Glück- Drarry

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Harry PoV

Stolz nahm ich die kleine Viole von Professor Slughorn entgegen und hielt sie vorsichtig in der Hand, während ich die goldene Flüssigkeit betrachtete.
Meine Mitschüler sahen mich mit den unterschiedlichsten Gefühlsregungen an- Neid, Misstrauen. In Hermine und Ron sah ich jedoch auch Freude.

Den Trank der lebenden Toten hatte ich nur mit Hilfe des Buches des Halbblutprinzen brauen können, aber das verriet ich keinem, sondern drückte das Buch an mich, während ich die Viole vorsichtig um den Hals hängte.
"So eine Flasche Felix Felixis um den Hals hängen zu haben ist leichtfertig und dumm", wies mich meine Freundin zurecht, als wir den Unterricht verlassen durften und gemächlich nach oben gingen.

"Was machst du jetzt damit?", fragte Ron nach, der auf meiner anderen Seite lief und Hermine gewissenhaft ignorierte.
Nachdenklich wanderte meine Hand zu der Viole mit dem flüssigen Glück.
"Weiß ich noch nicht. Aber es tut gut, es zu haben."

Wir gingen zu unserem Turm und setzten uns auf die Sessel, die vor dem knisternden Feuer verteilt standen. Ich konnte der Konversation nicht folgen, sondern starrte lediglich in die gold-, orange- und rotfarbenen Flammen und ließ den Tag auf mich wirken.

Mir fiel nur eine Sache ein, in der ich wirklich verdammt viel Glück brauchte. Und das war ein gewisser weiß- blonder Slytherin, der mich so sehr zur Weißglut brachte, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Ich hatte es ihm nie gesagt, weil es mehr als klar war, wie das enden würde, sollte es überhaupt einen Anfang haben.
Aber mit etwas Glück von außen?
Wer konnte da schon sagen, was passierte.
Naiv oder nicht, ich wagte es gerne in meinen Tagträumen darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn Draco mich mochte. Nicht nur nicht mehr verabscheute, sondern wirklich mochte.

Wir wären auf alle Fälle Gesprächsthema Nummer eins in Hogwarts, so viel stand fest. Ich sah schon die billigen Überschriften vor mir 'Erzfeinde vereint'. Und niemanden würde entgehen, wie unmittelbar dieses Ereignis mit meinem Erfolg in Zaubertränke zu tun hätte. Es war also von vorne herein eine schlechte Idee.
Und doch wollte sie nicht aus meinem Kopf verschwinden.
Sie hielt mich wach, lange nachdem ich hinter Ron die Stufen des Turmes hinaufgestiegen war, wo sich unser Schlafsaal befand.
Als ich schließlich einschlief, träumte ich von ihm.

Draco PoV

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete ich die Viole aus der Ferne, die um Potters Hals hing. Es machte mich schier wahnsinnig, dass er sie gewonnen hatte und nun unzertrennlich war. Ob er damit angeben oder sie nur in Sicherheit wissen wollte, konnte ich nicht sagen. Dazu kannte ich ihn wohl zu schlecht, obwohl ich mir gerne einbildete jeden Gedanken des Auserwählten zu kennen.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen, obwohl ich mich auf meinen Aufsatz konzentrieren sollte und als ich beobachtete, wie er sich erhob, herum drehte und meinen Blick traf, hob ich gespannt eine Braue.
Mit dem Rücken zu mir fummelte er an der Viole herum, steckte sie dann unter den Pullover und kam mit vorsichtigen Schritten auf den Tisch zu, an dem ich gemeinsam mit einigen anderen meines Hauses saß.

"Wir müssen reden, Malfoy", sagte er, als er vor mir stand.
Scheinbar gelangweilt hob ich den Kopf und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, strahlte pure Arroganz aus. Und doch schien er nicht zu verunsichern, so wie sonst wenn ich ihn abfällig betrachtete. Das Felix Felixis wirkte wohl schnell.
"Ich muss gar nichts", antwortete und brachte die Slytherin zum Lachen.
Doch Potter hob nur einen Mundwinkel.
"Können wir reden, Draco?"
Ich rümpfte die Nase, bei meinem Vornamen aus seinem Mund.
Dann erhob ich mich. Die Neugierde siegte schließlich.

Ohne ein Wort zu ihm oder den anderen stolzierte ich aus der Bibliothek, den beleuchteten Gang hinab, bog zwei mal rechts ab und stoppte in dem Gang, der zum Ostflügel führen würde. Die Kerzen waren hier gedimmt und warfen dunkle Schatten an die Wand, als ich mich mit verschränkten Armen dagegen lehnte.

"Sprich."
Ein lauter Atemzug verließ seine rosa roten Lippen und er steckte die Hände in die Hosentasche.
"Ich finde unsere Feindschaft wird langsam langweilig."
Schweigend animierte ich ihn, weiterzureden.
"Ich habe für niemanden je so stark empfunden. Erst Hass natürlich. Und jetzt...", er ließ den Satz in der Luft hängen und verwirrte mich.
Meinte er das ernst?

"Und jetzt?", fragte ich nach und meine Stimme klang rauer als gewollt.
Er hob den Blick.
"Ich weiß es nicht. Ich dachte, ich versuch mal mein Glück", grinste er leicht.
"Jetzt, wo du es in flüssiger Form bei dir trägst", korrigierte ich ironisch.
Nickend trat er einen Schritt auf mich zu und ich fühlte mich unangenehm eingekesselt an der Wand. Aber ich ließ zu, dass er vor mir stehen blieb.
"Es mag mir geholfen haben, einen ersten Schritt zu wagen", gab er zu und senkte die Stimme, die sonst durch den ganzen Gang hallen würde.
"Verstehe."

Mit einer Bewegung hatte ich uns gedreht und ließ seinen Rücken die Wand treffen, lehnte eine Hand neben seinem Kopf dagegen und sah herausfordernd auf ihn hinab.
"Dann sollte sich der Tropfen Glück auch lohnen, nicht?"
Er nickte nur und ich wunderte mich über die roten Wangen, doch er hob die Hand und legte sie auf meine Brust, als ich mich seinem Gesicht näherte.
Die Anziehung die ich verspürte konnte nur von einem mächtigen Zauber wie dem Felix Felixis hervorgerufen werden, weshalb ich mir keine Gedanken machte, als sein Mund meinen traf.

Die Wärme, die er ausstrahlte, war angenehm und ich sehnte mich nach ihr und lehnte mich ihr entgegen, bis unsere Körper aneinander pressten und mein Mund seine Lippen verschlang.
Harry legte den Kopf zur Seite, der Kuss wurde inniger und ich legte eine Hand an seine Schulter, um ihn festzuhalten. Um mich an ihm festzuhalten. Wie auch immer.

Atemlos lehnte er den Kopf gegen die kalte Steinwand und grinste. Neugierig hob ich die Brauen, wo ich doch in der eindeutig dominanteren Position von uns beiden war.
"Bist du jetzt glücklich?", neckte ich.
"Oh ja", gab er zurück und zog an der Kette, bis die Viole zum Vorschein kam. Kein Tropfen war ihr entnommen worden. Er hatte mich lediglich glauben lassen, meine Anziehung beruhte auf dem flüssigen Glück.
Beeindruckt streichelte ich seine Hüfte.
"Nach schön, Potter. Du hast verdammtes Glück."
Damit verband unsere Lippen wieder.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWhere stories live. Discover now