101. Reine Nervensache (2/2)

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„NEIN!", entwich es Hermione getrieben. In der nächsten Sekunde saß sie klopfenden Herzens senkrecht und spähte in das so befremdliche Dunkel, das sich allmählich als ihr Zimmer entpuppte.

Wieder. Sie hatte erneut diesen grässlichen Traum gehabt. Die Gryffindor seufzte und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sie fühlte sich wie erschlagen und ließ den Blick erschöpft durch den dunklen Raum schweifen. Den Mond konnte sie nicht mehr an ihrem Fenster ausmachen. Vermutlich stand er bereits auf der anderen Seite des Turms und schien bei Draco ins Zimmer. Draco.

Er war auch in ihrem Traum aufgetaucht. Und zwar genauso wie letzte Nacht. Nämlich tot. Dieses Bild ließ sie schaudern. Nicht nur schaudern, sondern frieren, worauf sie die Decke fest um die Schultern schlang, was kaum half.

Die Kälte in ihr blieb hartnäckig bestehen, ebenso wie die Schatten der Nacht weiter vor ihrem inneren Auge umher huschten. Besonders dieser eine, den sie nur schwer, um nicht zu sagen gar nicht, ertrug. Am Ende stand sie auf und schlich aus ihrem Zimmer in das Gegenüberliegende. Dort stolperte sie um ein Haar über das Kissen zu ihren Füßen.

Erschrocken fiel ihr Blick darauf, bevor sie zum Bett sah, in dem der Blonde unruhig wühlte und brüchig murmelte. Aber hatte er das gestern nicht gesagt? Dass er, trotz seiner Tränke, Probleme hatte? Schlecht schlief? Albträume hatte?

Sie hob das Kissen auf und überlegte, ob und wie sie ihn am besten wecken sollte. Diese Frage klärte sich von selbst, als Crookshanks an ihr vorbei huschte und unbekümmert auf das Bett der Schlange sprang. Dabei trat er Draco ordentlich auf den Bauch, der sofort verschreckt hochfuhr.

„NEIN!", schrie er. Keine Sekunde später hatte er seinen Zauberstab bei der Hand, mit dem er für Licht sorgte. So entdeckte er nun auch, vor sich auf dem Bett, den dreisten Gryffindor Kater, der ihn leicht dümmlich anglotzte.

„Was...", entwich es Draco verwirrt, ehe er nach rechts schaute und die Löwin erfasste, die sein Kissen vor die Brust hielt.

„Hey", brachte sie unsicher hervor, worauf Draco perplex blinzelte.

„Was ... was ist los?", fragte er ein wenig neben der Spur, tourte allerdings langsam runter, während Hermione nervös von einem Fuß auf den anderen trat.

„Ich dachte... Ich wollte...", wusste sie sich nicht zu erklären. Dafür war ihr das Ganze schon wieder zu peinlich. Crookshanks gab auf das Gestammel seines Frauchens nur ein blödes Mauzen von sich, sodass Draco auf den Kater sah. Der rollte sich ungeniert am Fußende des Bettes zusammen, um sein Schläfchen hier fortzusetzen. Anschließend sah der Blonde zurück zu der Hexe, bevor er die Decke beiseite schlug.

„Los, komm her", gab er ihr beruhigend zu verstehen, worauf sie erleichtert ausatmete. Nur einen Moment später kroch sie zu ihm und kuschelte sich ins Kissen, während Draco sich und ihr die Decke über legte, das Licht löschte und die kleine Löwin zu sich zog.

„Sollten wir vielleicht standardisieren", schmunzelte er, was sie ein wenig schüchtern erwiderte, „Ich komm gern darauf zurück" und sich zufrieden an ihn schmiegte. Sie ließ seine Wärme und damit Lebendigkeit auf sich wirken, die viel besser half, als irgendwelche Tränke.

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Auf den Schreck von Montag folgte Ruhe, sah man davon ab, dass das Lager der Gryffindors plötzlich recht gespalten war. Und zwar in drei Gruppen.

Da war der Großteil, der nach wie vor mit Argwohn auf die Slytherins blickte und Ron in seiner Meinung den Rücken stärkte, dass da etwas faul war. Zudem bedauerten sie ihn, aufgrund des schändlichen Verrats und Betrugs, von Seiten Hermiones mit den Schlangen. Das schürte wiederum neue Gerüchte, die Hermione versuchte auszublenden und zu ignorieren, während Draco sich innerlich diebisch darüber freute.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now