071. Das Glück des Augenblicks

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Das Glück des Augenblicks

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Mit wahnsinnigen Kopfschmerzen und einem extrem faden Geschmack im Mund, der eindeutig von zu viel Firewhiskey herrührte, öffnete Ron die blauen Augen und sah sich orientierungslos um. Er hatte keine Ahnung, wo er war, wie er hier hingekommen war, geschweige denn was überhaupt passiert war.

Sein erstes nüchternes Resümee war, dass er sich in einem Gästezimmer befand. Eines, was mal eine Renovierung vertragen könnte. Die Holzmöbel, bestehend aus einem kleinen runden Kaffeetisch, samt zwei dazugehörigen gepolsterten Stühlen und einer Kommode, hatten eindeutig schon bessere Zeiten gesehen. Ebenso der matt-braune, abgetretene Teppich. Von dem Bett, in dem er lag, ganz zu schweigen. Die durchgelegene Matratze hatte seinem Rücken alles andere als gutgetan.

Was er dann noch neben sich entdeckte, ließ ihn für einen Moment an seiner Wahrnehmung zweifeln. Kurz darauf warf er einen Blick unter die Decke, um sich seine dumpfe Vermutung zu bestätigen. Er war nackt, was auch auf die Blondine zutraf, die friedlich neben ihm schlummerte.

„Scheiße", zischte Ron leise und sah genauer nach dem Geschöpf, mit dem er gerade das Bett und offensichtlich eine heiße Nacht geteilt hatte, nahm er sich die Kleidungsstücke, die wild im Zimmer verstreut herumlagen. Als er seiner Bettgeschichte die Haare aus dem Gesicht strich, klappte ihm endgültig der Kiefer runter, denn er hatte nicht irgendein fremdes Mädchen bei sich, sondern Lavender!

„Scheiße", fluchte er erneut, bevor er versuchte, sich daran zu erinnern, wie um alles in der Welt das passiert war? Wie er mit ihr im Bett gelandet war?

Nur langsam und träge kamen die Eindrücke zurück. Malfoys verdammter Prozess. Seine Hermione, wie sie sich für das Frettchen aussprach, genauso Harry und seine Schwester. Überhaupt seine komplette Familie! Sie hatten nach der Verhandlung noch bei den Slytherins gestanden und mit ihnen geredet. Niemand hatte bemerkt, dass er gegangen war. Keiner hatte von ihm Notiz genommen, bis auf Lavender.

Sie war ihm besorgt in den Leaky Cauldron gefolgt, in dem er seinen Frust mit Firewhiskey ertränken wollte. Dabei hatte er sich bei ihr über die ganze Geschichte ausgekotzt. Angefangen bei der Tatsache, dass seine Freunde ihn für die Schlangen verrieten. Genauso seine Familie.

Ja, er fühlte sich von Harry und vor allem von Hermione verraten! All die Jahre hatte er sie vor den Schlangen, besonders vor Malfoy, beschützt und verteidigt. Und was war der Dank? Sie wechselte die Seiten und zog zu allem Überfluss Harry mit sich! Nicht nur ihn, sondern seine Familie und ihre Freunde. Sie hatten sich alle von ihren Gedanken anstecken und vergiften lassen, weil sie sonst immer Recht hatte.

Hier in dem Fall irrte sie sich aber. Es war immerhin Malfoy! Und der änderte sich nicht. Vorher würde die Hölle zufrieren. Doch das sah keiner. Sie waren alle zu weich und gutgläubig. Sie vertrauten zu sehr auf Hermiones und Harrys Meinung. Niemand würde auf ihn hören. Auf das dritte Rad am Wagen, was er seit jeher war.

Immer war es Harry, der im Vordergrund stand. Der Held der ersten Stunde. Der Auserwählte, Weltenretter und Voldemort Bezwinger. Oder Hermione, mit ihrem Intellekt, mit dem sie für jedes Problem eine Lösung fand. Was hatte er gegen die zwei schon groß aufzubieten?

Er war ein 08/15 Schüler. Er war ein 08/15 Sohn, der mit den Leistungen seiner fünf Brüder nicht mithalten konnte. Vier, korrigierte er sich in Gedanken bitter, was an den Tatsachen nichts änderte. Das einzige, was ihn in den Augen der anderen etwas besonders gemacht hatte, war der Punkt, dass er von Anfang an mit Harry befreundet war. Er war es immerhin, der ihm in der Anfangszeit all die Gepflogenheiten der Magischen Welt näher gebracht hatte.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now