126. Verständnis und Hilfe

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Verständnis und Hilfe

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„Ich werd hier noch wahnsinnig!", fluchte Tonks lautstark und trat wütend gegen eine der Türen. Allan Dippet beobachtete es nüchtern.

„Es bringt nichts, wenn du deine Wut an der Einrichtung auslässt." Daraufhin sah Tonks ihn böse an.

„Ach, sei still!", zischte sie und betrat geschlagen den Umkleideraum der Schlangen. Dort sank sie frustriert auf eine der Bänke. Allan lehnte sich unterdessen an einen der Spinde und musterte Tonks ruhig.

„Du weißt, dass es ein Fehler ist, einen Fall emotional an dich heranzulassen. Das behindert unsere Arbeit." „Spar dir das! Das weiß ich selbst! Nur will ich dich mal sehen, wie du dich ständig unter Kontrolle hast, wenn es um deine Freunde und Familienangehörige geht!", knurrte sie. Er nickte.

„Ich versteh dich ja. Wobei es mich nach wie vor wundert, dass man gerade dich mit seiner Aufsicht betraut hat. Immerhin... Als Cousine könnte man dich als befangen einschätzen. Oder das du bei irgendetwas immer mal ein Auge zudrückst", warf Allan ein, worauf sie matt lächelte.

„Könnte man meinen. Vielleicht tue ich das unbewusst auch. Allerdings ist es mir egal, wenn ja. Ich bin einfach nur froh, dass Remus und Kingsley alles so drehen konnten, dass ich Draco wirklich unter meine Fittiche nehmen konnte. Ich will nicht wissen, wie sich ein Fremder ihm gegenüber verhalten hätte. Vermutlich alles andere als fair. Wobei dieses ganze Urteil nicht fair ist", wurde sie leiser, wie auch deprimierter. Allan stieß sich daraufhin vom Spind ab und nahm neben ihr Platz.

„Er hat das nicht verdient. Alles. Ich mein... Ja, er hat einen sehr dummen Fehler gemacht, als er die Death Eater ins Schloss geholt hat. Aber... Merlin, er war doch noch ein halbes Kind! Er hat das doch nicht getan, weil er es für richtig hielt, sondern weil er Angst hatte und verzweifelt war. Weil er die Menschen, die ihm wichtig waren, schützen wollte. Ihn dafür so hart zu bestrafen ist nicht fair. Zumal er dann noch so viel daran gesetzt hat, um uns zu helfen. Dass ich jetzt mit dir hier sitze, verdanke ich ihm. Unsere schrullige Tante hätte mich umgebracht, wenn er nicht gewesen wäre. Genauso Hermione, Ginny und Merlin weiß wen noch", seufzte Tonks und lehnte sich fertig zurück. Den Blick geschlagen zur Decke gerichtet.

„Ich will einfach nicht, dass doch noch jemand dazu kommt ihm zu Schaden. Er hat ohnehin schon zu sehr gelitten. Genug für ein ganzes Leben. Mehr noch für zwei", murmelte sie und sah auf ihre Hände.

„Weißt du, ich hatte früher, vor dem Krieg, gar nichts mit ihm zu tun", begann sie nach einer Weile der Stille.

„Ich hab ihn nicht mal persönlich gekannt. Ich wusste, dass ich einen Cousin habe, aber ich habe nichts von ihm gewusst oder ihn vorher überhaupt einmal gesehen. Da waren immer nur die Eindrücke, die ich aus den Erzählungen und Beschreibungen von Harry, Ron und Hermione hatte. Und die sind alles andere als positiv ausgefallen, sodass mein Bild von ihm ähnlich schwarz geprägt war, wie das der anderen. Und das wirklich so lange, bis Narcissa bei meiner Mutter aufgetaucht ist und den Orden um Hilfe gebeten hat. Dass sie mit Draco zusammen, Hermione hätte aus dem Manor bringen können. Wir haben es natürlich erstmal für eine Falle gehalten, weil... Hermione wäre so ziemlich der letzte Mensch auf Erden gewesen, dem Draco geholfen hätte. Dachte ich zumindest. Wir alle. Warum kannst du dir sicher vorstellen", merkte sie an und sah kurz zu ihm. Er nickte, sagte aber nichts, was Tonks als Zeichen sah weiter zu sprechen.

„Ich war dann ehrlich überrascht und auch erstaunt, dass es tatsächlich die Wahrheit war. Dass sie Hermione nicht nur in Sicherheit gebracht hatten, sondern auch, dass Draco sich richtig um sie gekümmert hatte. Das hat mich nachdenken lassen, weil es einfach zu seltsam, zu verrückt, zu unmöglich schien, als das er nicht vielleicht doch einen Hintergedanken hatte. Nur wurde es noch verrückter, als sich herausgestellt hat, dass unser kleines, stolzes Reinblut zum einen Ahnung von Muggle-Technik hatte. Mehr als ich, wie ich zugeben muss", schmunzelte Tonks etwas verschämt.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now