Verschwindekabinett- Drarry

683 31 3
                                    

Harry PoV

Irgendetwas an seinem Verhalten war einfach so besorgniserregend anders heute Morgen, als wir nebeneinander aufgewacht waren, dass mir nichts anderes übrig blieb als ihm zu folgen. Ich war keinesfalls stolz darauf aber.... Draco bedeutete mir viel. Und ich wollte endlich heraus finden, wo er sich rum trieb.
Ich wusste er belog mich darüber, was er tat. Was ich nicht wusste, war, wie ernst die Sache war, die er verheimlichte.

Also erwischte ich mich dabei, wie ich ihm aus dem großen Saal folgte, meine Nase unauffällig in einem Buch vergraben, taumelte mit großem Abstand den Gang entlang, den er nutzte, der immer leerer wurde.
Ich konnte nur ahnen, was das Ziel war. Nicht aber, was er im Raum der Wünsche zu suchen hatte.
Als wir schließlich die einzigen in dem Korridor des Ostflügels waren, zog ich meinen Unsichtbarkeitsmantel hervor und verschwand darunter.
Sicher war sicher.
Er würde mich sofort erkennen, würde er mich entdecken.

Ich war froh über meine Entscheidung, den je näher wir kamen, desto öfter sah er sich nun um. Ich bemerkte seine panische Haltung sofort, sie widersprach seiner sonst so gelassenen Gleichgültigkeit.
Mein Herz hämmerte vor Aufregung so laut dass ich Angst hatte, er würde es hören, als er schließlich vor den großen Doppeltüren zum Stehen kam. Er sah sich ein letztes Mal um, sein Blick glitt einfach über mich drüber und dann verschwand er hinter den Türen.
Bevor sie zufallen konnte schlüpfte ich mit hindurch.

Mit genügend Abstand, sodass er meine Schritte auf den alten Holzdielen nicht hören konnte, schlich ich ihm nach durch das Gerümpel, das dem Raum der Wünsche so gar nicht ähnlich sah. Draco musste ihn extra so brauchen, schließlich passte sich der Raum demjenigen an, der ihn herbei rief.
Ich hatte mir diese Abstellkammer jedenfalls nicht gewünscht.

Wie angewurzelt blieb ich stehen, als der Blonde schließlich vor einem Kleiderschrank aus schwarz lackiertem Holz stehen blieb und sich an der Tür zu schaffen machte.
Langsam trat ich näher heran und erkannte dann von der Seite, dass es kein Kleiderschrank war.
Vor schreck schnappte ich nach Luft, taumelte rückwärts und stieß dabei eine alte Blechbox von dem Tisch hinter mir.
Sofort fuhr sein Kopf herum.
Er hatte mich natürlich gehört. Es war sinnlos es zu leugnen.

Ich ließ den Mantel meine Schultern hinab fallen und verschränkte die Arme vor der Brust, als ich ihn da so vor dem Verschwindekabinett stehen sah.
Als ich ihn musterte fiel mir auch auf, dass er blass war- noch blasser als sonst, und der Schweiß seine Stirn glänzen ließ.
"Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist", murmelte ich und klang mir selbst fremd.
Er seufzte und schüttelte den Kopf.
"Potter", begann er.
"Bitte", hauchte ich verzweifelt.

Wofür brauchte er das Verschwindekabinett?
Wofür sonst, als unsere Feinde direkt in unsere Mitte zu führen.
Damit der Trick funktionierte musste irgendwo ein zweites stehen. Ich vermutete in einem der Wohnzimmer eines Todessers.
Ich hatte ihn doch heute morgen noch gesehen, berührt, seine nackte Haut war frei gewesen von dunklen Malen oder Flüchen.
Dann wurde mir plötzlich klar dass das seine Prüfung war. Dass er sich dem Lord beweisen und dann einer von ihnen werden würde.
Mir drehte sich der Magen um. Er hatte mir versprochen sich zu wehren. Er hatte versprochen meine Hilfe anzunehmen....

"Du musst gehen", murmelte er, nicht annähernd so kühl wie ich es wohl erwartet hatte, denn es verletzte mich nicht. Seine Worte jedenfalls nicht.
"Wie kannst du uns das antun? Mir das antun?", flüsterte ich.
Meine Stimme war so schwach, beinahe so wie gestern Nacht, als wir uns noch ewig unterhalten hatten, über alles und nichts. Als meine größte Sorge war dass er mich mit einem anderen Schüler betrog.
"Glaub mir, ich wünschte ich könnte hinein steigen und eigenhändig verschwinden.... aber es geht nicht anders. Ich will leben. Und wenn das der einzige Weg für mich ist.... also dreh dich herum und geh."
Ich starrte ihn einfach nur an.
"Harry."
Seine Stimme flehte mich an, das alles zu vergessen.
Und dann wurde mir klar warum.

"Wenn sie uns hier sehen musst du mich töten."
Sein Schweigen war Antwort genug.
Ich nickte nur.
Wie konnten wir naiv genug sein, um all das so lange zu ignorieren? Wie konnte er das hinter meinem Rücken machen?
"Küsst du mich?"
Perplex musterte er mich als ich näher kam. Sofort versteifte er sich, als ich vor ihm stehen blieb und ihn herausfordernd ansah.
"Ich will dass du mich noch einmal küsst, mit dem Wissen, dass du derjenige bist, der alles kaputt macht. Nicht, weil ich dich nicht liebe. Nicht, weil ich vor dir weg laufe sobald es schwierig wird. Sondern weil du dich für dieses Leben entscheidest statt für eines mit mir. Tu mir den Gefallen."

Ich war überrascht von mir selbst, als ich es forderte, als ich spürte dass das Verlangen ihn zu küssen trotz allem nicht verschwand.
Weil ich wusste dass er ein guter Mensch war, der schlechte Entscheidungen traf.
"Es tut mir leid", murmelte er, als er meine Wange mit der rauen Hand berührte. Ich lehnte mich ihm entgegen, sehnsüchtig nach der Nähe, verzweifelt nach einem Ausweg suchend.
Aber zu hoffen ein Kuss würde genügen um ihn umzustimmen, so naiv war ich nicht.

Sein Mund war kühl als er auf meinen traf, aber weich, ich schmeckte den grünen Apfel, den er beim Mittagessen in den Händen gehalten hatte, als er meine Lippen mit der Zunge teilte und mich am Nacken näher an sich zog.
Ich atmete tief ein, gab mich dem Kuss eime Zeit lang vollkommen hin. Es würde ja schließlich unser letzter sein.

Er ließ mir keine Zeit zum trauern, er lehnte sich zurück und ließ nicht zu, dass ich den Kopf vor bewegte um seinen Lippen zu folgen, er ließ mich los und lehnte sich gegen das Verschwindekabinett.
"Verschwinde jetzt Potter."
"Ich wünschte das könnten wir zusammen."
Ich machte auf den Absatz kehrt und ließ ihn allein.
Ich lief ohne Umwege zum Büro von Dumbledore.
Wir beide hatten unsere Seite gewählt.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWhere stories live. Discover now