006. Überraschungen

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Überraschungen

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Am Montagnachmittag, nach dem Unterricht, verschwand Hermione gleich in die Eulerei, um ihren Brief abzuschicken. Sie freute sich bereits jetzt auf eine Antwort von ihm. Sie wusste nicht warum, aber als sie gestern Abend mit Ginny alle Möglichkeiten durchgegangen war, hatte sie gemerkt, dass sie dieser Typ immer mehr in seinen Bann zog. Ihr kamen stets neue Fragen in den Sinn, die sie ihm stellen wollte, um so ein Puzzleteil mehr zu bekommen, was ihr helfen könnte, seine Identität zu enthüllen.

Auf der einen Seite interessierte es sie von Tag zu Tag mehr, wer er war. Sie wollte es wissen, dann aber wiederum nicht, weil damit das Geheimnis und das leicht Mysteriöse um ihn herum verschwinden würde. Ein vielleicht dunkles Geheimnis, was ihr in der Tat sehr reizvoll erschien. Das hatte durchaus etwas, das konnte sie nicht leugnen.

Harry fand zwar nach wie vor, dass mit dem Typen irgendwas faul sein musste, wenn er so ein Geheimnis um sich machte. Allerdings rügte Ginny ihn stets aufs Neue, dass er zu schwarz sah und der Typ vermutlich nur extrem schüchtern war.

Harry hatte es vorerst so hingenommen, sie, Hermione, aber dennoch zur Vorsicht gemahnt. Man konnte ja nie wissen. Sie hatte genickt und versprochen aufzupassen, war sich dabei aber ein bisschen wie ein kleines, dummes Kind vorgekommen, da ausgerechnet Harry ihr mit so etwas kam. Schließlich war er sonst immer derjenige, der sich kopflos in Probleme stürzte. Dass er sich bloß Gedanken um sie machte, wusste sie, nur fand sie das jetzt, hier vollkommen übertrieben.

So ging der Briefwechsel in der kommenden Woche auch weiter hin und her und beschränkte sich plötzlich nicht mehr nur auf einen am Tag. Der arme Hyperion war fast ununterbrochen unterwegs, nur entdeckte Hermione die Eule wirklich nie im Schloss, außer sie brachte ihr einen neuen Brief von ihm. Dieser Typ musste aber irgendwo in Hogwarts sein, anders ging es gar nicht! Doch sie fand ihn nie.

Anfang der nächsten Woche dann, Hermione wartete am Frühstückstisch bereits aufgeregt auf die Post, kam der kleine Waldkauz, wie schon die letzten Tage, mit als Erstes angeschwebt. Er ließ sich ganz galant bei ihr nieder, und streckte ihr heute besonders stolz sein Bein mit der Nachricht entgegen.

Der Kleine schien es zu riechen oder sonst was, denn Hermione hatte nochmal ein paar spezielle Leckereien bei Hagrid geholt. Es waren ein paar Wühlmäuse, die sie ihm etwas unterhalb des Tisches gab, sodass niemand es bemerkte, bevor sie sich dem Brief widmete.

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Meine liebe Hermione,

mir liegt, seit ich angefangen habe dir zu schreiben, eine sehr große Bitte auf dem Herzen, die ich nicht mehr länger aufschieben kann, aber auch nicht aufschieben will.

Du hast mich immer wieder gefragt, wer ich bin, was ich dir leider auch weiterhin nicht verraten kann. Es ist nicht so, dass ich es nicht möchte. Im Gegenteil. Ich würde dir gerne alles erklären. Wirklich alles, doch ist der Zeitpunkt dafür gerade mehr als schlecht. Ich hoffe, du kannst mir dies verzeihen, aber im Augenblick ist es besser, es bleibt so wie es ist.

Du sollst wissen, dass du mir sehr wichtig bist und ich versucht bin alles richtig zu machen, weswegen ich mich seit diesen zwei Wochen mit meiner Bitte, mehr noch meinem Wunsch, dir gegenüber so schwer tue. Deswegen bitte ich dich jetzt schon um Verzeihung, da mein Egoismus in dieser Sache dennoch größer ist als die Vernunft.

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Je mehr sie las, desto mehr Herzklopfen bekam sie. Verdammt, was hatte er denn auf einmal? Wollte er die Briefe etwa einstellen? Das wollte sie nicht. Ganz und gar nicht.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt