085. Veränderungen (1/2)

2.9K 207 35
                                    


Veränderungen

۩ ۞ ۩

Irgendwann, es war schon nach 18:30 Uhr, begab Hermione sich zu Draco, um ihn zu wecken.

Als sie sein Zimmer betrat, stellte sie bedrückt fest, dass zwei der drei Kissen in verschiedenen Ecken des Raumes lagen und die beiden Decken zu einem undefinierbaren Knäuel geworden waren. Mitten drin Draco, der quer im Bett auf dem Bauch lag. Sein rechter Arm diente als Ersatzkissen, während der Linke schlaff über der Bettkante hing. Er hatte also wieder Albträume gehabt. Aber was wunderte es sie? Schließlich trat sie zu ihm.

„Draco?", hauchte sie und vergrub die Finger in seinem zerwühlten Haarschopf, durch den sie behutsam strich. Auf die kleine Geste zuckte er jedoch zusammen und fuhr verschreckt hoch.

„Was...", begann er leicht panisch, sah dann allerdings die Löwin und kippte in einem genervten Stöhnen nach hinten. Dabei fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht und durch die Haare.

„Schlecht geschlafen?", mutmaßte sie, worauf er knapp nickte. Anschließend sah er sie wieder an.

„Wie spät ist es?" „Kurz nach halb. Wir müssen uns langsam beeilen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen." „Großartig", stöhnte er und schaute sie wehleidig an.

„Besteht irgendwie die Chance, dass du dich meiner erbarmst und ich hier bleibe?" „Nein. Du isst was." „Ich kann mir auch was aus der Küche holen", schlug er ihr einen Kompromiss vor. Hermione zog daraufhin skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Warum willst du nicht zum Essen kommen?" „Kannst du dir das echt nicht denken?", zischte er, worauf sie beleidigt die Backen aufplusterte. Draco rückte dann aber mit der Sprache raus.

„Von Blaise, Charlie und dir abgesehen, dürfte kaum jemand begeistert davon sein, dass ich hier bin!" Auf den Hinweis schwieg sie, sodass er weiter sprach.

„Genauso die Tatsache, dass sie mich zum Schulsprecher gemacht haben. Ich versteh noch immer nicht, was McGonagall sich dabei gedacht hat! Wieso hat sie dir nicht Potter, Longbottom oder sonst wen zur Seite gestellt? Warum ausgerechnet ich? Ich mein..." Er stöhnte und zog sich das verbliebene Kissen über den Kopf.

Hermione begann sein Dilemma indes zu verstehen. Auch wenn sie sich jetzt mit ihm vertrug und angefreundet hatte, traf das keinesfalls auf den Rest der Schüler zu. Einige würden die Sache vermutlich neutral angehen. Ginny, Luna und Harry vielleicht. Die übrigen hingegen... Ja, die würden in der Tat keine Freudensprünge machen. Am Ende nahm sie ihm das Kissen weg und sah in ein leicht gequältes, schwermütiges paar graue Augen.

„Denkst du, dass sie dich zerfleischen?" „Keine Ahnung. Gut möglich." Daraufhin schüttelte sie mit dem Kopf.

„Du siehst das viel zu Schwarz. Ehrlich. Begeistert werden sie wahrscheinlich nicht sein. Und dass es nicht ganz einfach werden würde, war ja auch abzusehen. Aber du bist doch nicht alleine. Du hast Blaise, Charlie und mich." Daraufhin horchte er auf.

„Am Anfang wird das alles sicher ein bisschen blöd sein, mit der Zeit werden die anderen aber verstehen, dass sie dir Unrecht tun, wenn du dich benimmst. Zeig ihnen die Seite, die du mir gezeigt hast", meinte sie aufmunternd, mit einem Lächeln und ergriff ihn bei der Hand, um ihn hochzuziehen.

„Los jetzt. Zieh dich um, sonst kommen wir wirklich noch zu spät." Damit hatte sie ihn halb aus dem Bett und verschwand in ihr Zimmer, um ihre Schuluniform anzuziehen. Draco sah ihr noch kurz etwas nachdenklich hinterher.

Am Ende schlurfte er geschlagen an seinen Schrank, um sich, wie gefordert, fertig zu machen. Ein paar Minuten später trafen die beiden im Wohnzimmer in ihren Roben wieder aufeinander. Rot traf auf Grün. Grün traf auf Rot, wodurch Hermione sich für einen winzigen Moment auf unbehagliche Weise in die vergangenen Jahre zurückversetzt fühlte, als sie ihn in der sonst so gewohnten Gestalt vor sich hatte. Das Wappen Slytherins direkt vor der Nase. Einzig und allein das leicht verstrubbelte Chaos auf seinem Kopf wirkte befremdlich und erinnerte sie daran, dass ihr ein anderer Draco Malfoy gegenüber stand, als früher.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now