019. Schock

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Schock

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Er hatte es nicht kontrollieren können. Er hatte es einfach nicht mehr zurückhalten können. Auf ihre Aufforderung aber, sie doch gleich selbst zu töten, hatte irgendetwas bei ihm ausgesetzt.

Er war ohnehin schon kurz vorm Platzen gewesen und hatte nun seinen angestauten Frust, aber auch die Wut der letzten Tage sowie Wochen, herausgeschrien, sodass es Hermione ordentlich in den Ohren klingelte. Diese konnte sie sich jedoch nicht zuhalten, da Draco sich sofort aufs Bett schwang und ihre Handgelenke fasste, die er ihr energisch rechts und links von ihrem elenden Dickkopf ins Kissen drückte.

Selbst wenn Hermione in einer gesundheitlichen Bestverfassung gewesen wäre, hätte sie keine Chance gegen ihn gehabt, denn er hockte genau über ihr. Er presste ihre Handgelenke mit aller Gewalt ins Kissen und nagelte sie damit auf verstörende Art und Weise auf dem Bett fest. Ihr krankes Herz raste so noch mehr als ohnehin schon. Gleichzeitig zog ihre Atmung gefährlich an, als die Angst schier übermächtig zurückkehrte.

Der kurze Trotz, der in ihr erwacht war, hatte wieder der blanken Furcht und dem Schrecken Platz gemacht. Angst vor dem, was ihr bis eben noch egal war. Nämlich die einer weiterführenden Folter. Und so wie Malfoy guckte...

Sie hatte seine Gestalt direkt über sich. Sein zorniges Gesicht, mit den vor Wut brennenden grauen Augen, in denen ein unberechenbarer Sturm tobte, so etwas hatte sie noch nicht gesehen, war keine zehn Zentimeter von dem ihren entfernt. Dieser Ausdruck in seinen Augen ließ ihre Angst ins unermessliche wachsen.

Draco spürte es recht deutlich anhand ihre Handgelenke, denn ihr Puls zog gefährlich an. Nur war er gerade in einem derartigen Ausnahmezustand, dass er nicht mehr richtig über sich und seine Handlungen nachdachte, als er sie anschrie.

„Du willst, dass ich dich umbringe? Sag mal, HAST DU SIE NOCH ALLE? Wie bescheuert bist du eigentlich? Denkst du ernsthaft, ich leg meinen Kopf in die Schlinge, schaff dich aus dem Manor raus, und versuch mich um dich zu kümmern, damit du nicht verreckst, nur damit du mir im Anschluss sagst, du würdest dich lieber wieder foltern und ermorden lassen? Du machst mich wahnsinnig, Granger! Verdammt nochmal, das hier ist KEIN Trick. Ich hab das ernst gemeint. ALLES! Ich will - dir - helfen!", betonte er seine letzten Worte überdeutlich, funkelte sie aber auch weiter unsagbar wütend an, worauf sie gequält die Augen zusammen kniff, aus denen ihr die Tränen kamen, bevor sie unter Schmerzen flüsterte: „Du tust mir weh."

Dieser eine Satz, ihre zerbrechliche Stimme, wie auch die neuen Tränen, ließen ihn schlagartig aufwachen.

Verdammt, er hatte sich völlig vergessen. Sie derart anzuschreien und ihr Angst zu machen, war das Dümmste, was er tun konnte. So würde sie sich nur noch mehr verschließen und ihm noch stärker misstrauen, als ohnehin schon.

Als er sich dessen bewusst wurde, löste er seine Hände von ihren Gelenken, die sofort zu zittern begannen. Er erkannte dann auch, was sie gerade gemeint hatte. Er hatte sie so rabiat gepackt, dass sie in ein paar Stunden um die Gelenke ganz sicher richtig dicke, blaue Flecke bekommen würde. Auch so...

Verdammt, er wusste doch, dass sie nach wie vor immense Schmerzen hatte. Seine Grobheiten eben hatte diese alles andere als gelindert.

Mit dieser Gewissheit vor Augen kroch er gänzlich vom Bett und lief gestresst in dem kleinen Zimmer auf und ab. Dabei zerraufte er sich die ohnehin schon völlig zerwühlten Haare nur noch mehr.

Merlin nochmal, warum musste sie auch immer so stur und verbohrt und dickköpfig sein? Wie sollte er ihr bitteschön helfen, wenn sie ihm nicht vertraute und sich offensichtlich auch nicht von ihm helfen lassen wollte? ARGH!

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now