014. Kein Zurück

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Kein Zurück

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Narcissa Malfoy stand wie vom Donner gerührt da, kaum dass sie mit Hilfe des Lumos die dunkle Gestalt vor sich enttarnt hatte. Doch er alleine wäre nie der Grund für ihr Entsetzen gewesen. Nein, es war das halbtote Mädchen, was ihr Sohn in den Armen liegen hatte. Genauso sein Blick, der sich nach dem ersten Schreck in etwas wandelte, was sie nie gedacht hätte mal von ihm zu sehen. Zumindest nicht ihr gegenüber.

In seinen grauen Augen funkelte es schlagartig bedrohlich, was ihre Gedanken gehörig durcheinanderwirbelte, bis sie sich fing und ihn rasch in eine kleine Abstellkammer drängte. Zeitgleich dimmte sie den Lumos soweit runter, damit man sie nicht entdeckte. Kurz darauf machte sie sich leicht panisch Luft.

„Was um alles in der Welt tust du hier? Was hast du... Verdammt, schaff sie sofort wieder in den Kerker, bevor es jemand bemerkt!", redete sie in einer aufflammenden Hysterie auf ihn ein und wollte schließlich nach Hermione greifen. Draco wich auf diese Regung allerdings wie geschlagen zurück. Mit dem Rücken stieß er dabei gegen einen kleinen Beistelltisch, wodurch irgendetwas herunter fiel und dumpf klirrte.

Narcissa kam es wie ein Donnerschlag in der scheinbar tödlichen Stille des Hauses vor. Schlimmer wurde es nur noch, als Draco zwar leise, dafür aber umso wütender fauchte: „Fass sie nicht an!", was die Blonde gänzlich an ihren Ohren zweifeln ließ. Genauso den Augen, denn Draco drückte die Gryffindor noch fester an sich, die dadurch aufs Neue schmerzlich wimmerte.

Das alles... Es war ein Anblick, der Narcissa völlig irritierte und ihr Denken für einen kurzen Moment vollkommen aus der Bahn warf. Am Ende fing sie sich und redete beschwörend auf ihren Sohn ein.

„Bei Merlins Bart, was hast du dir dabei gedacht? Wenn dich irgendjemand mit ihr sieht, werden sie dich ohne mit der Wimper zu zucken töten! Sie -" „Dann verpfeif mich doch gleich!", unterbrach er sie zischend, was ihr den ersten kalten Schlag ins Gesicht versetzte. Diesem folgte noch einer und noch einer, je mehr Draco sie angiftete und damit seine Pläne preisgab.

„Ich werd aber keinen Tag länger hier bleiben und mir diesen kranken Wahnsinn tatenlos mit ansehen! Ich werd nicht zulassen, dass diese verfluchten Psychopathen sie noch mehr quälen und umbringen! Und jetzt lass mich durch oder es passiert was!", knurrte er unterschwellig. Im Blick eine nur allzu deutliche Warnung, die Narcissa kaum verarbeiten konnte. Stattdessen sah sie ihn für Sekunden einfach nur entsetzt an und versank dabei förmlich in dem unwirklichen, dunklen Funkeln seiner Augen, die überdeutlich zeigten, wie ernst es ihm mit seinen Worten war.

„Du...", begann sie zitternd, verstummte allerdings schlagartig, da neue Geräusche an ihr Ohr drangen. Schritte.

Verdammt!, schoss es ihr durch den Kopf. Irgendwer musste sie bemerkt haben! Nur einen Herzschlag später schloss sie die Tür ganz, damit sie unentdeckt blieben. Dabei drängte sie Draco noch etwas mehr in die hinterste Ecke, was Hermione erneut schmerzlich wimmern ließ.

Mehr als dieser kurze Laut konnte ihrer Kehle jedoch nicht entweichen, da Narcissa ihr sofort recht rabiat die Hand auf Mund und Nase presste, damit sie still war.

Der Löwin blieb daraufhin jedoch augenblicklich die Luft weg, sodass sie anfing zu wimmern und zu zittern. Sie versuchte den Kopf wegzudrehen, um die Atemwege frei zu bekommen. Vergebens.

„Verdammt, lass sie los. Sie kriegt keine Luft!", schnappte Draco aufgebracht und drehte sich so, dass Narcissa den Kontakt zu der Gryffindor verlor. Die sog die nun wieder vorhandene Luft beinahe gierig ein und atmete schwer keuchend weiter. Noch in der gleichen Sekunde wurde die Tür zu ihrer Kammer langsam aufgeschoben. Vorn weg ein Zauberstab, den Draco und Narcissa sofort erkannten, weshalb sich die Blonde der Öffnung zuneigte. Draco schob sie dabei so weit sie konnte hinter sich, um ihn zu verbergen, mit eher geringfügigem Erfolg. Inzwischen war zu dem Zauberstab auch die entsprechende Person aufgetaucht, die sich das Bild anfangs verwundert besah.

