich hatte mich einfach zu schnell von seiner zur Abwechslung mal charmanten Art mir gegenüber einwickeln lassen.
Das es mein erstes Mal war interessierte ihn vermutlich nicht einmal.
Nun war es sowieso schon passiert. Also hielt ich den Mund, verließ mit Ron das Spiel und folgte einige Minuten später Hermine und einigen anderen Gryffindor aus dem Raum hoch zu unserem Turm.
Ich spürte seinen stechenden Blick, als ich ging.
Er bat mich, weiterhin zu schweigen.
Und das hatte ich auch vor.

"Wie war es?"
Mit gerunzelter Stirn drehte ich den Kopf in die Richtung, wo Rons Bett stand.
Die anderen Jungen aus unserem Turm waren noch längst nicht zurück gekehrt und insgeheim fragte ich mich, mit wem der Slytherin heute Nacht noch knutschen würde.
Ich wollte nicht eifersüchtig sein, dazu hatte ich kein Recht.
"Was meinst du?"
"Na mit Malfoy. Ihr werdet wohl kaum 25 Minuten im Flur gestanden haben für diesen mickrigen Fleck an deinem Hals?", hakte er nach und bohrte damit in meiner unsichtbaren Wunde.

Ich könnte lügen.
Ich sollte.
Ich hatte es ihm versprochen.
Andererseits hatte er auch keine Rücksicht auf meine Gefühle genommen. Ron war mein bester Freund. Und die Wirkung des Veritaserums, das noch immer in kleiner Dosis in meinem Blut vorhanden war, war noch stark genug, um nicht dagegen ankämpfen zu wollen.
Also vertraute ich mich Ron an.

"Okay du hast recht.
Ich hab mit ihm geschlafen. Er hat mich quasi gebeten und ich bin schwach geworden.....", begann ich mit gesenkter Stimme zu erzählen.
"Wirklich?"
"Ja. Und glaub mir, ich bereue es. Das ich nur für einen Moment gedacht habe er wäre wirklich anders als von ihm behauptet wird..... er war sehr überzeugend. Und nach dem Knutschfleck und dem ganzen Serum war ich schon so verwirrt dass ich kaum reagieren konnte, bevor ich ja sagte. Es ging sehr schnell."

"Tut mir leid Harry. Dass er so ein Arsch ist."
Ich zuckte nur die Schultern.
"Irgendwie hat das auch was gutes. Ich bin keine Jungfrau mehr und niemand könnte mich schlechter behandeln als der Slytherin also hab ich keine Erwartungen."
Langsam nickend ließ er sich auf seinem Bett nieder, sah trotzdem zweifelnd aus. Ich versuchte mich vielleicht gerade eher selbst zu überzeugen, weshalb ich seufzend gegenüber von ihm Platz nahm.

"Du könntest es noch einmal wagen und zu ihm gehen. Wer weiß, er sitzt sicher noch unten im Raum der Wünsche. Du kannst ihn zur Rede stellen", schlug Ron sachte vor und klang dabei eher wie Hermine, weshalb ich lächelte.
Die Idee war gut. Würden wir nicht von Draco Malfoy reden.
"Ich weiß nicht, was ich sagen sollte. Dass ich mich in ihm verliebt hab, lange bevor er mir ausversehen die Unschuld nahm?"

Mein bester Freund war von meinen fortlaufenden Geständnisse überrascht, aber schien nicht wütend.
Das Serum machte mich so schmerzhaft ehrlich.
Und irgendwie mutig.
"Klingt doch gar nicht dumm. Alles ist besser, als das was ich Hermine gesagt habe."
Diesmal nickte ich und erhob mich schließlich.

Unnötig vorsichtig schlich ich durch den Gryffindor Gemeinschaftsraum nach unten zu unserem versteckten und durch ein Passwort gesicherten Eingang, schlüpfte hindurch.
Mein Herz blieb beinahe stehen, als ich die Gestalt davor bemerkte, heftig zusammen zuckend blickte ich an der grünen Krawatte hinauf in die Sturm grauen Augen des Eisprinzen.
Sein Ausdruck war undurchdringlich aber doch so aufgewühlt.

"Ich kam nicht rein."
Ich nickte. Offensichtlich.
"Was machst du hier?"
"Wieso bist du raus gekommen", fragte er gegen, wich mir geschickt aus.
Mit gehobener Braue sah er mich an, doch die Tatsache dass er hier war gab mir Mut.
Schluckend ging ich auf ihn zu.
"Weil ich dich suchen wollte. Weil das heute Nacht... mehr war für mich."
"Es war dein erstes Mal, ich weiß."
Die Augen verdrehend drehte ich mich weg, gab endgültig auf.
Seinen spott musste ich mir nicht antun.

"Okay Potter, warte. Entschuldige."
Neugierig lauschte ich, ohne ihm das Gesicht zu zu wenden.
"Ich bin davon gerannt. Schon wieder. Und das will ich nicht mehr. Deswegen bin ich hier."
Möglichst gelassen lehne ich mich an die Wand hinter mir und blicke ihn skeptisch und mit pochendem Herzen an.
"Und was willst du wirklich?"
Anstatt mir zu antworten umfasste er meine Wangen mit den kühlen Händen und drückte mir einen kurzen aber vielsagenden Kuss auf die Lippen, die sich staunend spalteten.
Geschockt sah ich ihn an, da umspielte ein Lächeln sein Gesicht.

"Frag mich."
Mit zusammen gezogenen Brauen sah ich ihn an, worauf er nur die Augen verdreht.
"Das spiel. Von vorhin."
"Wahrheit oder Pflicht?"
"Wahrheit. Ich mag dich. Das ist die Wahrheit."
Mit einem Lächeln umfasste ich seine Hüfte und ein wohliges Gefühl bereitete sich in meiner Magengegend aus.
Das reichte mir um unsere Lippen erneut zu vereinen.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWhere stories live. Discover now