081. Der letzte Gang

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Der letzte Gang

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Er konnte nicht mehr sagen, ob Tag oder Nacht war. Welcher Tag überhaupt war. Wie viel Zeit vergangen war, seit sich seine Hoffnungen immer stärker im Nichts verloren hatten.

Es schien ihm wie eine Ewigkeit, seit Hermione und die anderen nicht mehr gekommen waren und sie ihn in eines dieser tiefschwarzen Löcher geworfen hatten, in dem er schon während seines ersten Aufenthalts eingesperrt war.

Dort war es noch kälter und feuchter, was die Luft modrig und faulig machte und ihm das Gefühl bescherte, bei lebendigem Leib zu verrotten. Hinzu kam der Geruch von eitrigem Blut. Seinem. Dieses suchte sich aus dutzenden Wunden einen Weg nach außen, ohne die Möglichkeit minimal auszuheilen. Dafür sorgten diese Bastarde.

Sie zerrten ihn regelmäßig aus diesem Verlies, um sich ihrem kranken Spieltrieb hinzugeben. Und das für Stunden, so schien es ihm, wenn er sich in den Untiefen seines Geistes verlor, um der schmerzlichen Realität zu entfliehen.

Und als wäre all das nicht schon grausam genug, ließen es sich diese Monster nicht nehmen, ihm unentwegt unter die Nase zu reiben, dass er hier verwesen würde. Dass er nie mehr hier raus kam. Dass das Gamot keinen einzigen Death Eater je wieder auf freien Fuß ließ. Dass sie es durchschaut hätten und sich nicht von falschen Aussagen hätten verblenden lassen. Dass seine Freunde, allen voran Hermione, wohl nun doch die ganze Wahrheit um ihn erkannt hätten. Welchem impertinenten Lügenspiel sie erlegen waren. Welchen Intrigen. Dass sie sich nichts sehnlicher wünschten, als das er qualvoll krepierte. Ein Gefallen, den man ihm nicht so schnell tun würde.

Das alles... Es quälte ihn von Tag zu Tag mehr. Zwar glaubte er den Typen die Dinge über seine Freunde nicht, alles andere hingegen...

Das Gamot hatte offensichtlich sein Urteil gesprochen, welches ihn in dieses Loch verbannte. Ohne Licht, ohne Zuspruch, ohne Freunde und allen voran ohne Hoffnung. Es musste so sein. Anders konnte er es sich nicht erklären.

Sie hätten ihn sicher nie alle auf einmal, von heute auf morgen, in dieser Kälte zurückgelassen. Blaise, Charlie allen voran seine Mutter... Sie hätte vermutlich weiter versucht, nach ihm zu sehen, wenngleich er es ihnen nicht übel nahm, wenn sie sich diese Last nicht länger zumuten wollten. Immerhin war es alles andere als gemütlich in Azkaban.

Dennoch. Irgendeiner hätte sich in den letzten Tagen, Wochen, Monaten - Er hatte wirklich keinerlei Zeitgefühl mehr - noch einmal bei ihm blicken lassen. Und sei es nur, um ihm die grausame Nachricht zu überbringen, die ihm die Wärter ständig um die Ohren warfen. Das hatte Hermione ihm versprochen. Dass sie ihn von dem Urteil in Kenntnis setzen würde, ganz gleich wie es ausfiel.

Vermutlich wurde es seinen Freunden nun verboten, nach ihm zu sehen. Jetzt, wo er als skrupelloser Schwerverbrecher verurteilt worden war. Dadurch konnten diese Psychos ungehindert weiter ihre Spielchen mit ihm spielen.

Inzwischen traktierten sie ihn auch nicht mehr nur mit irgendwelchen Flüchen, sondern fügten seinem Körper aufs Neue teils tiefe, blutige Wunden zu. Es würde nun ja niemand mehr kommen, der es sehen und etwas dagegen tun könnte. Er konnte es ja selbst nicht einmal mehr.

So hatten sie ihn, an dem Mittwoch, an dem er vergeblich auf Hermione gewartet hatte, in der Nacht, nach der kleinen Folterstunde, oder mehr den Stunden, nicht zurück in seine eigentliche Zelle gebracht, sondern in dieses dunkle Loch geworfen.

Dadurch waren Hermiones Mitbringsel schlagartig unerreichbar. Allein diese Tatsache machte sich innerhalb kürzester Zeit gefährlich bemerkbar, denn sie ließen ihm kaum etwas zu Essen und vor allem zu Trinken zukommen.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now