Simulation- Newtmas

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Newt POV

Es war dunkel. Ich konnte mich nicht erinnern, dass es je so dunkel auf der Lichtung geworden war. Selbst als ich mit Thomas Nächte draußen verbracht hatte, waren die Fackeln um uns herum leuchtend genug gewesen.
Dann fiel mir auf, dass ich gar nicht auf der Lichtung war.
Es war ein Tunnel, lang, feucht und mit flackernden Lampen beleuchtet.

Ich erschrak, als ich eine Stimme hörte.
„Newt!"
Doch ich erkannte seine Stimme und drehte mich breit lächelnd zu ihm. „Tommy, was machst du hier?"
Nun stand er vor mir und wir nahmen uns in den Arm. Er roch genau wie ich es in Erinnerung hatte, seine Hände umfassten meinen Rücken so vertraut. Und doch dürfte er nicht hier sein. Ich wusste nicht wieso, aber ich dachte, er wäre woanders.
„Ich liebe dich Newt."

Verwundert über diesen ernsten Ton lehnte ich mich zurück und betrachtete ihn. Doch meine Sicht verschwamm, ich vernahm ein röchelndes Geräusch seinerseits. Dann wurde mir bewusst, dass meine Hände um seinen Hals ihn zu erwürgen versuchten.
Ich erkannte die dunkelgrünen Adern auf meinen Armen, Anzeichen einer Infektion. Ich mutierte zu einem von ihnen.
Und ich versuchte Thomas umzubringen.

Thomas PoV

Wütend schlug ich mit der Hand auf den Holztisch. „Lasst euch was besseres einfallen verdammt."
Minoh neben mir verzog das Gesicht aus Mitleid. Das wollte ich aber nicht.
„Ich weiß, was er dir bedeutet, Thomas und ich werde alles dafür tun, ihn zurück zu holen, das kannst du mir glauben. Aber nicht, indem wir andere dafür opfern. Newt würde dir das nie verzeihen."

Ich wusste, er hatte recht. Aber allein der Gedanke daran, dass sie Newt in ihrer Gewalt hatten und ihm sonst etwas antun konnten, ich ihn möglicherweise nie wieder sehen würde, das war zu viel für mich.
So viel, dass ich beinahe erneut in Tränen ausbrachen und meine Fäuste gegen Betonwände schlagen wollte, solange, bis Minoh mich festhielt und schüttelte.
So wie gestern.
Und dem Tag davor.
Und dem davor.
Das ging schon einige Tage so. Seit dem Tag, an dem sie mir Newt vor den Augen entrissen hatten.

Newt POV

Ich wollte nach Hilfe rufen, doch meine Stimme versagte.
Die Tränen, die in meinen Augen aufstiegen nahmen mir noch mehr Sicht auf Thomas, der mit rotem Kopf vor mir war und mich stumm bat, ihn loszulassen. Doch ich drückte seinen Hals fester und begann, seinen Kopf gegen den Beton der Tunnelwand zu schlagen.
Irgendwann hörte er auf, sich zu wehren.
Dann flüsterte er meinen Namen.
Seine Arme sanken, hingen nutzlos neben seinem Körper, der langsam an der Wand hinab rutschte.
Ich hatte mein Ziel erreicht.

Weinend brach ich vor seinem leblosen Körper zusammen, nahm ihn verzweifelt in den Arm.
Ich betrachtete ihn, meine Sicht war wieder klar, meine Arme nicht mehr von grünen Adern durchzogen.
Es war vorbei.
Ich hatte ihn umgebracht.
Zitternd vergrub ich das Gesicht in seinem matten Haar, flüsterte ihm tausend Entschuldigungen zu. Ich war nicht stark genug gewesen. Ich hatte alle Hoffnung, die ich für diese Welt noch hatte, zerstört.
Niemand würde kommen und mich retten. Niemand würde das je ungeschehen machen können. Wieso hatte mich niemand aufgehalten?

Meine Atmung wurde flacher und Panik überkam mich. Er war tot. Meine große Liebe lag leblos in meinem Schoß.
Mein Kopf begann zu dröhnen, darauf folgte ein gleißendes Licht, bei dem ich mit geschlossenen Augen noch das Gefühl hatte, es brannte mir die Augen aus.

Ich erwachte, noch immer voller Panik und erneut mit verschwommener Sicht.
Ich sah weiße Wände, Leute liefen an mir vorbei.
Ich konnte kaum Atmen, war festgemacht. Ich konnte noch nicht einmal einschätzen, wo ich war.
Einige Sekunden später wurde ich müde.

Thomas PoV

Mit offenen Augen starrte ich an die dunkle Decke. Mir war bewusst, dass es mitten in der Nacht war und ich morgen meine gesamte Energie brauchen würde, um den Rettungsplan für Newt zu verfeinern, aber ich konnte einfach nicht schlafen.
Ich war verzweifelt und ausgelaugt. Ohne ihn zu schlafen war neu, denn ich hatte in der letzten Zeit jede Nacht mit ihm verbracht. Ich wusste nicht, wie viele es gewesen waren, aber genug um ihn innig zu lieben.
Und um mich nun zu Tode zu sorgen.

Die Dinge, die sie uns im Labyrinth angetan hatten, konnten sie ihm nun gezielt antun. Und ich war nicht bei ihm, niemand war bei ihm, niemand würde ihm helfen.
Nicht einmal Teresa würde ihn erlösen. Denn ihre Eifersucht auf ihn, auf meine Gefühle für ihn, war schon immer groß gewesen.
Groß genug, um ihn, in ihren Augen zum Wohle der Menschheit, zu quälen und indirekt zu töten.
Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es ihm gerade ging.
Ob er wohl wusste, dass er in Gefangenschaft war? Dass ich frei war und alles daran setzen würde ihn zu mir zurück zu holen?
Ich war mir nicht sicher.
Eine weitere schlaflose Nacht voller Vorwürfe lag vor mir.

Newt POV

Ich konnte mich nicht daran erinnern, in letzter Zeit etwas gegessen zu haben, noch interessierte es mich sonderlich.
Ich würde sterben, früher oder später wäre ich zu ausgelaugt für sie, um mit diesen schrecklichen Simulationen von Thomas Tot durch meine Hände etwas für sie zu gewinnen, von dem ich noch keine Ahnung hatte.
Jedes Mal war es anders und immer wieder gleich real. Und die Angst blieb die gleiche.
Sein tot wäre mein Ende.

Ich lag mit dem Kopf zur Seite gedreht auf einer weichen Unterlage und konnte mich nicht rühren.
Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich mit einem Serum fixiert hatten, vielleicht lag es ja auch an den täglichen Angstzuständen, die ich durchleben musste.
Als ich Schritte hörte, dann das Schloss der Tür, schloss ich gequält die Augen.

Einige Sekunden dachte ich an meinen Thomas und unsere letzte Begegnung, unseren letzten Kuss.
Es war bevor sie uns wegen Teresa entdeckt hatten, an dem Stützpunkt des rechten Arms.
Der Kuss war leidenschaftlich gewesen, lange, langsam, voller Emotionen.
Ich spürte noch immer seine Hand in meinen Haaren und seinen nackten Bauch unter meinen Händen, als ich versucht hatte, ihn auszuziehen.
Kurz darauf musste er Teresa aufsuchen. Aber dieser Moment hatte nur uns gehört.

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWhere stories live. Discover now