075. Zwielicht

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Zwielicht

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Die Ankunft, wie auch der Zug des Portschlüssels, trafen Draco unverhofft. Der dumpfe Schwindel in seinem Kopf tat noch sein übriges und sorgte dafür, dass er zwischen den beiden Männern haltlos zusammensackte. Dass er nicht ganz auf dem Boden aufschlug, lag nur daran, da ihn die Gorillas rabiat an den Armen festhielten.

„Los, aufstehen!", knurrte einer wütend. Als er dem nicht nachkam, schleiften sie ihn erbarmungslos hinter sich her. Erst als sie in einem Büro ankamen, ließen sie ihn los, sodass er der Länge nach auf den polierten Holzboden knallte. Dort blieb er benommen liegen, und versuchte so gut es ging, die Barrieren in seinem Kopf hochzufahren, um sich wenigstens in einem Punkt vor dem Wahnsinn zu schützen, der hier schon bald wieder auf ihn lauern würde.

„Sieh mal einer an, wen wir hier haben?", hörte er die giftig, triefende Stimme des Gefängnisdirektors Forge, zu dem er matt schielte und so kurz die dunklen, tückisch funkelnden Augen des untersetzten Mannes streifte.

„Ich hoffe, du hast deinen Freiluftausflug genossen, Malfoy. Es war nämlich dein letzter, dafür werde ich sorgen", raunte er dunkel, bevor er zu seinen Leuten sah, die inzwischen aufgetaucht waren.

„Schmeißt ihn in eine Zelle in Trakt drei!" „Nicht wieder in die Eins?", wunderte sich einer der beiden, worauf der Direktor schnaubte.

„Vorerst. Im Moment schnüffelt mir der Herr Minister ...", zischte er. „... zu sehr hier rum." Mit diesen Worten sah er unheilvoll auf Draco, der trotz allem nicht anders konnte, als ein wenig zu grinsen.

„Ich habe keine Ahnung, wie du räudige Kakerlake es geschafft hast, den Minister, Harry Potter und seine kleine Freundin für dich einzunehmen. Allerdings wird dir das jetzt auch nichts mehr nützen!" Damit sah er zurück zu den Wärtern.

„Schafft mir diesen Abschaum endlich aus den Augen! Ich kann seine hässliche Visage nicht mehr sehen!" Er hatte es noch gar nicht ganz ausgesprochen, da packten ihn die bulligen Männer schon an den Oberarmen und zerrten ihn in die tiefen, dunklen Katakomben der Gefängnisinsel. Als sie in den Gängen waren, hörte Draco das Gejammer, die Schreie und das verzweifelte Gewinsel der übrigen Gefangenen.

Ihm war klar, dass er nicht der Einzige war, mit dem diese Typen ihre kranken Spielchen trieben. Azkaban war immerhin so etwas wie Niemandsland. Niemanden kümmerte es, was hinter diesen mächtigen Mauern vor sich ging. Hier herrschten andere Gesetze. Wer hier weggesperrt war, war Freiwild für die Dementoren gewesen und jetzt eben für die Wärter. Und was die wollten, war, Merlin wusste, kein Geheimnis. Rache, sowie eine blutige Vergeltung. In ihren Augen Gerechtigkeit.

Er wusste durch Lucius' Gefangenschaft, damals nach seinem fünften Jahr, dass nicht selten Inhaftierte aus ihren Zellen gezerrt worden und nie wieder aufgetaucht waren. Niemanden hatte es interessiert.

Bedauerlicherweise hatte der Alte nicht dazugehört, was vermutlich Voldemorts Machenschaften zugrunde lag. Ein schneller Tod wäre ja auch zu gnädig gewesen. Ein Wort, das weder in Voldemorts, noch Bellatrix' sowie Greybacks Wortschatz existiert hatte.

„Rein da!", knurrte einer der beiden Männer, als sie ihn in eine ca. 3x3 Meter messende Zelle stießen, die nicht viel anders aussah, als seine Erste. Der einzige Unterschied bestand in dem schmalen, vergitterten Fenster, was an der obersten Stelle der Wand eingelassen war. Durch dieses drang zumindest etwas Frischluft, wie auch Licht. Draco konnte so sehen, ob Tag oder Nacht war.

Ob er es als Trost oder Grausamkeit erachten sollte, zu wissen, wie viele Tage er von jetzt an hier verbringen musste, wusste er noch nicht. Wenn er Glück hatte, oder auch nicht, je nachdem wie man es sehen wollte, würde es nicht lange sein, denn die beiden Wärter standen noch immer in der Zelle. Und das mit gezückten Zauberstäben, die gefährlich auf ihn gerichtet waren.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now