015. Späte Erkenntnis

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Späte Erkenntnis

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„Bleib hier!", entwich es ihr noch immer entsetzt. Draco wand sich allerdings aus ihrem Griff. Kurz darauf deutete er warnend mit dem Zauberstab auf das Gesicht seiner Mutter, die geschockt vor ihm zurück wich.

„Ich will dir nicht wehtun, Mutter. Ich werde es aber, wenn du mir in die Quere kommst", drohte er ihr offen, was sie noch bleicher werden ließ, als sie es ohnehin schon war. Sie konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Allen voran was noch passieren würde, wenn sie nicht bald handelte und diesem Chaos ein Ende setzte. Ein Ende mit Schrecken, denn so wie es aussah, würde sich Draco nicht zur Vernunft bringen lassen.

„Du kommst alleine nie hier raus!", versuchte sie an ihn zu appellieren, doch es war ihm gleich.

„Das werden wir ja sehen!", entgegnete er ihr entschlossen und drehte sich zum Gehen um, als sie ihn wieder am Arm ergriff.

„Warte!" „Lass mich los!", zischte er bedrohlich und durchbohrte sie fast mit seinen Eisaugen. Narcissa schüttelte allerdings entschieden mit dem Kopf, was das Dunkel in seinen Augen noch stärker schürte. Seinen Zauberstab umklammerte er dabei noch fester, der kurz darauf erneut gefährlich auf das Gesicht seiner Mutter zeigte.

„Lass - mich - los", forderte er kalt und betonte jedes Wort nachhaltig. Narcissa blieb jedoch eisern.

„Sie werden dich finden! Sie werden -" „Ist mir egal!", fauchte er, worauf sich in ihren Blick etwas bitterlich Trauriges stahl.

„Mir aber nicht", brach ihre Stimme. Zeitgleich stiegen ihr ein wenig die Tränen in die Augen, die sie jedoch nieder rang. Sie atmete tief durch und versuchte ihren Geist scharf zu stellen, bevor sie sich wieder ganz auf ihren Jungen konzentrierte.

„Hör mir zu. Wenn du das tatsächlich willst, dann... Ich werde dir helfen zu verschwinden." „Was?", stutzte er, auf die plötzliche Hilfsbereitschaft, die ihn sofort misstrauisch stimmte, was seine Mutter deutlich sah und sich rasch erklärte.

„Ich will nicht, dass sie dir etwas antun und dich am Ende umbringen. Bei Merlin, Draco! Du bist mein Sohn! Denkst du wirklich, ich würde es über mich bringen, dich ans Messer zu liefern?" Auf die bloße Vorstellung kamen ihr nun doch die Tränen, sodass die Skepsis in ihm ein wenig wegbrach, was Narcissa erkannte und bitter lächelte.

„Ich habe das alles viel zu lange hingenommen. Ich hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie dir das Dunkle Mal aufzwingen", murmelte sie immer leiser, wie auch schuldig und begann es sich verstärkt vorzuwerfen, worauf er schwieg. Stattdessen fiel sein Blick auf den Grund für sein Handeln.

Sie sah furchtbar aus. Bleich, blutverschmiert, zerkratzt, zerschnitten und zerstochen, wie auch grün und blau geprügelt. Ihre sonst so wilden Haare lagen strähnig, teils blutig auf ihrem Gesicht, auf dem nur zu deutlich der kalte Schweiß glänzte. Er spürte ihren schweren, fiebrig heißen Atem, der getrieben ging. Sie war völlig am Ende. Wenn sie nicht endlich Ruhe und vor allem Hilfe bekam, würde sie sterben, womit er zurück zu seiner Mutter sah.

„Du willst mir wirklich helfen?", fragte er dennoch misstrauisch, worauf sie nickte.

„Ja doch. Ich...", brach sie ab und betrachtete sich nochmal kurz das Bild, bevor sie Snape mit einem Zauber ruhig stellte, sodass er nicht doch noch Alarm geben konnte, wenngleich es ihm nicht bekommen würde, Draco ans Messer zu liefern. Und das wusste er auch. Letztlich beschwor Narcissa ihren Umhang herbei und warf ihn sich über, bevor sie Draco auf die Tür deutete.

„Es gibt noch einen alten Geheimgang. Ich hoffe, den haben sie nicht entdeckt. Dort könnten wir vielleicht raus kommen." „Wo?", stutzte Draco perplex, da er keinen solchen kannte. Narcissa lächelte nur ein wenig matt.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Where stories live. Discover now