112. Vergängliche Glücksmomente (2/2)

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Mit einem Stöhnen auf den Lippen bahnte sich Dracos Bewusstsein einen Weg aus dem Dunkel zurück an die Oberfläche. Im nächsten Moment wünschte er sich, es wäre nicht so, denn damit empfing ihn eine ungeahnte Flutwelle aus Schmerz. Und das beinahe im gesamten Körper.

Er kniete irgendwo auf kaltem Stein. Um ihn herum war alles pechschwarz. Warum er die Schwärze nicht wegblinzeln konnte, realisierte er Sekunden später, denn seinen Augen waren mit einem Tuch verbunden, was ihn leicht in Panik versetzte.

Diese wurde schlagartig mehr, als er das Tuch abstreifen wollte, es aber nicht konnte, da seine Handgelenke in Fesseln lagen. Nein, nicht nur in Fesseln, in Ketten! Er spürte die eiskalten Schellen, ebenso die einzelnen Glieder der Kette, die seine Finger streiften und ihm die Arme über den Kopf nach oben zwangen.

Scheiße!, schoss es ihm in einem neuen Anflug von Panik durch den Kopf. Schließlich versuchte er auf die Beine zu kommen, scheiterte jedoch bereits im Ansatz, denn um seine Fußknöchel lag ebenfalls etwas. Entweder ein Seil oder der Beinklammerfluch. Was es war, war im Endeffekt egal, denn er kam auch so nicht hoch.

Als er es versuchte, ging ihm ein höllisches Stechen und Brennen durch das linke Bein. Es schien gebrochen zu sein. Genauso sein rechter Arm, der in einem ähnlich spitzen Schmerz pulsierte.

Verdammt, was war passiert? Wo war er? Was sollte das? War das irgendein krankes Spiel von Entwhistle und den anderen Idioten? Wollten sie sich für seine kleine Schönheitskorrektur rächen und ihm Angst machen?

„Scheiße", keuchte er und versuchte sich erneut irgendwie auf die Beine zu stemmen, mit dem gleichen, lausigen Ergebnis wie zuvor. Sein Körper versagte ihm den Dienst und ließ ihn in einem schmerzlichen Stöhnen zurück in seine Ausgangsposition sinken. Durch die Bewegung merkte er jetzt erst, wie sich etwas Warmes, Feuchtes den Weg über seine Wange suchte. Blut.

Er blutete. Und das nicht nur am Kopf, sondern auch am Bein, an dem die verletzte Ader heftig pochte. Zudem spürte er, wie die feuchte Wärme an seiner rechten Stirnseite herab ran, während sein Kopf drohte in einem fürchterlichen Hämmern und Dröhnen zu explodieren.

Ihm schwindelte unwahrscheinlich. Hinzu kam ein Stechen im Innern. Er hatte bei jedem Atemzug vermehrt das Gefühl, dass sich sein Innerstes auf beklemmende Art und Weise zusammenzog und verkrampfte.

Es war bescheuert, aber irgendwie hatte er den Eindruck, tief in seiner Brust würden Ketten rasseln. Scheinbar war nicht nur sein Bein und der Arm im Arsch, sondern auch ein paar Rippen, sodass er versuchte seinen Brustkorb etwas zu entlasten.

Er versuchte sich an den Ketten in eine halbwegs gerade Position zu ziehen, scheiterte allerdings an dem Schmerz in seinem Arm. Dieser wurde im Kommenden erneut schlimmer, als sich der Großteil seines Gewichtes wieder zur Gänze auf seine Arme konzentrierte, die seinen Körper in dieser halb knieenden Position aufrecht hielten.

Er hatte keine Ahnung wie lange er so in der Kälte hockte, die ihn zittern ließ. In dieser Zeit kamen ihm abertausende Gedanken. Allen voran, was das sollte? Was man mit ihm vorhatte? Ob das einfach nur ein kranker Streich war, oder ob ihn irgendjemand, wo auch immer er war, verrotten lassen wollte?

Er hörte in der Zeit nichts. Da war nur sein eigener Atem, der schwer keuchend ging. Er hörte das Rauschen seines Blutes in den Ohren. Ebenso sein Herz, das verstörend in seiner Brust hämmerte. Und das immer mehr, je länger diese surreale Situation anhielt. Er konnte nicht leugnen, dass es ihn zunehmend ängstigte.

War es das? Wollte man ihn mürbe machen? Seinen Geist mit Hilfe seiner Angst brechen? Irgendwie erinnerte ihn das mit beinahe erschreckender Klarheit an spezielle Taktiken und Methoden der Death Eater.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now