088. Ausgeträumt (1/2)

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Ausgeträumt

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Es war bereits spät am Morgen, beinahe Mittag, als Draco das erste Mal müde blinzelte. Für einen kurzen Moment schielte er verwirrt unter dem traumhaft weichen Kissen hervor und wunderte sich, über die grünen Samtvorhänge eines großen, schrecklich gemütlichen Himmelbettes.

Er musste eindeutig noch schlafen, denn so etwas gab es in Azkaban nicht, womit er den leicht hämmernden Kopf wieder richtig unter dem flauschigen Kissen vergrub und sich mit der kuschligen Decke, in dem bequemen Bett, erneut zusammenrollte.

Komischer Traum, dachte er müde und wünschte sich immer mehr in diesen zurück. In eine Illusion, in der Hermione ihn aus Azkaban geholt hatte und mit ihm nach Hogwarts gegangen war. McGonagall hatte ihm gesagt, er solle seinen Abschluss nachholen. Darüber hinaus hatte sie ihm und der Löwin das Amt der Schulsprecher zugewiesen.

Witzig, ging es ihm grinsend durch den Kopf. Mehr noch, als er an den Rest dachte. Er hatte mit Hermione später am Abend noch einen Firewhiskey nach dem anderen getrunken und angefangen herumzublödeln, als sie beide immer betrunkener wurden. Am Ende hatten sie sich geküsst.

Merlin, sie hatten sich nicht einfach nur geküsst, sondern gegenseitig beinahe in ihrer Begierde und der Sehnsucht verschlungen und verloren. Er hatte zudem auch irgendwie im Kopf, dass sie nach ihm gefragt hatte. Ob sie ihn haben könnte, worauf er traurig lächelte.

Ein schöner Traum. Aber leider nur ein Traum, womit er die Augen stärker zusammenkniff, in der schwachen Hoffnung, da vielleicht erneut anzuknüpfen. Ein nerviges Poken hinderte ihn allerdings daran und ließ ihn viel zu schnell munter werden.

Diese blöden Wärter!, murrte er im Stillen. Konnten diese Arschlöcher ihm nicht wenigstens seine Träume lassen? Zumindest diesen einen Warmen? Irgendwann resignierte er und zog entnervt das Kissen vom Kopf, bevor er sich der Geräuschquelle zuneigte. Als er aufblickte, blieb der Eindruck eines gemütlich eingerichteten Schlafzimmers, ganz im Slytherin Stil, jedoch bestehen. Er lag nach wie vor in dem weichen Bett, dass von den dunkelgrünen Samtvorhängen halb verhüllt war.

„Was zum Teufel...", murmelte er irritiert und schob die Vorhänge auf. Doch auch dann sah er weiter diesen Raum, und entdeckte zudem den Grund für den Krach. Vor dem verschlossenen Fenster hockte sein Uhu und pickte, so finster wie er guckte, schon länger an die Scheibe.

„Ethon?", entwich es ihm restlos verwirrt. Letztlich kroch er aus dem Bett, um den Vogel hereinzulassen. Dabei kam er nicht umhin, sich erneut in dem Zimmer umzusehen. Genauso aus dem Fenster, welches ihm tatsächlich die Ländereien von Hogwarts' zeigte. Da war ein Teil des Schlosses und des Sees, den er sah.

„Das ist ... kein Traum?", murmelte er mit langsam wachsendem Begreifen, was schlagartig mehr wurde, als sein Uhu ihn in den Finger zwickte, da Draco keine Anstalten machte, ihm den Brief abzunehmen.

„Ja doch!", murrte er den Vogel an, der ihm gelangweilt das Bein darbot. Kaum dass er die Nachricht gelöst hatte, verzog der Uhu sich in Richtung Eulerei, dem Draco noch etwas ungläubig hinterher sah, bevor seine Konzentration auf den Umschlag fiel. Dieser war von seiner Mutter, die sich nach ihm erkundigte, sodass er allmählich begriff, dass das, was er für einen Traum gehalten hatte, offensichtlich gar keiner war. Er war wirklich wieder in Hogwarts. Hermione und McGonagall hatten ihn tatsächlich aus Azkaban geholt. Es war echt. Alles. So auch das kleine große Saufgelage gestern Abend.

Damit war er richtig wach und in Windeseile im Wohnzimmer. Auf dem Boden lagen noch immer ihre Klamotten verstreut, genauso wie die Flaschen auf dem Couchtisch standen. Von der Hexe fehlte aber jede Spur.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt