118. Zuwendung (2/2)

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Ohne weiter über irgendetwas nachzudenken, rappelte sie sich auf und stürzte aus ihrem Zimmer direkt in das Gegenüberliegende, in dem das Ausmaß noch verheerender war.

Das Mobiliar war vollkommen zertrümmert und lag in einem großzügigen Kreis um das Bett verstreut. Auch hier war das Fenster zersprungen und die Stoffbahnen des Himmelbetts in Fetzen gerissen, die schwach in der kühlen Nachtluft wehten. Hinter diesen erkannte sie eine gekrümmte Figur, zu der sie sich vorsichtig bewegte.

„Draco?", rief sie leise und trat langsam näher. Ihr Blick verlor sich dabei ab und an auf dem Boden, um in keine Scherben zu treten. Als sie das Bett erreichte, zog sie den zerrissenen Vorhang behutsam beiseite. Den Zauberstab hielt sie gesenkt, um ihn nicht zusätzlich zu erschrecken. Als ihre Augen über seine Erscheinung wanderten, schluckte sie unweigerlich.

Er saß keuchend da und hatte die Hände so energisch in die Bettdecke gekrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sein Körper zitterte wie unter einem leichten Anfall und war übersät mit kleinen, aber auch größeren Schnittwunden, aus denen dunkelrot das Blut ran.

Auf dem bleichen Gesicht stand ihm der kalte Schweiß, während seine Augen in einer übermächtigen Panik irgendwo ins Leere starrten.

„Draco?", rief sie nochmal leise. Er reagierte jedoch nicht, sodass sie sich ihm vorsichtig näherte. Seine Augen ließ sie dabei keine Sekunde außer Acht, in denen, tief unter der Panik, ein unbeschreiblicher Schrecken tobte, der sich anscheinend noch immer in seinem Kopf abspielte. Er war nur zu offensichtlich nicht wirklich wach. Nicht im Hier und Jetzt, sondern hing weiter in gänzlich anderen Sphären fest, was sie erneut schlucken ließ. Dennoch streckte sie zaghaft die Hand nach ihm aus, um sich verstärkt bemerkbar zu machen.

„Draco?", rief sie ein drittes Mal und überbrückte damit die letzten Millimeter. Als sie mit den Fingern behutsam seinen Handrücken berührte, zersprengte es unverhofft die drei Türen im Zimmer, auf die sie verschreckt sah. Zeitgleich zuckte Draco wie geschlagen zusammen, riss die Hand weg und starrte sie mit einer schier tödlichen Panik an. Seine Atmung zog aufgrund dessen sogar noch mehr an, als ohnehin schon.

„Schschsch! Ich bin's, Hermione. Es ist alles gut. Ich tu dir nichts. Keiner wird dir hier etwas tun. Du bist bei uns im Turm. Du ... du bist nur mit mir hier. Es war ein Traum. Nur ein Traum", redete sie beruhigend auf ihn ein, doch er sah sie weiter panisch an, bis allmählich leises Begreifen in seinen Blick trat.

Als sie sich sicher war, dass er sie erkannte, näherte sie sich ihm stärker. Ganz langsam und behutsam, bis sie erneut mit den Fingern seine Hand berührte und versuchte diese zu umschließen.

Zwar zuckte er kurz, ließ es dann aber zu, womit sich ihre Hand gänzlich um seine legte und sie ihn über diese vorsichtig zu sich zog. In ihre Arme, in denen er nur einen Augenblick später völlig erschöpft, wie auch zitternd versank.

„Sch", hauchte sie tröstend und wiegte ihn sanft.

„Es ist alles gut. Es war nur ein Traum. Nur ein blöder Traum", wiederholte sie, als sich seine Arme um ihre zierliche Gestalt legten und er sich seinerseits fest zu ihr zog. Das Gesicht vergrub er dabei in ihrer Schulter, halb in dem zerwühlten Schopf. Sie spürte dadurch wieder stärker sein Zittern, als er sich wie ein Ertrinkender an ihr festklammerte.

„Sch. Ganz ruhig. Es ist alles gut. Alles gut", flüsterte sie und strich ihm beruhigend über den Rücken, wie auch durch die verschwitzten Haare. Eine kleine Ewigkeit lang. Wie lange genau, konnte sie nicht sagen. Draco rührte sich auch nicht weiter in ihren Armen. Er sagte nichts, machte aber auch keine Anstalten sie loszulassen, sodass sie versuchte einen Blick auf seine Augen zu erhaschen.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt