Finally-Drarry

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Harry PoV

Der schmalen, kalt- feuchte Gang trieb mir einen Schauer über den Rücken, während ich Neville folgte und mit Schrecken seinen Erzählungen lauschte. Die Situation in Hogwarts hatte sich seit unserer Abreise drastisch verschlimmert wie es schien und die Sorge in mir wuchs noch mehr. Vorallem um einen Jungen.
Obwohl dieser vermutlich von allen hier am sichersten aufgehoben war.

Die Masse an Schülern, die sich um uns herum tummelte, als wir aus dem geheimen Gang in das provisorische Lager der Hogwartsschüler traten überwältigte mich und ich nahm mir erstmal Zeit, einige Freunde zu begrüßen, bevor ich mich ihm stellte.
Er war sicher stink wütend.
Ich traute mich nicht, nach ihm zu fragen und Chos Blick verriet, dass ich einfach zu ihm gehen sollte.

Also teilte ich es Hermine und Ron mit und ließ mir von Neville den Weg zum neumodischen Turm der Slytherin erklären, bevor ich mich mit meinem Mantel der Unsichtbarkeit bedeckte und auf den Weg machte.
So leise und schnell wie möglich huschte ich durch die Gänge, die so viel kühler und düsterer wirkten und mich regelrecht traurig machten.

Die Wahrheit war, ich hatte keine Lust der Held zu sein. Ich wollte nicht kämpfen, aber wenn ich es nicht tat, würde ich ihn sicher verlieren. So hatten wie wenigstens eine Chance, wenn er diese denn noch wollte.
Ich konnte mir kaum vorstellen, wie es für ihn gewesen sein musste, mich am ersten Schultag auf dem Gleis zu suchen, mich abends so wie jedes Jahr zu erwarten, den Speisesaal nach mir abzusuchen und dann voller Verzweiflung festzustellen, dass ich fort war, auf einer tödlich unerfüllbaren Mission, ohne Abschied oder einen letzten Kuss.
Ohne auch nur ein letztes Wort.

Doch es wäre zu gefährlich für ihn gewesen, von mir zu hören, keine Eule und auch sonst nichts wäre durch die Kontrolle gekommen, nicht ohne zu viel Preis zu geben.
Ich wollte ihn schließlich auch nicht in Gefahr bringen, er war ein Todesser, dass ließ sich nicht mehr ändern.
Unsere Beziehung war schon Risiko genug. Es wäre besser, er dachte  ich wäre tot.
Aber ich konnte ihn nicht belügen.

Ich folgte einigen Spuren, bis ich vor seiner Turmtür stand und dagegen stieß, hinein glitt und sah, wie er mit trüber Miene und allein auf dem großen Bett saß. Es erleichterte mich, dass er nach wie vor seinen eigenen Turm hatte.

Einige Sekunden stand ich wie angewurzelt an der Holztür, unschlüssig darüber, wie ich mich am besten verraten sollte, ohne ihn zu erschrecken.

"Es ist also wahr."
Ein Seufzen entwich ihm und als er den Blick hob durchschaute er mich unter dem Mantel, den ich langsam über meine Schultern zu Boden gleiten ließ.
Bei seinem Ausdruck übermannte mich das schlechte Gewissen.
Seine Augen waren trüb und von dunklen Ringen umgeben, die blasse Haut war eingefallen und er wirkte dünner als vor einigen Monaten noch.
Er hatte gelitten. Viel zu lange war es her, dass ich ihn gesehen hatte, die Sehnsucht übermannte mich. Noch immer konnte er mich durchschauen.
Deswegen brauchte ich nicht zu fragen, seit wann er wusste, das ich kommen würde.

