119. Erkenntnis (2/2)

2.5K 210 36
                                    


۩ ۞ ۩

„Draco?", rief er, sodass sich nun auch Blaise stärker ins Blickfeld des Blonden schob.

„Wir sind's", versuchte auch er Dracos Aufmerksamkeit zu wecken. Allerdings regte sich nichts in den trüben, grauen Augen. Diese sahen scheinbar durch die beiden hindurch, worauf Charlie schluckte.

Ihr Freund war nur zu offensichtlich noch immer nicht richtig bei sich. Er schien geistig weiter irgendwie, irgendwo festzuhängen. Und dieses wo, war alles andere als gut für ihn.

„Wo hast du die Tränke von Pomfrey hingeräumt?", fragte Charlie Hermione, die betreten auf den nun leeren Beistelltisch deutete. Draco hatte die Phiolen in seinem Anfall genauso zerlegt, wie alles andere. Charlie stöhnte, während Hermione ein Gedanke kam.

„Dobby." „Was?", stutzte Blaise. Sie reagierte aber nicht, sondern rief nochmal deutlich nach dem Elf.

„Dobby!" Kurz darauf ploppte es und das kleine Wesen erschien in einer Verbeugung.

„Miss Hermione haben geru-", verstummte er schlagartig, als er das Chaos und die Apathie Dracos bemerkte.

„Was ... was...", stammelte der Elf und tapste näher ans Bett.

„Kannst du uns etwas von Madam Pomfrey holen?" „Natürlich! Was benötigt Miss Hermione?" „Bring mich einfach zu ihr. Ich kann ihr das besser erklären", mischte Charlie sich dazwischen, nach dessen Hand der Elf prompt griff und gehorsam nickte. In der nächsten Sekunde waren beide weg.

„Was machen wir jetzt?" „Warten, bis Charlie zurückkommt", murmelte Hermione, während ihr Blick über Draco glitt, der leicht zu zittern begann.

„Das meinte ich nicht. Ich -" „Gib mir die Decke", unterbrach sie Blaise, der ihr die Laken reichte, mit denen sie den Blonden umhüllte und noch fester zu sich nahm.

„Was ich sagen wollte... Was machen wir, wenn das tatsächlich länger so bleibt?", musterte Blaise sie unsicher, womit ihr Blick auf Draco fiel. Dessen Augen waren mittlerweile wieder geschlossen. Mit dem Kopf lehnte er inzwischen stärker an ihrer Schulter.

„Ich weiß es nicht. Ihm ging es heute Morgen ja wirklich besser. Aber wenn er jedes Mal, wenn er schläft, in diesen Zustand fällt..." „Na jedes Mal scheinbar nicht. Du hast doch gesagt, dass er heute früh klar im Kopf war." „Ja. So richtig versteh ich es zwar nicht aber -" „Ich glaube, ich aber." „So?" Blaise nickte.

„Du bist in der zweiten Nachthälfte doch bei ihm geblieben, falls nochmal was ist?" „Ja." „Schätzungsweise hat er deine Gegenwart im Unterbewusstsein gespürt", erklärte Blaise und bestätigte Hermione damit ihre leise Vermutung. Dass er irgendetwas von ihr bemerkt hatte, denn er hatte sie die ganze Nacht nicht losgelassen.

„Möglich", murmelte sie nachdenklich, als Charlie mit Dobby zurückkam. In der Hand hielt er ein kleines Päckchen mit Tränken.

„Und? Hat er sich gefangen?" „Nein. Ich glaube er schläft auch schon wieder", murmelte Hermione und sah auf Draco. Charlie nickte und flößte ihm schließlich zwei Tränke ein. Im Anschluss legten die drei ihn richtig hin und behandelten seine Schnittverletzungen. Dobby kümmerte sich in der Zeit um das noch immer herrschende Chaos.

Als Draco versorgt und das Zimmer wieder intakt war, setzten die Freunde sich recht trübsinnig auf das Bett und hingen jeder ihren Gedanken nach, wie sie der verkappten Situation am besten Herr wurden. Wie sie Draco mit seinem Problem helfen konnten. Nur kam keiner zu einem brauchbaren Schluss. Hier halfen keine Tränke und Zauber, sondern nur sehr viel Zeit, die McGonagall ihnen hoffentlich ließ, denn alles andere würde Draco auf lange Sicht nur mehr Schaden als helfen.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now