129. (Un)liebsame Entwicklungen (1/2)

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(Un)liebsame Entwicklungen

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Es waren warme Sonnenstrahlen, gepaart mit ein paar weichen Locken, die ihn in der Nase kitzelten und schließlich weckten. Als er die Augen etwas träge aufschlug, musste er unweigerlich lächeln.

Es war gestern Abend doch noch passiert, dass Hermione beim Sterne gucken, an seine Brust gekuschelt, eingeschlafen war. Sie hatte so friedlich ausgesehen, dass er sie nicht wecken wollte. Stattdessen hatte er sich vom Raum lediglich eine leichte Decke gewünscht und sie noch eine Weile im weißen Schein des Mondes betrachtet. Dabei war erneut ein verbotener Wunsch in ihm erwacht, dessen Verlockung er erlegen war, und sich am Ende einen kleinen Kuss gestohlen hatte.

Zu seiner Überraschung war die Gryffindor ein wenig mitgegangen, allerdings, wofür er wiederum dankbar war, nicht aufgewacht. Er hätte nicht gewusst, wie er das erklären sollte. Und er wusste es auch jetzt nicht, denn ihr Anblick, im Licht der langsam aufgehenden Sonne, schürte abermals diesen Reiz in ihm.

Er wusste, dass er es lieber nicht tun sollte. Nur war sein Wille durch alles, was in den vergangenen Wochen und Monaten passiert war, mittlerweile so geschwächt, dass er dem kaum mehr widerstehen konnte. Diesem süßen Gift, was sie für ihn war.

Du bist ein verdammter Idiot und Masochist, schallt er sich für seine inzwischen so labile Schwäche. Dass er sich ihrem Zauber überhaupt so lange hatte erwehren können, lag einzig und allein an der Dunkelheit, die durch IHN über ihnen allen geschwebt hatte. Wäre es nur Lucius gewesen, dann hätte er mit Blaise' und Charlies Hilfe sicherlich eine Möglichkeit gefunden, sich dem Alten und seinen Fängen zu entziehen. Diesen falschen Idealen, sowie dem kranken Blut- und Reinheitswahn. Der Gefahr, die von ihm ausging.

Stattdessen war es eine gänzlich andere, so viel dunklere Bedrohung gewesen, die ihm im Nacken saß. Eine, bei der er nicht riskieren wollte, mit seinen Gedanken, Ansichten, Einstellungen und vor allem Empfindungen aufzufliegen. Nun aber, da all das nicht mehr war, hatte er kaum noch Kontrolle über sich und seinen Willen. Sein so lange aufrecht erhaltener Widerstand schmolz mit jedem Tag, den er sie sah, jedem Moment, in dem er ihr so Nahe war, sie mit ihm lachte, für ihn lachte, wie Schokolade in der sommerlichen Mittagssonne. So auch jetzt, als er sie beim Schlafen beobachtete.

Ihre rosa Lippen waren ein Spalt weit geöffnet und entließen ihren warmen Atem, der seine Züge sanft kitzelte. Sie schlief, wie schon die letzten Tage, vollkommen ruhig, was auch auf ihn zutraf. Ihm war es hin und wieder zwar noch ein wenig seltsam, wie beruhigend ihre Gegenwart für ihn war und so offensichtlich auch umgekehrt.

Die Geborgenheit, Zuflucht, Wärme, sowie den Halt, den er in ihrem Beisein fand, schien sie ihrerseits bei ihm zu erlangen. Verrückt, nahm er sich alles, was die Jahre zuvor war. Aber auch wenn es verrückt war, er wollte nichts mehr als diese Verrücktheit. Er wollte nichts mehr, als jeden Abend mit der kleinen Löwin im Arm einzuschlafen, um am nächsten Morgen genauso aufzuwachen und sie etwas beim Schlafen zu beobachten, so wie jetzt.

Ihrer Mimik nach schien sie zu träumen. Da war ein leichtes Zucken unter ihren Lidern, ebenso wie sich ihre Mundwinkel immer mal kurz kräuselten und dadurch zu einem Lächeln verformten. Es ließ ihn selbst lächeln. Erleichtert, da ihr Geist doch noch dazu imstande war, ihr süße Träume zu bescheren, was zuletzt eher Seltenheitswert hatte.

Er selbst konnte schon gar nicht mehr sagen, wann er das letzte Mal einen angenehmen Traum hatte. Er war ja bereits überglücklich, wenn sich keine Bilder und Eindrücke in seinen Kopf stahlen, die mit Lucius, IHM, den Death Eatern, dem Krieg, Azkaban oder dem Horror vor zwei Wochen zu tun hatten. Nein, von so etwas wie schönen Träumen war er meilenweit entfernt. Allerdings...

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now