Glasses- Drarry

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Draco PoV

Das erste, dass mir auffiel, als ich endlich die Augen öffnete, war der Staub. Ich lag zwischen Dreck und Geröll, das einst die Mauern von Hogwarts dargestellt hatten.
Die Kopfschmerzen folgten auf das helle Licht, es war also schon Tag. Ich hatte die ganze Nacht hier gelegen und niemand hatte nach mir gesucht. Dabei hatte ich mich für die gute Seite entschieden.... meine Entscheidung kam wohl zu spät.

Ächzend setzte ich mich auf, blickte mich um und sah einige Schüler umher laufen, nach anderen suchen oder bereits Steine weg schaffen. Hogwarts musste wieder aufgebaut werden und da viele von uns kein Zuhause mehr hatten, musste das schnell geschehen.
Vorsichtig tastete ich mich ab, fand meinen Zauberstab und registrierte, dass ich nicht ernsthaft verletzt war. Ich hatte unverschämtes Glück.

Als ich mich schließlich auf die Füße hievte, hörte ich ein knackendes Geräusch unter meinem Stiefel und als ich diesen hob, erkannte ich eine Brille.
Ich erkannte sie, noch bevor ich sie aufgehoben hatte. Die dünne, schwarze Fassung mir den runden Gläsern gehörte niemand anderem als dem Auserwählten, der sie wohl hier im Laufe der Schlacht gegen Voldemort verloren hatte.

Ich wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte. Mir tat alles weh, ich hatte furchtbare Schuldgefühle, da ich viel zu spät meine Entscheidung für die gute Seite getroffen hatte und viel Wiedergutmachung würde leisten müssen.
Als ich wieder auf die Brille in meiner Hand blickte, bemerkte ich, dass ich damit vielleicht schon beginnen konnte. Bei dem Jungen, dem ich am meisten Schmerz zu gefügt hatte.
Harry Potter.

Meine müden Füße trugen mich durch die zerbombten Gänge der Schule, die ich so gehasst hatte und die ich so vermisste. Ich folgte dem Strom der anderen Menschen, der zu der großen Halle führte. Sicher war er hier.

Suchend ließ ich den Blick über die Masse gleiten, die in kleinen Gruppen verteilt in der Halle stand und sich gegenseitig trösteten. Doch der Schwarzhaarige war nicht zu sehen.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich die Schritte nicht wahrnahm, die auf mich zu kamen.

"Du wagst es hier aufzutauchen?"
Das Fauchen kam von Granger, die mit erhobenen Stab vor mir stand und mich augenscheinlich am liebsten pulverisieren wollte. Ich nahm es ihr nicht übel.
Ich hatte nixht einmal die Kraft, mich zu verteidigen.
"Es tut mir leid", murmelte ich nur.
"Du....", ich schnappte nach Luft, als sie mir den Stab an die Kehle hielt. So würde es also enden.....

"Hermine!"
Das war eindeutig die Stimme des Wiesels. Genau, dachte ich, stachel sie weiter an.
"Nimm den Zauberstab runter, Mine."
Seine Stimme war überraschend ruhig und als ich dem Blick hob, sah ich,wie überrascht Granger aussah.
"Nein. Ron, du verstehst nicht...."
"Er hat an unserer Seite gekämpft. Ich muss es nicht verstehen und du auch nichte."
Mit vor misstrauen funkelnden Augen ließ sie den Stab sinken und packten ihn weg.

"Ich suche Potter", entkam es mir plötzlich, was beide zu überraschen schien. Vielsagend hob ich seine Brille in meiner Hand.
"Gib her", fauchte das Mädchen und wollte danach greifen. Schnell zog ich meine Hand zurück.
"Das ist meine aufgabe. Meine Wiedergutmachung."
"Und du glaubst, das reicht aus? Du hast furchtbare Dinge getan, du....."

"Ich weiß, okay? Ich versuche es trotzdem. Also, wo könnte er sein?"
Hilfesuchend sah ich Ron an, der vernünftiger zu sein schien.
"Draußen auf der Brücken."
Als ich ihnen den Rücken kehrte, hörte ich, wie Granger ihn anschnauzte und wie er sie beruhigte. Seltsames Paar, die beiden.

Meine Hände zitterten, als ich die lange Brücke entlang lief. Ich konnte seine Silhouette von hier aus sehen, die angespannten Schultern, den gesenkten Kopf. Er starrte auf den Abgrund hinab. Was hatte er vor?

Harry PoV

Vor schreck zuckte ich zusammen, als ich Schritte hinter mir vernahm und drehte mich langsam um.
Ich erkannte ihn sofort, trotzt zerrissener Kleidung und verdrecktem Gesicht. Seine Augen und sein Haar hatten ihren Glanz verloren, aber ich erkannte ihn.
Und ich fragte mich, was er von mir wollte.

"I-Ich hab deine Brille gefunden", stammelte er und streckte die Hand aus, sodass ich auf die zerkratzte Brille blicken konnte.
Beinah hätte ich gelacht, wie symbolisch.
Es war das erste mal, dass er unsicher wirkte.
"Die brauch ich nicht mehr", stellte ich trocken fest. In dem Moment, indem ich sie verloren hatte, hatte Hermine sich mit einem Zauber darum gekümmert, dass ich nicht blind herum laufen musste.

Ich sah wie sein Ausdruck gefror und er stumm nickte.
Wieso stellte er sich so idiotisch an? Sonst triefte er vor Arroganz und gespielter Überlegenheit.
"Natürlich..... du siehst auch ohne gut aus. Ungewohnt gut...."
Einen Moment lang dachte ich,ich hatte mich verhört, doch als er rot anlief und den Blick erschrocken hob, war mir klar, dass er mir gerade ein Kompliment gemacht hatte.

Ein Lachen entkam mir, so absurd war diese Situation. Aber er konnte nicht darüber lachen, dass sah ich.
"Danke Malfoy. Ich bin froh, dass du dich schließlich für unsere Seite entschieden hast. Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft."
Wieder nickte er. Ich konnte ahnen, dass ihn das quälte, er hatte sich gegen seine Familie entschieden.

"Wolltest du mir sonst noch was geben?", murmelte ich nachgiebig, als ich auf ihn zu ging und die Brille aus seiner Hand nahm um sie in meiner Hosentasche zu verstauen. Ich war zu sentimental, um sie zurück zu lassen. Außerdem würdigte ich seinen Versuch, sich zu entschuldigen. Jedenfalls glaubte ich, dass das seine Absicht war.
Als ich den Blick wieder hob, hatte sich der Ausdruck in seinen Augen verändert.
"Ich hätte es ohne dich nicht geschafft Potter. Du warst der Grund für meinen Wandel."
Neugierig hob ich die Augenbrauen, wusste nicht, was er damit meinen könnte.

Bis er sich vor lehnte, mit der einen Hand mein Kinn anhob und seine Lippen auf meine senkte.
Mir blieb der Atem weg vor Überraschung, als Draco mich zärtlich küsste.
Es dauerte nur einige Sekunden, bis er sich wieder zurück zog und herum drehte. Er machte Anstalten zu gehen, weshalb ich nicht lange nach dachte sondern seinen Arm packte und ihn zurück an meine Lippen zog.

Nun entkam ihm ein überraschter Laut, als ich den Mund gegen seinen bewegte und seinen Rücken mit einem Arm und seinen Nacken mit einer Hand umfasste.
Ich sehnte mich nach seinen Lippen, seiner Nähe. Ich hatte es schon immer getan. Doch nun war es anders, die Hürde, die uns trennte, war überwunden, er war mein.
Ich konnte auch ohne Brille sehen, was er fühlte.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt