059. ... und Sein

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... und Sein

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„Draco?", rief sie leise. Er schloss daraufhin die Lider, was sie bekümmert zur Kenntnis nahm. Sie hatte gehofft, dass er ihr inzwischen mehr Vertrauen entgegenbrachte und sich ein wenig öffnete.

Als er kurz darauf die Augen wieder aufschlug, war sein Blick seltsam leer. Zeitgleich rann ihm eine einzelne Träne aus den Augenwinkeln.

„Es ging nicht bloß um mich", begann er sehr leise, sodass Hermione ihn aufmerksam ansah. Auf den Lippen ein kleines Lächeln, da er doch mit ihr sprach.

„Wenn er nur gedroht hätte, mich zu töten, dann hätte ich mich dem verweigert. Er hätte mir damit eher noch einen Gefallen getan", murmelte er den letzten Satz dünn. Hermione schluckte auf dieses Geständnis, ging allerdings nicht darauf ein. Stattdessen sprach sie an, was er vor Monaten im Cottage bereits erwähnt hatte.

„Er hat dich mit dem Leben deiner Eltern erpresst." „Nicht nur mit dem. Lucius war mir egal. Wenn er ihn getötet hätte, hätte ich vermutlich noch grinsend daneben gestanden. Ich wollte aber nicht, dass er meiner Mutter nochmal Derartiges antut. Genauso wenig, dass er Blaise und Charlie in die Finger kriegt und...", brach er bitter ab, worauf sie verständig nickte.

„Was genau hat er alles verlangt? Was ist im Sommer nach dem Fünften passiert? Erzähl's mir bitte. Auch wenn es schwer ist. Je mehr ich weiß, umso besser kann ich dich später verteidigen", erklärte sie ruhig. Dracos Blick drohte sich allerdings immer stärker im Nichts zu verlieren. Dann sah sie in dem Grau seiner Augen, einen tiefen Schmerz aufflackern.

„Als er mir das Mal eingebrannt und gesagt hat, was er von mir verlangt, hat er mir zeitgleich vor Augen gehalten, wie er mich bestrafen würde, wenn ich ihm nicht gehorche oder seine Forderung nicht zu seiner vollen Zufriedenheit erfülle. Er hat erst mich, als kleinen Vorgeschmack, mit dem Cruciatus belegt, ehe er auf meine Mutter los ist und den Fluch mehrere Stunden an ihr ausgeübt hat. Ich konnte nichts dagegen tun und... Er meinte, es wäre nur der Anfang. Dass er jeden, der mir wichtig ist, qualvoll zu Tode foltert, bevor er mich umbringt. Mir war klar, dass ich meinen Kopf nicht ewig vor ihm verschließen könnte. Dass er diese Leute irgendwann, irgendwie finden würde. Das war das Letzte, was ich wollte und da... Ich wusste, dass es falsch ist, aber... Verdammt, was hättest du denn getan?", sah er sie verzweifelt an. Inzwischen rannen ihm erneut die Tränen aus den Augen, während Hermione schuldig schwieg.

„Ich wusste, dass es ein Fehler ist! Dass ich damit alles nur noch schlimmer mache, aber ich war verzweifelt! Ich hatte keine Ahnung, wie ich das hätte so biegen sollen, dass Niemandem was passiert! Ich hab Blaise und Charlie ja noch gesagt, sie sollen aus England verschwinden! Die Idioten haben aber nicht auf mich gehört und dann... Sie haben mich immer mehr unter Druck gesetzt und mir gedroht. Sie wollten Ergebnisse sehen, die ich ihnen nicht liefern konnte! Ich wusste, dass ich Dumbledore nicht mit dem Avada hätte töten können. Verdammt, ich wollte das ja nicht einmal! Irgendetwas musste ich aber machen und da ist mir die Idee mit der Opalhalskette und dem Met gekommen. Irgendwie ist das aber alles schief gegangen und... Ich hab nicht gewollt, dass Bell und Weasley zu Schaden kommen! Ich hab ja noch gehofft, dass Dumbledore irgendwas merkt. Dass er misstrauisch wird und mir dazwischen funkt. Was glaubst du, warum ich anfangs so großkotzig damit geprahlt hab, ich hätte eine Aufgabe für IHN zu erfüllen? Weißt du, ich... Ich hab mitgekriegt, dass Potter sich zu uns ins Abteil geschlichen hat, als Blaise zurückgekommen ist. Ich wusste, dass er lauscht und... Wie deutlich hätte ich es denn noch sagen sollen? Keiner hat das aber irgendwie ernst genommen! Keiner! Nicht einmal, als die Sachen mit Bell und Weasley passiert sind und -" „Dumbledore hat es gewusst", unterbrach sie ihn ruhig, worauf er sie fassungslos ansah.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now