101. Reine Nervensache (1/2)

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Reine Nervensache

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„Merlin, was soll das?", stöhnte Hermione und lief wie ein Tiger im Käfig auf und ab.

„Unsere Aussagen waren doch eindeutig! Es war Notwehr!", zischte sie und warf einen funkelnden Blick über ihre Schulter zu der Kröte und dem Arschloch, die sich, wie schon vor der Anhörung, leise stritten.

„Hoffentlich nehmen sie ihn jetzt nicht nochmal in die Zange", nuschelte Tonks beunruhigt und kaute auf ihrer Unterlippe herum.

„Wenn er jetzt etwas Falsches sagt, können sie ihm daraus immer noch einen Strick drehen." „Ich weiß was du meinst. Margret ist für ihre hinterlistigen Fragen berüchtigt, die man eigentlich nie richtig beantworten kann", grübelte Remus, worauf Hermiones Kopf zu ihm flog.

„Was meinst du?" „Zwei- oder auch dreideutige Fragen. Kurz und prägnant, die einen in die Falle tappen lassen, da sie einfach zu beantworten erscheinen, aber nicht sind. Oftmals ist es Auslegungssache. Hoffen wir, dass Draco einen kühlen Kopf behält", meinte er. Hermione schaute jedoch recht bange auf die dunkle Tür, die nicht mehr aufgehen wollte und ihn scheinbar verschluckt hatte. Dabei erwachte mit der Zeit der beklemmende Gedanke in ihr, dass hinter der Tür bereits niemand mehr war. Dass sie Draco lediglich alleine sprechen wollten, um ihn ungehindert wegzubringen.

Verflucht nochmal, was, wenn sie vielleicht schon mit ihm auf dem Weg nach Azkaban waren? Und warum? Nur weil er ihr geholfen hatte! Weil er sie vor diesem Arsch beschützt hatte!

Es war ganz allein ihre Schuld, wenn sie ihn bestraften und fort brachten. Wenn sie ihn zurück in dieses Loch steckten und keiner mehr zu ihm konnte. Wenn er diesen Bastarden erneut ausgeliefert war. Wenn...

Oh Hermione, hör auf!!!, schrie sie sich selbst in ihrer Verzweiflung an. Das durfte einfach nicht passieren. Sie durften ihn nicht einsperren. Das wäre falsch. So furchtbar falsch.

„Hey", gewahrte sie Katie plötzlich zwischen ihren dunklen Gedanken und sah zu der Dunkelhaarigen auf. Diese musterte sie mitfühlend.

„Mensch, Hermione", stieß sie tröstend aus und nahm die Jüngere unvermittelt in die Arme. Hermione bemerkte da erst, dass ihr die Tränen unentwegt aus den Augen rannen, als sie sich an Katie klammerte und ihr lautlos in die Schulter weinte.

„Du hast ihn inzwischen wirklich lieb, hm?", meinte sie ruhig und strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Natürlich", brachte Hermione schwach hervor und kniff die Augen kurz zusammen, aus denen neue Tränen kullerten.

„Wenn sie ihn wegsperren, dann -" In dem Moment ging die Tür auf, auf die die Anwesenden gebannt starrten und eine gefühlte Ewigkeit darauf warteten, dass jemand zu ihnen kam. Dass ihr Freund wieder zu ihnen trat, doch nichts regte sich. Scheinbar für Stunden, so kam es der kleinen Gruppe um Hermione vor, der das Herz bereits bis in den tiefsten Keller sank und die Verzweiflung an ihr kratzte.

„Draco?", flüsterte sie bange. Vielmehr rief sie nach dem Blonden, als sich endlich eine Gestalt in der Tür zeigte. Doch diese war nicht ihr Freund, sondern eines der Ratsmitglieder. Es war diese Frau, die alleine mit ihm sprechen wollte. Sie sah mit einem undefinierbaren Lächeln zu Hermione, bevor sie sich ihre pflaumenblaue Robe abstreifte, über den Arm legte und zu den Aufzügen bewegte.

Damit war es bei Hermione ganz aus. Sie machte sich von Katie los und stürzte in Richtung der Tür, um zu sehen, wo der Blonde war. Was nun mit ihm war, als er endlich hinter noch einem der Mitglieder auf den Flur trat. Sein Blick war unergründlich, wie auch etwas in sich gekehrt.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt