018. Du?

4.5K 307 10
                                    


Du?

۩ ۞ ۩

„Malfoy?", keuchte sie leise, verwirrt und zunehmend ängstlich, als sie sich zu 100% sicher war, dass ihre Augen nicht doch völlig im Eimer waren. Doch er war es. Kein Zweifel. Dieses Gesicht hätte sie überall wiedererkannt, auch wenn er alles andere als gut aussah. Im Gegenteil. Er sah um ein Vielfaches schlechter aus, als sie ihn zuletzt gesehen hatte. Es war der Abend, an dem er die Death Eater in die Schule geschleust hatte.

Er war inzwischen noch blasser, schon irgendwie grau. Seine Züge wirkten noch schmaler, was auch auf seine Statur zutraf, die ihr extrem ausgemergelt und abgemagert erschien. Die früher stets vor Verachtung und Schadenfreude funkelnden kalten Augen, schimmerten matt und unendlich müde. Was das Ganze noch zusätzlich unterstrich, waren die dunklen Schatten und Ringe, die sich unter seinen Augen angesiedelt hatten, während diese ein wenig in die Höhlen gekrochen schienen. Um den Unterkiefer hatte er nicht bloß etwas Flaum, sondern einen deutlichen Drei-Tage-Bart. Die sonst so akkurat kurz geschnittenen und streng frisierten Haare waren länger, aber auch irgendwie ein bisschen dunkler geworden. Sie leuchteten nicht mehr so extrem weißblond und standen ihm zudem in einem völligen Chaos vom Kopf ab. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, er war auf der Flucht. Nur vor was?

Damit fing sie sich. In den nun halbwegs geklärten, braunen Augen machte sich schlagartig Angst und Panik breit, mit der sie ihn noch kurz ansah, bevor sie sich aufrappelte, um zu verschwinden.

Sie kam nicht dazu, da sich ihr Körper sofort unter merklichem Protest meldete. Ohne Vorwarnung schoss ihr ein höllisches Stechen, Brennen und Reißen durch die Venen, was binnen eines Herzschlags derartig anschwoll, dass ihr die Sinne halb schwanden. Sie spürte noch, wie die Kraft aus ihren Gliedern wich und ihr rasend schnell der Holzboden entgegen kam, als sie zur Seite kippte.

„Hey!", japste Malfoy verschreckt, setzte vor und bekam sie noch rechtzeitig an den Oberarmen zu fassen, an denen er sie rasch zurück aufs Bett zog. Und damit, auf ihr beinahe unerträgliche Art und Weise, nahe zu ihm.

„Bleib liegen", gab er ihr ruhig zu verstehen und klang dabei seltsam besorgt, was sie jedoch nur noch mehr verstörte, als ohnehin seine Gegenwart.

Sorge von Malfoy? Sie war eindeutig in einer falschen Realität aufgewacht. Das war noch immer ein Traum. Stellte sich nur die Frage, was für eine Art von Traum? Was für ein Albtraum das noch werden würde?

„Hinlegen", meinte er fürs Erste aber nur und bettete sie wieder auf ihr Kissen. Was genau er tat, konnte sie nicht sehen, da sie die Augen nicht gleich auf bekam, denn dahinter pochte und dröhnte es wahnsinnig. Sie hatte bereits jetzt dieses penetrante, stark dumpfe Pfeifen in den Ohren, dem sie sich auf gar keinem Fall ergeben durfte. Merlin allein wusste, was Malfoy dann tun würde.

Für den Anfang machte er jedoch nichts weiter, als sie warm zuzudecken und ein kaltes Tuch auf ihrer Stirn zu drapieren. Das Dröhnen und Pochen beruhigte sich dadurch ein wenig und verbannte für einen kurzen Moment das Pfeifen aus ihren Ohren, sodass sie es wagte, die Augen zu öffnen. Ihr Herz raste aber noch immer wie wild und ließ sie hektisch atmen.

„Es ist alles okay. Ruh dich aus. Ich werd dir nicht wehtun. Ich will ... ich will dir bloß helfen", erklärte er ihr ruhig, da sie jetzt, wo sie ihn endlich als den erkannt hatte, der er war, wieder richtig Angst vor ihm bekam. Sie hatte ihn im Kerker also auch nicht als Draco wahrgenommen, was ihn nicht wundern sollte, so dunkel, wie es gewesen war. Zudem war sie total ausgelaugt und erschöpft, wie auch jetzt noch.

Hermione glaubte wiederum gewaltig was an den Ohren zu haben. Oder ihr Kopf hatte doch noch einen dicken Schaden genommen, der dafür sorgte, dass sie meinte Dinge zu hören, die jedem noch so krassen Traum gespottet hätten!

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now