Trust- Drarry

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Harry PoV

So schnell ich konnte lief ich den Monstern nach, die sie Dumbledore getötet hatten. Mit Schmerz in der Brust erkannte ich den weißen Haarschopf, der nun langsamer wurde, die anderen scheinbar vorausschickte.
Kochend vor Wut ging ich auf Draco zu, der sich langsam umdrehte und ebenfalls ein paar Schritte auf mich zu tat, sodass wir am Waldrand voreinander zum stehen kamen.
Ich ging auf ihn los, warf ihn um, saß nun auf ihm und hielt den Zauberstab an seinen Hals. Den Hals, den ich vor wenigen Tagen noch voller Leidenschaft mit küssen bedeckt hatte. Ich war ein Idiot.

"Ich hab dir vertraut", rief ich, drückte die Spitze des Stabes in seine Haut und versuchte durch die Tränen hinweg in sein makelloses Gesicht zu sehen. Er hatte die Hände erhoben neben seinem Kopf abgelegt, wehrte sich nicht.
"Hör mir zu, ich hatte keine Wahl. Ich habe es dir so oft gesagt und wir waren beide naiv genug, es zu ignorieren. Aber ich bin nicht der Gute. Und ich kann mich ihm nicht widersetzen", sprach er gefasst und leise, um mich zu beruhigen.

Meine Wut verflog nicht, ohne Dumbledore war alles in Gefahr, für das ich mich seit ich 11 Jahre alt war, nein, seit meine Eltern gestorben waren, eingesetzt hatte. Wofür so viele gestorben waren.....
"Du Mistkerl, hat er dir befohlen, mich gefügig zu machen? Damit ich blind vor Liebe alles geschehen lasse?", keifte ich und packte ihn an der Krawatte.
Langsam schüttelte er den Kopf, nun konnte ich sein Gesicht besser erkennen, den schmerzverzehrten Ausdruck, die reue in seinen Augen. Er tat mir leid.

"Nein Potter. Ich habe es ganz allein fertig gebracht, diesen Fehler mit dir zu begehen. Wenn er davon wüsste, er würde mich töten. Oder schlimmeres. Ich hab mich in dich verliebt, bevor ich wusste, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen. Es tut mir leid."
Angestrengt zog ich die Augenbrauen zusammen, er konnte nicht die Wahrheit sagen. Das alles musste eine Lüge sein.
"Lüg mich nicht an", schrie ich und donnerte seinen Kopf auf den Boden.
Er schloss vor Schmerz die Augen, eine Träne entkam ihm.
"Halt den Mund, bevor sie dich bemerken. Bitte. Ich will nicht, dass sie dich erwischen", flüsterte er.

"Bring mich doch zum Schweigen Malfoy und ernte den Ruhm, den du dir wünscht. Die Anerkennung, die du immer gesucht hast!"
Meine Worte waren hart und wäre das ein normaler Streit, hätte ich sie schon längst zurück genommen.
Ich sah ihm an, wie schwer ihn das getroffen hatte. Aber wir waren keine Kinder mehr, er hatte gerade jemanden getötet, der mir so nahe stand. Ich wollte Rache.

Ohne Vorwarnung rollte er uns um, bis er über mir thronte und meine Hände neben meinem Kopf festhalten konnte. Ich ließ den Zauberstab los und sah ihn herausfordernd an.
"Ich würde dich nie verraten Harry. Aber ich musste ihm meine Treue beweisen. Du weißt nicht wie es ist und das werfe ich dir auch nicht vor. Aber bitte. Sei jetzt still!"
Ich setzte zu einer Antwort an, da presste er die Lippen auf meine und hinderte mich daran, ihn erneut zu beleidigen.

Die Sehnsucht überkam mich, seine weichen Lippen waren so vertraut, der Geschmack in meinem Mund, wenn seine Zunge meine liebkoste und sein Körper auf meinem kamen mir bekannt vor, riefen unzählige Erinnerung in mein Gedächtnis. Schließlich gab ich mich ihm hin, vergaß den Widerstand eine Sekunde und zeigte ihm einfach, wie sehr ich ihn brauchte. Und wie sehr er mich hintergangen hatte.

Zögerlich hob ich die Arme, er ließ es zu, dann schlang ich sie um seinen Rücken und setzte mich auf.
"Es tut mir leid", flüsterte er atemlos und küsste mich wieder.
Ich kam nicht dazu, ihm zu antworten. Ich wüsste aber auch nicht, was ich sagen sollte. Das ich ihn liebte? Diese Liebe und das nötige Vertrauen hatte er verspielt.
Er hatte es nicht leicht aber das hatte es keiner von uns.

Irgendwann hörte er auf, atmete nur gegen meine Lippen, streichelte durch mein Haar.
"Ich muss gehen."
Mein Griff um ihn verstärkte sich reflexartig und ich schüttelte den Kopf.
"Wenn du jetzt bleibst, kann ich dir alles verzeihen Draco. Ich verspreche es. Nur, bleib."
Sein trauriges Lächeln machte all meine Hoffnung zunichte.

"Du weißt, dass das nicht geht. Sie werden mich suchen und dich dadurch finden. Ich bin ein Risiko für dich, deswegen musst du mich los lassen. Ganz. Lass nicht zu, dass er mich zu einer Waffe gegen dich macht", bat er ernst.
"Ich kann dich nicht los lassen!"
"Verdammt Potter, hör auf damit. Du hasst mich schon einmal gehasst, du kannst es wieder tun."
"Aber nun kenne ich dich", flüsterte ich und streichelte die zarte Wange.
"Deine Ängste und Schwächen, deine Träume, deine Angewohnheiten. Ich kann das nicht hassen."
Erneut huschte ein Lächeln über sein Gesicht, aber er sah alles andere als glücklich aus.

"Das tut mir alles so leid. Wenn ich es rückgängig machen könnte....", er stoppte sich, Wunschdenken half uns auch nicht mehr weiter.
Aber zu wissen, er würde diesen Fehler rückgängig machen, beruhigte mich. Meine Wut war verflogen und alles was ich spürte war schmerzhafte Trauer und Mitleid.
Er würde nie meins sein.
"Machs gut Potter."
Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange, dann war er fort.

Panisch sah ich mich um, er war so schnell verschwunden, ich hatte kaum Zeit gehabt, mich zu verabschieden. Von ihm und meinem Herz, das er mit nahm, auch wenn er es nicht wollte.
Wie betäubt ließ ich mich zurück auf den Erdboden sinken und starrte an die dunklen Bäume über mir.
In einer Nacht hatte ich so viel verloren.
Und ich wusste, dass war erst der Anfang vom Ende.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt