End- Drarry

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Harry PoV

Erschöpft wischte ich mir über die verdreckte, verschwitzte Stirn, während ich durch die Trümmer der Hogwartsschule für Zauberei und Hexerei lief.
Erschöpft war gar kein Ausdruck für meinen Zustand, auch nicht für den der anderen Kämpfenden, die um mich herum trubelten, ihre übrig gebliebenen Liebsten suchten oder weinend zusammen brachen.

Ich kam in die große Halle und sah die Familie Weasly, Hermine und einige andere meiner Freunde dort stehen.
Überwältigt blieb ich einen Moment stehen. Ich war nicht bereit, zu erfahren, wen wir in der letzten Schlacht gegen Voldemort verloren hatten.
Tief durch atmend ging ich trotzdem auf sie zu. Wir hatten es so weit geschafft, nun durfte ich nicht meinen Mut verlieren, den Mut für was ich begonnen hatte, als ich nicht einmal sprechen konnte.
In dem Moment, als sich meine Mutter für mich geopfert hatte.

Hermine fiel mir schluchzend um den Hals, Ron klopfte mir abgelenkt auf die Schulter.
Ich sah die Leichen von Remus und seiner Frau und von Fred vor uns liegen.
In mir brach ein Stück zusammen.
Ron's Mam kauerte neben ihrem toten Sohn, auf seiner anderen Seite sein Zwillingsbruder.
Ich konnte mir nicht die Schuld geben, sie waren mir mit Stolz gefolgt, in die Schlacht gegen die Dunkelheit, doch das hatten sie nicht verdient.

Ich fühlte, wie mich ein anderes Mädchen in den Arm nahm, als ich aufblickte war es die kleine Ginny, die nicht mehr so klein war, wie ich sie in Erinnerung hatte.
Sie war ein gut aussehendes, liebes junges Mädchen.
Ich drückte sie näher an mich und suchte einen Moment Halt bei ihr, bei einer meiner engsten Freunde.
Ich ließ sie los, als sie sich zurück lehnte. „Harry", flüsterte sie besorgt. „Er steht draußen."

Sofort sah ich auf, dachte ich hätte mich verhört, doch als sie nickte, entwich mir ein seufzen.
Ich blickte mich nach den anderen um, wägte ab, ob ich nach draußen gehen sollte, doch sie klopfte mir gegen den Arm.
„Geh endlich Harry Potter" wies sie mich streng an und meine Beine arbeiteten schneller als mein Verstand, denn eh ich mich versah rannte ich zurück aus der Halle, durch die Flure, auf dem Weg nach draußen.
Zur Brücke.
Zu ihm.

Keuchend blieb ich einige Meter vor dem weißblonden Jungen stehen, der betreten zu Boden sah.
Er hatte Blut auf der Kleidung, Schweiß und Dreck im Gesicht und seine Hände, die nutzlos neben seinem Körper hingen, zitterten.
Ich wollte ihn endlich wieder in meine Arme nehmen und ihm sagen, dass es vorbei war. Doch für ihn war es das nicht.

„Potter", flüsterte er und ließ mein Herz pochen.
Ich liebte seine raue Stimme, den hochnäsigen Unterton, der so einfach verschwinden konnte, wenn er es denn wollte.
„Malfoy."
Ich konnte es nur schwach hauchen und auf ihn zu schwanken, bevor ich seine starken Arme um mich spürte.
Hilflos krallte ich die Hände in seinem Hemd fest, das Gesicht versteckte ich in seiner Halsbeuge, und presste den Slytherin an mich.

Seine Arme umfassten meine Schultern und er hielt mich still und heimlich, wie er es oft getan hatte, damals, als wir noch in Hogwarts zur Schule gingen.
Es war lächerlich, wie sich die allseits bekannten Erzfeinde von Hogwarts nun benahmen, dachte ich, doch das ließ mich ihn nur näher an mich pressen.
Ich hatte seinen Duft vermisst, seine Nähe, alles an ihm.

Wir waren uns so nahe gewesen, bevor er ein Todesser wurde und Dumbledore gestorben war, auch wenn es nicht viele gewusst hatten. Eigentlich nur Ginny, Ron und Hermine.
Und Dumbledore, vermutlich auch Remus. Diese Menschen konnten mich durchschauen, als wäre ich Luft.
Und so auch meine Zuneigung für Draco.

„I-Ich konnte nicht gehen....Nicht ohne dich ein letztes Mal zu sehen", stammelte er, die Lippen nah an meinem Ohr.
Ich bekam eine Gänsehaut am Hals.
Langsam lehnte er sich zurück, um sein Gesicht direkt vor meinem zu haben, mich aus seinen sturmgrauen Augen anzusehen und mir über die Wange zu streicheln.
Seine Hand verweilte in meinem Nacken. „Dray."
Er schloss die Augen und ein leichtes Lächeln huschte über sein sonst so kaltes Gesicht. „Mein erster und letzter Spitzname."
Energisch schüttelte ich den Kopf.

„Ich werde dir noch so viele geben Draco, verlass dich drauf."
Leise seufzte er, sein Gesicht zeigte Spannung. „Ich bin ein Todesser Harry, ich werde untertauchen müssen."
Ich wusste warum, natürlich blieb im nichts anderes übrig, wenn er nicht in Azkaban oder im Leichenschauhaus enden wollte und doch wollte ich diesen Gedanken nicht wahrhaben, ihn zu verlieren.
Schon wieder.
Das durfte ich nicht, ich wollte niemanden so wie ihn.

„Wie lange?", fragte ich deshalb.
Ich klang zu meinem Bedauern wie ein verletztes Hundebaby, so unschuldig und willig, doch ich war es leid meine Gefühle zu verbergen.
Außerdem wusste er zu genau, was ich von ihm wollte, was ich fühlte.
Er betrachtete mich schweigend, als würde er sich mein Gesicht einprägen wollen und in meiner Brust zog mein Herz sich schmerzhaft zusammen.

„Eine Weile", antwortete er trocken.
„Eine ganze verdammte Weile."
Ich nickte nur und zwang mir ein Lächeln auf. „Dann werde ich dich finden."
Zweifelnd sah er mich an.
„Ich weiß nicht, wohin es mich verschlägt, was passieren wird Harry und ich kann nicht erwarten, dass du auf mich wartest!"
„Aber du kannst mich nicht daran hindern Malfoy."
Er atmete laut aus.
Ich wusste, dass es ihm nicht gefiel, dass er mich allein lassen musste, mir gefiel es ja auch nicht.
Wie könnte es, wenn er mir doch so viel bedeutete.

„Versprich mir nur, dass du mir schreibst. Und dann werde ich dich finden, wenn die Zeit reif ist Dray."
Ich sah in seinem Gesicht, wie er nachgeben wollte.
Er wollte es uns beiden einfacher machen, das zu ertragen, was uns bevor stand.
„Ginny ist ein tolles Mädchen."
Ich lachte trocken über seine Feststellung und löste meine Hände von seinem Hemd, um sie an seine kühlen, blassen Wangen zu legen.

„Denk nicht mal dran Draco.
Ich warte auf dich. Egal wie lange es dauert, wie sehr es uns schmerzt... Ich warte."
Die Erleichterung breitete sich in seinem Gesicht aus und entspannte die Muskeln in seinen Armen, die noch um mich lagen, die ich so vermissen würde.
„Sag es mir Harry."

„Ich liebe dich Draco Malfoy."
Er atmete aus, seine Augen schlossen sich und eine einzelne Träne rollte seine Wange hinab. „Ich liebe dich auch. Warte auf mich."
Ich nickte und senkte endlich sehnsüchtig die Lippen auf seine trockenen.
Nur einen Moment genossen wir uns.

Dann löste er sich und ging die Brücke entlang, fort von Hogwarts, fort von mir. Er drehte sich nicht mehr um.
Und doch wusste ich, dass es zwischen uns noch nicht vorbei war.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWhere stories live. Discover now