Narcissa mit ihrem Zauberstab in der Hand, wie sie versuchte, sich etwas größer und allen voran breiter zu machen, um das hinter sich verstecken zu können. Mittlerweile war Draco aber ein gutes Stück größer als seine Mutter und selbst wenn nicht, war auch so überdeutlich zu erkennen, dass die beiden nicht allein waren.

Auf den Anblick verdunkelte sich Snapes Miene sichtlich, der seinen Stab schließlich auf Draco richtete. Nebenher wanderten seine dunklen Augen über Hermiones schlaffe Erscheinung, die beinahe leblos in den Armen des Blonden lag. Dass sie es nicht war, erkannte er an ihrer schweren Atmung und dem mehr als unruhigen Zucken unter den verschlossenen Lidern.

„Severus", warnte Narcissa ihn kühl und ihren Zauberstab stärker auf ihn, sodass er sein Augenmerk erstmal auf sie legte.

„Darf ich erfahren, was das hier wird?", erkundigte sich Snape ruhig, mit seiner öligen Stimme, was Draco unterschwellig knurren ließ. Narcissa taxierte die Fledermaus hingegen gelassen aber doch bestimmt.

„Nichts, mein Lieber. Nichts, was dich zu interessieren hätte." „Ich denke, ein nächtlicher Ausflug fällt schon in meinen Interessenbereich", gab er ihr emotionslos zurück, worauf es gefährlich in Dracos Augen blitzte. Narcissa sah es und sie war sich sicher, dass auch Snape es gesehen hatte, den sie erneut versuchte, von ihrem Jungen abzulenken.

„Du vergisst über deinen Interessenbereich etwas." „Und was wäre das, meine Teure?" „Du hast mir dein Wort auf etwas gegeben. Du hast mir einen Schwur abgenommen. Bedenke das." „Das habe ich und ich denke, ...", richtete er sich nun an Draco.

„... dass dein nächtlicher Ausflug hiermit ungesehen ...", schielte er nun kurz zu Narcissa, um ihr deutlich zu machen, dass er über diesen Fauxpas schweigen würde.

„... beendet ist und sich alle wieder da einfinden, wo sie seien sollten", redete er nun auf Draco ein. Der Blonde hatte es inzwischen geschafft, seinen Zauberstab aus seinem Umhang zu befördern, ohne Hermione loslassen zu müssen. Sie lag auch weiter in seinen Armen, als er seinerseits etwas umständlich mit seinem Zauberstab auf das Gesicht seines Patenonkels deutete. Im Blick eine überdeutliche Warnung.

„Du lässt uns sofort vorbei." „Draco!", zischte seine Mutter aufgebracht, da er gerade drauf und dran war alles zu verspielen. Ihre Sicherheit und somit auch ihr Leben.

Snape ließ die nur zu offensichtliche Drohung jedoch kalt. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf Draco. Und das herausfordernd.

„Und wenn nicht? Was willst du dann tun, kleiner Draco? Wie wir alle wissen, kannst du keinen Menschen töten", rieb er ihm mit seiner triefenden Stimme süffisant unter die Nase und trat noch einen Schritt auf Draco zu, der diesen seinerseits zurückwich. Im Blick kurz Unsicherheit. Diese verschwand aber schlagartig, als er Hermiones schwaches Wimmern erneut vernahm. Ebenso wie er dieses fürchterliche Zittern ihres Körpers wieder stärker spürte. Kurz darauf sah er zurück zu Snape. In den Augen nun etwas Entschlossenes.

„Du hast Recht", gab er ihm ruhig zu verstehen, worauf Snape schief grinste, als Draco weiter meinte: „Ich kann keinen Menschen töten. Das muss ich auch nicht." Just in dem Moment stahl sich ein hämisches Grinsen auf seine Züge, als er ohne Vorwarnung „Stupefy!" rief und Snape direkt ins Gesicht traf. Diesem nahm es augenblicklich das Bewusstsein, als er hart nach hinten geworfen wurde und haltlos zusammensackte.

„Bist du wahnsinnig?!", japste Narcissa auf den Angriff außer sich und sah ihren Sohn entsetzt an, der ein wenig keuchte. In seinem Blick lag aber noch immer dieses gefährliche Funkeln. Und mit diesem sah er nun sie an, sodass sie unweigerlich vor ihm zurück wich. Diesen Moment nutzte Draco, um zu verschwinden. Narcissa fing sich jedoch gleich wieder und hielt ihn rasch am Arm fest.

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Was im Verborgenen liegt (1/?)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz