135. Vom Ende zum Anfang (1/2)

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135. Vom Ende zum Anfang

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Im Dunkel der anbrechenden Nacht, stahl Lucius sich ein weiteres Mal zu dem alten Herrenhaus, dessen Schutzmaßnahmen dieses naive Gör noch immer nicht verbessert hatte. Er würde sich wohl oder übel selbst darum kümmern müssen.

Zwar konnte ihm egal sein, wenn ihr irgendetwas passierte, allerdings benötigte er für sich selbst einen passablen Rückzugsort und Schutz. Das Manor wäre ihm zwar das Liebste, kam im Augenblick aber absolut nicht in Frage. Ebenso wenig einer der übrigen Landsitze.

Solange das Ministerium ein Auge auf diese hatte, wäre es fahrlässig und dumm sich dort aufzuhalten. Nein, er brauchte andere Möglichkeiten. Und an dieses Gör schien bisher keiner gedacht zu haben. Und das sollte auch so bleiben, weswegen er bei Gelegenheit einige Verschleierungszauber über das Haus legen würde. Vorher galt es jedoch andere Dinge zu regeln.

So schritt er, wie schon das vorangegangene Mal, wie selbstverständlich auf die hohe Tür zu und ließ sich von der verschüchterten Hauselfe hereinführen. Dieser warf er achtlos den Mantel und Umhang entgegen, bevor er in den Salon trat. Er entdeckte die Hexe auf der Couch. In der Hand die Witch-Weekly.

Er war erstaunt, dass sie tatsächlich lesen konnte, wobei Bilder ansehen mehr auf dieses Magazin zutraf, als dass es geschriebene Worte beinhaltete. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, weswegen er an den Türrahmen klopfte. Daraufhin ruckte ihr Kopf hoch und sie begann zu strahlen.

„Luci Schatz!", rief sie erfreut, wofür er sie am liebsten einen Kopf kürzer gemacht hätte. Was dachte sie eigentlich, wer sie war, dass sie ihn und seinen stattlichen Namen so verhunzte und ins Lächerliche zog? Derartige Dreistigkeiten hatte nicht einmal Narcissa an den Tag gelegt!

Weder war er eine Frau, noch ein dummes Kind, sondern ein erwachsener Mann! Eine stattliche Persönlichkeit. Nun gut, im Moment vielleicht nicht ganz so stattlich und imposant wie früher. Dennoch aber eine erhabene Erscheinung, der man einen gewissen Respekt zu zollen hatte. Auch sie!

„Liebes", begann er und trat zu ihr.

„Ich würde es begrüßen, wenn du mich weder Luci, noch Schatz nennen würdest. Es ist für einen Mann nicht gerade ... erregend, wie ein kleines Kind angesprochen zu werden", erklärte er ihr, worauf sie einen Schmollmund zog, sodass Lucius innerlich bereits mit den Augen rollte, allerdings nickte sie dann. Wenigstens etwas.

Schließlich nahm er neben ihr Platz und erreichte damit, dass sie dummerweise richtig zu ihm kroch. Zwar hatte sie durchaus ihre Reize, auf irgendwelche Schmuseattacken und dergleichen, legte er aber keinerlei Wert. Auf dieses lästige Vor- und Nachspiel. In seinen Augen unnötige Zeitverschwendung. Eine ordentliche Frau hatte die Bedürfnisse des Mannes zu befriedigen, indem sie die Beine breit machte, wenn es diesem genehm war und nach dem Fick wortlos verschwand.

Unglücklicherweise konnte er diese Devise hier nicht ausleben, geschweige denn durchsetzen, denn es galt dieses dumme Gör bei Laune zu halten. Mit dem Imperius wäre es zwar kein Problem, aber klar im Kopf war sie für ihn letztlich nützlicher, weswegen er sich dieser Zudringlichkeit hingab. Diese brachte sie noch zusätzlich zum Ausdruck, indem sie ihn im Nacken küsste, was er erstmal unterband. Zur Belohnung bekam er wieder den Schmollmund zu sehen. Ob er ihr sagen sollte, dass sie wie eine Ente aussah, wenn sie das Gesicht und vor allem die Lippen so verzog? Aber das wäre vermutlich kontraproduktiv.

„So gerne ich mich auch anderen Freuden mit dir widmen würde, so müssen wir vorher noch etwas durchsprechen." „Ach ja? Und was?", schmollte sie bockig und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt