114. Ängste (1/2)

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Ängste

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„Draco."

Es war nur ein Flüstern im Wind, welches Hermione, bei dem sich ihr bietenden Anblick, zitternd über die bleichen Lippen kam. Diese begannen zu beben, als sich immer stärker die salzigen Tränen auf ihnen brachen. Sie wollten einfach nicht aufhören zu fließen, während ihr Hirn sich standhaft weigerte zu begreifen, was sie hier Grauenvolles vor Augen hatte.

Sie konnte nicht mehr denken. Nicht mehr atmen, hatte sie das Gefühl, als die Erkenntnis, dass das kein böser Traum war, sie wie unter einem Hammerschlag zu Boden warf. Dieser kam durch Blaise, der einen qualvollen Schrei ausstieß „NEIN!!!", bevor er mit Charlie nach vorn stürzte.

Hermione war auf den Anblick jedoch weiter wie gelähmt, genauso Ginny, deren Mund in einer Schnappatmung auf und zu ging, ohne dass ein Laut ihre Kehle verließ. Harry ähnlich, dem ebenfalls sein Zauberstab entglitten war, aufgrund des sich ihm bietenden Bildes. In seinen Augen lag pure Fassungslosigkeit, vermischt mit blankem Entsetzen. Dieses wuchs noch stärker an, als die beiden Slytherins ihr Ziel erreichten und sich auf den blutüberströmten Boden fallen ließen. Dracos Blut.

„DRACO!", schrie Blaise panisch und riss Hermione damit aus ihrer Schocklethargie, in die sie dieser Anblick versetzt hatte. Einer, der sie zwangsläufig an ihren ersten Besuch in Azkaban erinnerte. Genauso an einen ihrer Träume. Albträume. Seine bleiche Erscheinung. All das Blut. Diese ganzen Stich- und Schnittverletzungen auf seinem Körper. Es war ein Bild, das ihr drohte die Luft abzuschnüren.

Ihr entwich nur noch ein halb erstickter Laut, der in einem hysterischen Schrei seinen Ursprung hatte, bevor ihre Beine sie in Windeseile zu dem Blonden trugen, dessen Haupt gesenkt war.

Sie fiel vor ihm auf die Knie und nahm sein kaltes, bleiches, blutverschmiertes Gesicht zitternd in die Hände. Zeitgleich lösten Blaise und Charlie fluchend die Ketten und Fußfesseln von ihm. Daraufhin verlor der bleiche Körper gänzlich seinen Halt und drohte zusammenzusacken.

Blaise fing die reglose Erscheinung seines Freundes allerdings sanft auf und zog ihn mit größter Vorsicht in die Arme. Dabei stieß er alle möglichen Flüche aus, die nicht mehr bis in Hermiones Geist vordrangen. Dieser schottete sich zunehmend ab, sodass sie, neben dem Pfeifen, nur noch das eigene Blut in den Ohren rauschen hörte.

„Draco?", entwich es ihr zitternd, während ihre Finger über seine bleichen, blutigen Wangen glitten. Sein Anblick drohte inzwischen durch die immer stärker kommenden Tränen zu verschwimmen, die sie nicht einmal mehr wegstrich, sondern dem Blonden stattdessen das schwarze Tuch abstreifte.

Seine Augen waren geschlossen und auch so zeigte er keinerlei Regung, was ihr Herz bedrohlich in Brand steckte. Ihr war es, als stünde sie in Flammen. Als würde sie ersticken und dabei gleichzeitig in ihren eigenen Tränen ertrinken.

Es war ein Gefühl wie tausend Tode, was zusätzlich Steigerung fand, als Charlie hektisch an Dracos Hals nach dessen Puls tastete. Als er das tat, entwich Hermione ein Schluchzer nach dem anderen, während ihre Hand über den zerschundenen Oberkörper ihres Freundes zu seiner Rechten glitt, die sie zitternd festhielt.

Er war kalt. Sein ganzer Körper war eiskalt, worauf ihr Blick gequält zu Charlie huschte.

„Tu doch was!", schluchzte sie verzweifelt. Charlie reagierte allerdings nicht gleich, sondern suchte weiter nach einem Lebenszeichen seines Freundes.

„CHARLIE!", schrie Hermione schließlich hysterisch. Der Brünette zuckte daraufhin heftig zusammen, schluckte und zog endlich seinen Zauberstab. Mit diesem kreiste er zittrig murmelnd über die Gestalt des Blonden, auf den Hermione nun mit Argusaugen sah. Dabei behielt sie vornehmlich die unzähligen blutigen Wunden im Blick, die sich aber nicht schlossen und auch sonst keine Veränderung zeigten, sodass es sie schmiss. Ihre Konzentration verlor sich im Kommenden verzweifelt auf den bleichen Zügen ihres Freundes, über die sie mit zitternden Fingern strich.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now