"Irgendwann, sagte ich mir, werde ich ihn wieder sehen. Aber das es schon so bald sein würde und nicht auf einen blutigen Schlachtfeld, das hatte ich nicht erwartet."
Neugierig lauschend lief ich auf das Bett zu, auf dem er noch immer saß und von welchem er mich beobachtete. Seine grauen Augen durchbohrten mich.
"Draco es tut mir so unfassbar leid", krächzte ich.
Als ich vor ihm stand erhob er sich, sah mich herausfordernd an. Sein Blick sprach Bände, seine Emotionen überwältigten mich.

"Wie kannst du einfach so hier auftauchen, mit einer so billigen Entschuldigung?"
Ich wusste, je ruhiger seine Stimme war, desto mehr brodelte es unter der zarten hellen Haut, im Kern seines Wesen.
"Ich musste dich sehen, ich li...."
Mit einer Hand holte er aus und hinterließ mit diesem Schlag ein brennen auf meiner Wange. Nicht nur der physische Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen, als ich meine eigene Hand an die erhitzte Stelle legte.

Tränen des Zorns rannen über sein Gesicht, er weinte meist wenn er kochte vor Wut und Enttäuschung.
"Nimm nie wieder diese Worte mir gegenüber in den Mund Potter."
"Bitte versuch mich zu verstehen, hör mir wenigstens zu", brachte ich hervor und nahm seine Handgelenke, um einen weiteren Angriff zu verhindern.
Er wehrte sich einige Sekunden, doch auch er spürte das Knistern auf der Haut, als er meine berührte. Wir konnten nicht ohne einander, wir waren füreinander bestimmt, egal wie grausam dieses Schicksal war.

Seine Hände bewegten sie wieder auf mein Gesicht zu und ich ließ ihn.
Beinahe sanft umfasste er meinen Kopf, lehnte die Stirn an meine und hielt so still.
Ich ließ die Hände über seine Oberarme zu seinem Rücken wandern, um ihn an mich zu ziehen. Seine Brust stieß schließlich an meine und ich spürte seinen schnellen Herzschlag.
"Verdanmt ich hatte solche Angst", gab er zu.
Mein Herz zog sich zusammen, ich war überfordert mit all dem.
"Ich weiß. Alles ist gut, ich bin hier Draco", murmelte ich und zog seinen Kopf in meine Halsbeuge, um ihn tröstend und beschützend zu umarmen.

"Du weißt, wieso ich all das tun musste, nicht wahr?"
"Wieso nie eine Nachricht kam, wieso du dich nicht verabschiedet hast, wieso ich dachte du bist tot? Natürlich weiß ich wieso. Und ich hasse es Harry. Ich hasse alles daran. Hogwarts ist nicht mehr wie es war, selbst für mich ist das hier ein schrecklicher Ort und du weißt, wo ich aufgewachsen bin. Ich will hier weg, nimm mich mit dir!"
Zärtlich streichelte ich ihm übers Haar, küsste seine schläfe und versuchte ihn zu beruhigen. Wie sollte ich all das besser machen können?
Ich war selbst nur ein Kind.

"Du kannst nicht mitkommen."
"Ich kann hier nicht bleiben, nicht ohne dich", beharrte er und lehnte sich zurück, um mich zu betrachten, mich mit geröteten Augen und zitternden Lippen anzubetteln.
Mehr als alles auf dieser Welt wollte ich ihn im Sicherheit wissen.
"Ich bleibe heute Nacht hier in Ordnung? Wir kümmern uns morgen um alles weitere."
Er nickte, noch immer zu mir aufsehend.

"Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe", sagte er dann aufrichtig und ließ die Fingerspitzen über diese Stelle streichen.
Ein trauriges Lächeln überkam mich.
"Schon okay. Ich hatte es ja verdient."
"Küsst du mich zur Begrüßung, als wären wir nur einige Woche über den Sommer voneinander getrennt gewesen und hätten uns am Gleis getroffen? Als wärst du nicht monatelang mit Weasly und Granger umher geirrt und hättest dein Leben riskiert?"

Ich antwortete nur, indem ich mich vorbeugte und unsere Lippen sanft verband.
Endlich.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt