Before 2- Newtmas

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Thomas PoV

Mit einem Klos im Hals, der mich Ersticken lassen wollte, starrte ich ungläubig auf den Monitor vor mir.
Ich konnte nicht glauben was zu sehen war. Der Junge mit den nussbraunen Haaren, den schmalen Lippen und der dünnen Haut, der sich wundernd umsah, auf dieser weiten grünen Wiese, die nicht viel hergab.

Wie konnte das passieren?
Dieser Teil der Experiments, das Labyrinth Projekt, hätte nie erlaubt oder gestartet werden sollen...
Und nun befanden sich gerade er, Minoh und Alby dort. Meine drei engsten Freunde, die eben Probanden waren. Für mich hatte das nie etwas geändert, erst recht nicht bei meiner Zuneigung für Newt.

Ich war kochend vor Wut und zur gleichen Zeit fast wie gelähmt.
Die geballten Fäuste in meiner Jackentasche wollten auf jemanden einprasseln und ein paar Knochen zertrümmern aber ich konnte mich gerade noch dazu durchringen, zu atmen.

Er sah nicht mehr aus, wie der Junge, der mich vor wenigen Stunden noch geküsst hatte. Die Prozedur hatte ihm das Gedächtnis, vorübergehend jedenfalls, genommen. Dieser Eingriff war reversibel, sein Eintritt auf die Lichtung aber nicht. Nun würden die Probanden auf Leben und Tod dort verharren und einen Ausweg finden müssen, der schließlich die Welt retten sollte.
Aber Newt sollte dort nicht sein. Er sollte hier bei mir sein.
Wie war das nur passiert?

„Es tut mir leid, aber du hast uns keine Wahl gelassen..."
Janson Stimme erregte einen Würgereiz bei mir, den ich krampfhaft unterdrückte.
„Uns?"
„Teresa war der Meinung, du seist zu sehr eingenommen von.... gewissen Probanden. Sie brachte uns zurück auf die Labyrinth Idee und verfeinerte gewisse Mechanismen dieses Projektes."
Es sollte mich nicht schocken oder gar überraschen, was Teresa bereit war zu opfern, aber das tat es. Sie opferte mein Glück für einen armseligen Versuch der Rettung.

„Sie hatten kein Recht ihn weg zu schicken- ohne jegliche Verabschiedung", knurrte ich und verließ den Kontrollraum.
Ich lief verzweifelt durch irgendwelche Gänge, mir fehlte Platz und Luft, ich fühlte mich wie ein Ertrinkender.
Ich konnte nirgendwo hin, denn er war weg. Verloren.
Ich würde ihn nie wieder halten oder gar küssen können.
Mir blieb nur noch, ihn zu beobachten in seinem neuen Leben, einem fremden Newt zuzusehen, wie er sich mit anderen das Überleben zu sichern versuchte und dazu bestimmt war,zu scheitern.
Kein Trost also.

Anders als sie wohl erwartet hatten, brachte mich nichts dazu, mein Schweigen ihnen gegenüber zu brechen.
Am Abend saß ich einsam im Speisesaal, der schon fast leer war und starrte auf das Essen vor mich.
Wie konnte ich hier sitzen und essen, wenn es Newt darin so elend ergehen würde. Ich konnte nur erahnen, was für neue Tests Teresa bereit war, ihnen anzutun.

Diese setzte sich in diesem Moment mir gegenüber auf die Plastikbank.
Sie faltete die Hände auf dem Tisch und sah mich durch die dunklen Wimpern an, als würde mich dieser wehleidige Blick umstimmen und von meinem Hass abbringen.
„Du weißt genauso gut wie ich, dass ihr zu weit gegangen seid", flüsterte sie mir entgegen.
Ich schwieg. Egal was sie sagen würde, ich würde ihr nicht verzeihen können.

„Es tut mir leid, dass du von dem Projekt aufgeschlossen wurdest und auch dass er nun unwiderruflich weg ist, aber das gibts uns neue... ich meine natürlich dir, neue Chancen."
„Ich stelle mir vor, wie es für ihn gewesen sein musste. Verloren und allein wurde er gewaltsam in ein Labor gebracht. Ich war nicht bei ihm in diesem Moment, ich konnte ihm nicht helfen. Aber du.... du hättest ihn befreien und zu mir bringen können. Du hättest meine Freundin sein können."
„Ich bin deine Freundin!", protestierte sie.
„Nicht mehr. Aber von nun an meine Leiterin."

Verwundert sah sie mich an und ich starrte ihr direkt in die eiskalten blauen Augen.
War das wohl das letzte, was Newt von dieser Welt gesehen hatte, ihren hasserfüllten Blick?
„Ich werde Proband und gehe ins Labyrinth. Heute noch."
Es war keinesfalls eine spontane Eingebung, eher pure Verzweiflung.
„Wenn ich ihn in diesem Leben nicht haben kann, dann will ich lieber ebenfalls mein Gedächtnis verlieren und mich erneut in ihn verlieben", murmelte ich vor mich hin.

Ich wollte aufstehen, doch ihre dünnen Finger umfassten meinen Oberarm.
„Tu das nicht! Du hast keine Ahnung wie gefährlich diese Phase ist, wie viele Opfer es geben wird um die stärksten herauszufiltern!"
Schnaubend schüttelte ich sie ab.
„Ich werde eines dieser Opfer sein, wenn es nötig ist!"

Damit drehte ich mich um und ging geradewegs zu Jansons Büro.
Er war alles andere als begeistert, aber er sah wohl ein, dass ich nicht mehr brauchbar war. Entweder ich wurde Teil des Projektes oder ich würde mich vom Gebäude stürzen. So nutzte ich der Suche nach einem Heilmittel wenigstens noch ein wenig.

Ich verbat es den Mitarbeitern, Teresa zu informieren, sie würde mir ein schlechtes Gewissen einreden, wie ich sie verlassen konnte, für einen Newt, der sich nicht an mich oder unsere Zeit erinnern würde.
Doch lieber teilte ich dieses Schicksal mit ihm, als ihm zuzusehen, wie er leiden musste. Nur weil Teresa sich in ihren schwulen besten Freunden verliebt hatte.

Leichte Panik stieg in mir auf, dass musste ich zugeben. Der Tisch unter mir war maximal unbequem und das große Gerät, das gleich meine Erinnerung blockieren würde sag unheimlich aus aber meine Sehnsucht nach ihm fraß mich mit jeder Sekunde mehr auf. Fakt war, ich war bereit alles für Newt zu opfern, erst recht mich selbst.
Und deshalb sah ich der Schwester zu, die mir ein Betäubungsmittel injizierte und driftete dann erleichtert ab.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWhere stories live. Discover now