021. Ich kenne dich nicht

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Ich kenne dich nicht

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Stunden später, der Sturm der Nacht hatte sich bereits seit langem verzogen, bot sich Draco endlich eine Chance, seinen dunklen Träumen zu entfliehen, die leider nicht nur Träume waren, sondern auf viel zu vielen schmerzlichen Erinnerungen beruhten.

Inzwischen war es später Nachmittag, fast früher Abend. Die Sonne stand extrem tief und schimmerte in einem kräftigen Rot in das kleine Zimmer, in dem es recht kühl geworden war. Daraufhin wollte er sich wieder stärker in die warme Decke kuscheln, blinzelte dann aber irritiert.

Decke? Seine Verwirrung wuchs im Kommenden noch weiter, als er die Augen ein Stückchen öffnete und Hermiones Gesicht, kaum zehn Zentimeter von seinem entfernt, entdeckte. Sie schlief, sah durch das letzte Licht der Sonne zur Abwechslung jedoch mal ein bisschen rosiger aus. Auch so...

Sie schlief, für ihre momentanen Verhältnisse, relativ ruhig. Sie atmete durch das Fieber nach wie vor recht schwer. Im Großen und Ganzen schien ihr auf den ersten Blick allerdings nichts weiter zu fehlen, womit er sich etwas aufrappelte.

Dabei stellte er überrascht fest, dass eine ihrer Hände nah bei ihm lag. Und da er im Bett lag, in das er sich definitiv nicht von alleine gelegt hatte, da konnte doch nur sie in der Richtung nachgeholfen haben. Er bemerkte zudem jetzt erst, dass er oberkörperfrei neben ihr lag.

„Hermione, Hermione", kam er nicht umhin dämlich, wie auch breit zu grinsen. Schließlich taste er über seine Schulter, auf der er ein paar Tücher erspürte, die er sich nahm. Diese waren ordentlich mit Blut vollgesogen und das teils noch immer frisch.

Es hatte noch nicht richtig aufgehört, was er recht deutlich spürte, als er die Schulter leicht anspannte, durch die ihm sofort ein starkes Ziehen und Brennen ging. Darüber hinaus hatte er wahnsinnige Kopfschmerzen, sah dann allerdings zurück zu seiner kleinen Krankenschwester, der er die andere Hand auf die Stirn legte. Diese glühte nach wie vor.

Sie brauchte trotz allem einen Heiler, auch wenn ihr Geist langsam wacher wurde. Ihre Verletzungen, ganz besonders die Folgen der Flüche, würden mit noch so viel Zeit dennoch nicht besser werden. Eher schlimmer, je länger sie unbehandelt blieben. Im Moment schienen sich die Auswirkungen zwar in Grenzen zu halten, nur wie lange ging das noch gut?

Als er darüber nachdachte, kam ihm sofort der unheimliche Anfall in den Sinn, bei dem sich dieses dunkle Venennetz ausgebreitet und sie die Bluttränen geweint hatte. Das war zweifellos das Resultat, eines stark schwarzmagischen Fluches. Zwar war es bisher nur einmal passiert, nur hatte Draco das unbestimmte Gefühl, dass das lediglich der Auftakt war. Der Auftakt von etwas anderem. Von mehr.

Damit quälte er sich ganz hoch und setzte den Kamin wieder in Gang, sodass das kühle Zimmer erneut von einer angenehmen Wärme erfüllt wurde. Im Anschluss trat er zu Hermione und packte sie nochmal richtig warm in die Decke ein. Dabei fiel ihm jetzt erst auf, dass ihr Kissen leicht blutbefleckt war.

Als er genauer nachsah, entdeckte er eine kleine Platzwunde an ihrem Hinterkopf, um die er sich sofort kümmerte. Diese ließ sich zur Abwechslung auch mal mit dem Heilzauber behandeln und schloss sich gänzlich.

Als er sich sicher war, dass sie soweit versorgt war, schlich er etwas im Cottage umher. Seinen Pullover hatte er wieder angezogen, da er ordentlich fror. Er wusste, dass er selbst Fieber hatte, was wohl an der Stichverletzung lag.

So wuselte er hauptsächlich in der Küche herum, obwohl er bereits ahnte, dass er hier doch nichts zu essen finden würde. Dann entdeckte er allerdings eine kleine Vorratskammer mit Konserven.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now