035. Ein dünnes Band

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Ein dünnes Band

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„Malfoy hat was?", konnte Hermione ihre Freundin nur aus immer größer werdenden Augen ansehen, als sie ihr alles erzählt hatte. Diese nickte.

„Ja. Auch wenn's verrückt klingt. Wenn ich es nicht selber miterlebt hätte, würde ich es auch nicht glauben. Aber er hat sich wirklich die letzten Tage und Nächte damit um die Ohren geschlagen, diesen Fluch zu finden. Und weil er von uns als einziger Okklumentik konnte und durch das Dunkle Mal mit IHM in indirekter Verbindung steht, kam bloß er dafür in Frage, diesen Mindeater zu vertreiben." „Er hat ... er hat tatsächlich... Er hat dieses Ding aus mir -" „Ja. Wenn du sagst, du hast keine Schmerzen weiter, dann hat er es scheinbar richtig gemacht", erklärte Ginny, was Hermione dennoch nicht begreifen konnte. Das Warum.

Zwar hatte er sich, bevor ihre Freunde sie gefunden hatten, um sie gekümmert und ihr gesagt, dass er diesen ganzen Wahnsinn, in dem er durch seine Familie drin steckte, selbst wohl nicht gewollt hatte. Dass er ihr hatte helfen wollen. Dass diese Hilfe am Ende aber tatsächlich so weit ging, wie sie nun wohl gegangen war, war ihr dennoch schier unbegreiflich. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Warum er das alles getan hatte? Allen voran für sie! Er hatte sie all die Jahre doch immer wie den letzten Dreck behandelt, sodass sie der festen Meinung war, er würde, wenn sie umkam, vor Freude noch auf ihrem Grab tanzen. Das jetzt war das genaue Gegenteil. Und dieses Gegenteil ließ sie zunehmend an ihrem Verstand zweifeln.

Dennoch schien es so zu sein, denn wenn sie sich in dem ganzen Wirrwarr einer Sache sicher war, dann der, dass Ginny ehrlich zu ihr war. Sie konnte Malfoy immerhin genauso wenig leiden wie sie. Sie würde nicht so von ihm sprechen, wenn es nicht der Wahrheit entspräche.

Es war eine Tatsache, die ihr trotz allem so unglaublich schien, wie er ihr in den vergangenen Tagen, als sie mit ihm allein gewesen war, erschienen war.

In dem Moment kam Tonks mit Daniel zurück, der sich gleich zu Hermione begab. Die sah die Aurorin, wie auch Charlies Vater, noch immer recht überfordert an.

„Wie fühlst du dich?", begann Daniel mit der Standardfrage, die sie ihm gar nicht zu beantworten wusste, also setzte er neu an.

„Hast du irgendwo Schmerzen?" „N-Nein." „Wirklich?", wurde er ernster, bekam dann aber von Ginny Antwort.

„Sie meinte vorhin, es zieht und spannt alles etwas." „Sehr stark?", richtete sich Daniel gleich wieder an seine Patientin.

„Nein. Es ... es fühlt sich ein bisschen an wie ... wie Muskelkater." „Wird vermutlich auch so etwas in der Richtung sein. Dein Körper hat einiges mitgemacht. Ich schätzte, es wird noch eine Weile dauern, bis sich das alles gänzlich legt", erklärte er und sah nach ihrem Fieber. Dieses war ein wenig zurückgegangen. Zwar lag es noch immer bei über 40, allerdings war sie auf einem guten Weg.

„Ich mach dir nochmal etwas gegen das Fieber und die Verspannungen fertig. Und vielleicht auch was zur Beruhigung. Versuch noch ein wenig zu schlafen, dann sollte sich alles mit der Zeit ganz geben." „Wirklich?", sah Ginny zu Daniel, der lediglich nickte und zurück zu Hermione blickte.

„Du hast unwahrscheinlich großes Glück gehabt, dass die Jungs noch rechtzeitig den Fluch entdeckt haben und Draco alle Komponenten mitgebracht hat, die wir gebraucht haben, um den Fluch zu lösen", erklärte Daniel, worauf sie geistesabwesend an ihre Kette griff. An den kleinen Engelsflügel. Ihren Glücksbringer und Talisman. Sie fragte sich einmal mehr, wie es wohl für sie ausgegangen wäre, hätte sie dieses Schmuckstück nicht, was sie beschützen sollte und scheinbar auch jetzt wieder beschützt hatte.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt