080. Für dich (1/2)

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Für dich

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Er hatte keine Ahnung, wie lange er jetzt schon aus dem vergitterten, schmalen Fenster blickte und die Sonne hinter den dunstigen Nebelschwaden beobachtete, wie sie allmählich an Azkaban, und damit seinem Blickfeld, vorbeizog.

Sie war gewandert. Weiter als sonst. Zwar hatte er keine Uhr oder dergleichen, allerdings hatte er irgendwann ein Gefühl dafür entwickelt, wie spät es ungefähr war. Er konnte anhand des Standes der Sonne sagen, wenn er sie denn sah, wie spät am Nachmittag es war. Zumindest eine bestimmte Zeit.

Er konnte inzwischen so ziemlich genau sagen, wann es 14:00 Uhr war, da sich dann immer die schwere Eisentür öffnete und er irgendein bekanntes Gesicht sah. Und anhand dieser Personen konnte er auch noch die Tage auseinanderhalten und damit, leider, zählen.

Nicht so heute, denn die Tür war verschlossen geblieben. Darüber hinaus war vor zehn, 15, 20 Minuten vielleicht, noch einer dieser Idioten bei ihm und hatte ihm höhnisch unter die Nase gerieben, dass Hermione offensichtlich die Schnauze voll hatte. Von ihm.

Es hatte ihn ordentlich getroffen, allerdings hatte er es sich nicht anmerken lassen und stattdessen mit einer erschöpften, aber doch sarkastischen Spitze gekontert. Sein Trotz hatte sich kurz darauf schmerzlich gerächt, als der Typ, nach endlosen Sekunden, kapiert hatte, dass er gerade beleidigt worden war.

Manchmal fragte er sich wirklich, wie diese Typen ihre Ausbildung überstanden hatten? Intelligenz zählte definitiv nicht zu ihren Stärken. Es schienen alles nur Grobmotoriker zu sein, wie früher Crabbe und Goyle. Kein Wunder, dass sie diese Sorte Auroren als Wärter in Azkaban eingesetzt hatten. Eine verschlossene Tür zu bewachen, war ja nicht besonders schwer. Genauso wenig, einen Wehrlosen zu zweit mit ihren Zauberstäben fertigzumachen.

Schließlich fand sich sein Blick wieder oben an dem schmalen Fenster ein. Er versuchte, noch mehr hinter den dunstigen Nebelschleiern zu erkennen. Zwecklos.

Selbst ohne die Dementoren war die Insel in einen unwirklichen Schleier gehüllt. Vermutlich, um sie vor allen anderen zu verbergen, damit niemand sie jemals entdeckte. Erinnerte ihn irgendwie an die Mythen Avalons. Nur das es dort sicher 1'000-mal gemütlicher war.

Die bekannte Hexe und Hohepriesterin Morgan le Fay, war eine der wenigen, die die Nebel der Insel hatte teilen können. Sie könnte ihm bestimmt bei seinem Problem behilflich sein. Die Nebel, um Azkaban zu teilen und ihm so einen Weg aufzeigen, wie er von hier verschwinden konnte und...

„Scheiße", fluchte er und fuhr sich fertig mit den Händen übers Gesicht, wie auch durch die Haare, bevor er den Kopf hängen ließ und die Finger im Nacken miteinander kreuzte.

Hör auf. Hör doch auf zu träumen, rief er sich bitter zur Ordnung. Es war lächerlich. Sie würden ihn nie mehr hier rauslassen. Wahrscheinlich war bereits alles durch und keiner traute sich, ihm etwas zu sagen. Dass Hermione heute nicht kam...

Vielleicht durfte sie nun nicht mehr oder sie hatte es inzwischen wirklich satt. Er könnte es verstehen. Sie konnte und würde das nicht auf die Dauer aufrecht erhalten können. Genauso die anderen. Sie hatten immerhin alle noch ihr eigenes Leben. Und was die Gryffindor anging...

Ihr schien es im Augenblick auch nicht so gut zu gehen, wenn er Charlie letztens richtig verstanden hatte. Dass sie schlecht schlief, hatte sie ihm gesagt und er hatte es zudem deutlich anhand der Tatsache bemerkt, dass sie hier in diesem Loch eingenickt war. Die Tränke, die Charlie ihr gegeben hatte, waren auch nicht ohne. Die hatte er selbst immer mal gebraucht. Besonders während des Sechsten.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now